Mauretanien Teil 2

Nachdem wir uns den ganzen Tag über die letzten 150 Kilometer durch tiefen Sand und über steinige Abschnitte gekämpft haben, kommen wir endlich gegen 18 Uhr in Atar an. Nur noch durch die Stadt fahren bis zum Camping Bab-Sahara. Das wäre zumindest der Plan gewesen. Leider entscheidet sich ein Esel am Karren aber plötzlich, nach Links auszubrechen und läuft voll in den Gegenverkehr rein. Trotz Vollbremsung erwischt ihn Martin. Fazit: Auto hat eine Beule im Kotflügel und eine verzogene Motorhaube. Der Esel steht zwar wieder auf, aber leider nur noch auf drei Beinen. Shit, armes Tier. Natürlich grad riesen Tumult um uns rum. Ein älterer Herr, der recht gut französisch spricht und alles gesehen hat, versichert uns zwar, dass Martin nicht schuld ist und macht das auch lautstark allen klar. Wir versuchen da wegzukommen in dem wir sagen, dass wir nichts wollen für den Schaden am Auto. Und der arme Esel ist nicht Martins Schuld. Es wird trotzdem die Polizei geholt, denn hier in Mauretanien mache man alles korrekt. Der Polizist, der eigentlich von Anfang an schon dabei ist, sich aber mittendrin umzieht und plötzlich eine Uniform anhat, ist aber ein bisschen hilflos, was er denn nun machen soll. Iiiiirgendwann nach viel warten und rumtelefonieren kommt dann einer mit einem Massband und erstellt eine minutiöse Skizze. Nach einigem Hin und Her werden wir dann endlich erstmal entlassen. Mit der Anweisung, am nächsten Tag um neun Uhr auf dem Polizeiposten zu erscheinen, um alles aufzunehmen. Na denn. Ziemlich übermüdet beziehen wir Quartier auf dem Campingplatz. Just, der Besitzer ist offenbar eine richtige Institution hier. Praktisch jeder, der mit dem Offroader durch Afrika fährt, macht bei ihm Halt. Dies ist denn auch das erste Mal seit einer guten Woche, dass wir andere Touristen in Mauretanien sehen. Auch mal wieder schön, sich bissel austauschen zu können. Aber noch viel schöner ist natürlich die Dusche!

Wir entscheiden uns, dass ich mit meinem fliessenden Französisch *räusper* Martin als Dolmetscherin begleite. Caro und Marcel bleiben derweil auf dem Camping und kümmern sich um Wäsche und sonstiges Haushaltzeugs. Pünktlich um neun sind wir auf dem Posten und oh Wunder, der Besitzer vom Esel kommt auch gerade an und der Polizist von gestern ist auch schon da. Diese Pünktlichkeit hätte ich jetzt nicht erwartet. Aaaaaaber der Chef, der fehlt noch. Der wird nun erstmal angerufen und es heisst warten. Ein Bett wird kurzerhand auf die Veranda gestellt, damit wir uns setzten können und irgendwann wird sogar noch Tee und Brot gereicht. Doch gut ist Ramadan vorbei. Erst kriegen zwar nur die Männer Tee. Bin ich ja schon ein bisschen beleidigt. Aber nein, es hatte einfach zu wenig Gläser. Nachdem der Polizist ausgetrunken hat, wird das Glas einfach nochmals gefüllt und mir hingestellt. Öhm ja, bin ja nicht heikel…

So gegen zehn taucht dann der Chef auf und bittet uns in sein Zimmer. Wir müssen erzählen, was genau passiert ist. Dann kommt der Eselbesitzer dazu, auch er muss erzählen und mit hundeblick sagt er, dass der Esel tot ist. Haben wir nicht anders erwartet, wir haben gestern schon vermutet, dass er sich etwas gebrochen hat. Armer Esel *seufzg*. Wir beteuern, dass uns das natürlich sehr leid tut aber dass wir nichts dafür können. Das Auto hat schliesslich auch einen Schaden. Ja gut, das sei ja nur eine kleine Sache zum Reparieren, aber der Esel sei schliesslich tot. Nun geht es hin und her. Es gibt zwei Varianten. Entweder der Fall geht vor die Justiz und Martins Versicherung muss zahlen. Oder wir finden eine Einigung mit dem Eselbesitzer. Die Polizei mische sich da natürlich nicht ein, habe aber nichts gegen eine Abmachung und würde dann alles fallenlassen. Das wäre halt sicher praktisch für uns, weil dann könnten wir weiter. Da wir keinen Plan haben, was es für Martin bedeutet, wenn der Fall zur Justiz weitergeht, ist uns natürlich an einer Einigung gelegen. Der Besitzer fordert 3000 Geld (etwa 75 Euro) für den Esel. Zähneknirschend handeln wir einen Preis von 50 Euro aus. Für den Schaden am Auto kriegt Martin natürlich nix. Also gut, Fall erledigt. Denkste. Nun muss der Polizeichef noch den Justizchef (was auch immer das ist) anrufen und fragen, ob das so in Ordnung geht. Also wieder warten. In der Zwischenzeit fällt dem Möchtegernanwalt des Eselbesitzers (wir haben keine Ahnung was der Typ wirklich für eine Funktion hatte, wir nennen in mal so) aber noch ein, dass wir uns versichern müssen, dass der Esel wirklich tot ist. Nein nein nicht nötig, wir glauben das. Doch wir müssen das sehen. Er unterstellt mir dann grad noch, dass ich das nur nicht wolle, da ich zartbesaitet sei und weinen würde. Vollpfosten. Ui mit dem Trottel hätte ich mich streiten können. Aber nein, ich bin brav. Na gut, dann gehen wir halt toten Esel gucken. Wir steigen also zu fünft in das Auto vom Möchtegernanwalt ein, Martin und ich schon etwas blass um die Nase. Nein, nicht wegen der Aussicht auf den toten Esel. Aber in einer mauretanischen Blechkiste durch die Stadt gefahren zu werden, ist wohl das gefährlichste, was wir in diesem Urlaub machen werden. Mercedes hin oder her. Aber nützt ja nix, also los. Also nein moment, zuerst noch kurz zum nächsten Reifenhändler und bissel Luft auffüllen, denn ein Reifen ist platt. Kleines Detail. Aber nun ab zum Esel. Martin und ich haben erwartet, dass wir in einen Schlachthof geführt werden. Nö, wir fahren zur Unfallstelle, da liegt der tote Esel am Strassenrand. Herr Polizeichef fragt, ob wir den Esel gesehen haben. Ja danke haben wir. Also wieder zurück zum Polizeiposten. Dort ist der Anruf vom Justizirgendwas immer noch nicht eingetroffen. Nochmals warten. Irgendwann wird es dem Chef dann doch zu bunt. Wenn ich auf einen Zettel schreibe, dass wir eine Einigung gefunden haben und dass wir ganz freiwillig und ohne dass uns jemand unter Druck gesetzt hat dazu bereit sind, den Eselbesitzer zu entschädigen, dann könnte er uns gehen lassen. Selbstverständlich machen wir das. Bloss weg von hier. Aber halt, dafür braucht es ja Papier. Gibt es hier aber nicht. Also muss der Chef erst einen losschicken, um ein Blatt Papier zu organisieren. Args. Derweil versucht der Polizeichef mit uns etwas Smalltalk zu betreiben. Über Fussball. Voll mein Thema und Martin ist auch nicht grad eine Hilfe 😉. Verzweifelt versuchen wir, ein paar Namen, die uns grad einfallen auszugraben. Aufgabe vor der nächsten Reise, Fussballernamen lernen… Irgendwann ist dann das Papier da. Ich schreibe mit meinem lupenreinen Französisch was auf und muss dem Chef vorlesen, was ich geschrieben habe. Der ist einverstanden, Martin unterschreibt und nach etwas drei Stunden sind wir endlich entlassen. Nur noch das Geld an den Eselbesitzer überreichen und wir haben’s geschafft. Und Martin und ich sind um eine sehr spezielle Erfahrung reicher 😉.

Den Nachmittag verbringen wir mit Putzen, Aufräumen, Nichtstun und vor uns hin schwitzen auf dem Campingplatz. Die Temperatur ist nun tagsüber bei an die 40 Grad. Gemäss Vorhersagt wird es in den nächsten Tagen bis 43 Grad *schwitz*. Als die Hitze am späteren Nachmittag etwas erträglicher wird, machen wir einen Spaziergang auf den Markt. Nebst Brot und Früchten finden wir sogar noch einen echt gut sortierten Supermarkt mit einem auf europäische Touris ausgerichteten Sortiment. Und wem laufen wir sonst noch in die Arme? Natürlich dem Eselbesitzer. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob er sich da einen neuen Esel oder doch lieber ein neues Handy kaufen wollte. Aber immerhin hat er Martin nett mit Handschlag begrüsst. So macht man sich Freunde…

Am nächsten Morgen geht es nach dem Volltanken ab nach Osten. Das Ziel ist ein altes französisches Fort, das vor ein paar Jahren nach einem Attentat aufgegeben worden ist. Gemäss Reiseführer sollten wir je zwei Tage hin und zurück brauchen. Die Fahrt ist zuerst etwas eintönig, bis wir zu einer grossen Salzpfanne kommen. Das war recht cool, da drüberzubrettern. Und schnell fahren musste man gemäss Martin, damit man schneller wie der Rost ist. Oder so… 😉

Weiter geht es entlang eines grossen Wüstengebietes. Mega schön, links die farbigen Sanddünen und rechts die schwarzen Berge.

Gegen vier reicht es uns dann und wir suchen uns einen superschönen Platz hinter einer Düne für unser Camp. Obwohl wir mitten im Nirgendwo sind, dauert es natürlich nicht lange, bis der erste Nomade auf dem Kamel angeritten kommt. Caro darf auf seinem Kamel reiten, dafür bekommt er von uns eine Flasche Wasser, ein Schoggistängeli und eine Schachtel Tee. Und einen Plastiksack, weil Kamel hat keinen Kofferraum. Am nächsten Morgen kommt natürlich auch noch der nächste und fragt nach Geschenken. Na gut, ein Schoggistängeli können wir noch erübrigen. Wundert mich ja schon, woher die jeweils kommen aber nun gut, wenn man so waahnsinnig abgelegen wohnt, dann nutzt man verständlicherweise jede Gelegenheit.

Am zweiten Tag ändert sich die Landschaft dann erstmal etwas. Die Strecke führt durch eine riesige Pfanne und über einen sehr steinigen Pass.

Unsere Autos meistern das gut und oben machen wir uns auf die Suche nach Pfeilspitzen. Die soll man in der Gegend zuhauf finden. Wir finden dann in der Tat ein paar angefangene Exemplare.

Weiter geht es zum nächste Dünengebiet. Der Track geht eigentlich rechts weg, alle Fahrspuren führen aber links, vermeintlich am Rand der Dünen entlang. Fahren wir mal da. Irgendwie werden die Dünen aber immer höher, es geht zwar gut zum fahren aber nach ein paar Kilometern ist uns dann doch nicht mehr so wohl, dass wir da mitten in den Dünen sind. Erstmal Mittagspause machen und beratschlagen. Wir fahren wieder zurück und suchen einen anderen Weg. Also alle mal drehen und auf der gleichen Spur zurück. Das funktioniert auch ganz gut, bis zum letzten Hügel. Dort ist der Sand in der Spur wahnsinnig weich und ich fahre mich kurzerhand mal schnell fest. Da es wirklich scheisse heiss ist, ist so eine Fahrzeugbergung kein Spass. Erstmal geschlossene Schuhe anziehen, sonst verbrennt man sich grauselig die Füsse. Auch Panja kriegt Mittags Schuhe verpasst, damit sie sich die Pfoten nicht verbrennt. Aber zurück zur Bergung. Kommen die Sandbleche schon wieder zum Einsatz. Luft ablassen und los geht es. Ich komme den Hügel hoch und warte auf Martin. Das dauert dann auch nochmals ein bisschen, bis er oben ist. Aber immerhin kann er seine Sandboards auch mal ausprobieren. Nachdem wir den richtigen Track finden, geht es den Dünen entlang bis zum Fort.

Ein paar Fotos machen und dann ab auf den südlichen Weg zurück. Sehr weit kommen wir nicht, im ersten Flussbett bleiben wir schon wieder stecken. Gepennt, falscher Gang also wieder Buddeln. Pfffffffffffffft. Wenigstens sind wir nun wieder wach und überstehen die Fahrt durch das sandige Tal ohne weiteres Buddeln. Bleibt also etwas Zeit um Pause zu machen und Felszeichnungen zu suchen.

Das Camp schlagen wir in einer kleinen Senke am Rande der Dünen auf. Mal wieder ein super schöner Spot und man glaubt es kaum, die zweite Übernachtung in Mauretanien, ohne zwei- oder vierbeinigen Besuch 😊. Gut nein stimmt nicht ganz, wir sehen sogar einen Wüstenfuchs. Zwar leider etwas weit weg, deshalb gibt es keine Fotos. Aber wir freuen uns trotzdem, dass wir endlich einen gesehen haben.

Tag drei führt uns zum Auge Afrikas. Auf Google Maps ist es gut zu sehen, vor Ort sieht man ohne Drohne aber nicht allzu viel. Wir entscheiden uns deshalb, nicht durch das Auge zu fahren, da es viel Tiefsand hat und man nicht einfach den gleichen Weg wieder zurückfahren kann, falls man nicht durchkommt. Wir umfahren das Auge grossräumig, allerdings ist auch dieser Weg recht anstrengend. Zuerst führt der Track durch nervige Büschelgradfelder, dann durch Steinfelder. Fahrspuren gibt es keine, die ungefähre Richtung einschlagen und einen Weg suchen, heisst die Devise.

Endlich auf einer Piste angekommen, wird es dann aber erst richtig mühsam. Abwechselnd Wellblech und Tiefsand. Beim ersten grösseren Tiefsandfeld schaffen wir es sogar, beide Autos grad nebeneinander zu versenken. Prima. Immerhin wissen mir mittlerweile, wie das mit den Sandblechen funktioniert… Zur Belohnung für die Buddelei, gibt es dann erstmal Mittagessen mit Blick in das Auge Afrikas.

Auf dem weiteren Weg kommen wir an Oudane vorbei. Diese alte Handelsstadt, könnte man besichtigen. Aufgrund der unglaublichen Hitze, lassen wir das aber bleiben und machen uns auf den sehr schönen letzten Abschnitt durch Dünenfelder bis zum wiederum wundervollen Übernachtungsplatz. Auch heute gibt es keinen Besuch in der Nacht und am Rand einer Sanddüne haben wir einen wunderschönen Blick in die Ebene.

Durch diese Ebene geht es dann am letzten Tag. Vorbei an kleinen Nomadendörfern, über sandige Büschelgrasfelder, bis wir plötzlich wieder auf eine offenbar sehr stark befahrene Piste treffen. Wo auch immer die jeweils plötzlich herkommen. Heute sind wir dankbar dafür, denn die sandige Piste ist echt cool zu fahren, wie auf einer Bobbahn, und es geht zügig voran. Bis wir kurz vor Chinguetti wieder durch ein sandiges Qued müssen. Arbeit für die Autos. Vor allem Martins Toyota mag das nicht ganz so gerne.

In Chinguetti angekomme,n werden wir dann sofort von einem Führer und mehreren Frauen belagert. Chinguetti wird als 7. heiligste Stadt des Islam angeschaut und war früher eine wichtige Handelsstadt für die Karawanen. Vor ein paar Jahren wurde die Altstadt unter einer drei Meter dicken Sandschicht ausgegraben. Die Mosche wurde in diesem Zug renoviert, wir dürfen aber nur von der Schwelle aus einen kurzen Blick in den Hof werfen. Eine weitere Besonderheit sind die vielen Bibliotheken. Eine davon besichtigen wir und ein ältere Herr erzählt uns etwas über die Hintergründe und zeigt uns ein paar alte Exemplare der noch erhaltenen Bücher. Wir versuchen seinem Französisch zu folgen und schwitzen derweil vor uns hin, obwohl der Raum eigentlich angenehm «kühl» und im Schatten ist. Anschliessend müssen Caro und ich noch zu ein paar Frauen in ihren Laden. Irgendwie haben sich die Verkäuferinnen selber nummeriert, in der Reihenfolge wer zuerst beim Auto war. Aisha ist Nummer 1, Leila Nummer 2. Problem ist, Caro will nix von Verkäuferin 1, ihr gefällt ein Armband von Verkäuferin 3. Das geht aber erst nicht, weil die eben erst an 3. Stelle drankommt. Riesenchaos und nachdem wir dann doch etwas Kleines gekauft haben, müssen wir fast die Flucht ergreifen. Ich verstehe ja, dass die Frauen nur versuchen Ihre Familien zu ernähren und das mit dem Tourismuseinbruch in Mauretanien sicherlich alles andere als einfach ist. Aber nervig ist es halt trotzdem.

Da wir alle ziemlich müde und überhitzt sind, entscheiden wir uns, nicht die Offroadstrecke nach Atar zu nehmen, sondern der Piste zu folgen. Da büssen wir allerdings erstmal mit 80 Kilometern übelstes Wellblech. Ürks.

Aber was macht man nicht alles für die Aussicht auf einen ruhigen Nachmittag auf dem Campingplatz mit Dusche und leckerem Nachtessen. Das haben wir uns wirklich verdient, bevor es morgen auf die berühmtberüchtigte Erzeisenbahnstrecke geht. Wir sind gespannt…

Mauretanien Teil 1

Auch wenn man überall liest, dass es eigentlich unkompliziert sei, aber halt seine Zeit dauert. Sicherheitshalber haben wir alles Unerlaubte gut versteckt und die Funkgeräte abmontiert. Gegen drei kamen wir dann an der Grenze an. Zum Glück nicht später. Denn nur schon die Ausreise aus Marokko hat sich ziemlich hingezogen. Wir hatten zwar grad auf Anhieb den richtigen Schalter gefunden und den Ausreisestempel erhalten. Dann ging es aber für den Toyota erstmal ab zum Röntgengerät und das dauerte… Hab ich so auch noch nie gesehen. In einer grossen Halle steht ein LKW mit einem Röntgengerät drauf. Jeder LKW und jedes grössere Auto wird da durchleuchtet. Ist alles i.O., wird noch ein Suchhund durch das Auto geschickt. Nix gefunden, also zurück zum Schalter und den Stempel für die Ausreise des Autos holen. Nachdem wir diesen Stempel dann gefühlte fünf Mal vorgezeigt hatten, waren sowohl wir als auch das Auto nach einer guten Stunde endlich ausgereist. Dann folgte ein Stück furchtbar schlechte Strasse im berüchtigten Niemandsland. Und dann waren wir an der mauretanischen Grenze. Dort mussten wir uns erst mal die ganzen Schlepper versuchen vom Hals zu halten. Wir haben es nicht ganz geschafft, denn irgendwann hatten wir doch einen im Schlepptau der uns natürlich meeeega geholfen hat 😉. Dann hiess es hier anstehen, dort anstehen, wieder den Suchhund ins Auto. Hier Visum kaufen, da Visum stempeln lassen, dort Autoversicherung kaufen. Und Skandal, dann war auch schon kurz vor Feierabend, was den letzten Beamte mit dem wichtigsten Stempel sichtlich genervt hat. Aber es ist wie’s ist und nach gut zwei Stunden haben wir auch das geschafft und sind offiziell in Mauretanien eingereist. Keine Sekunde zu früh denn hinter uns wurde die Grenze geschlossen. Schlüssel gedreht und fertig für heute. Öhm Glück gehabt, hätten wir sonst im Niemansland übernachten müssen….

Ach ja, ich habe noch ganz vergessen zu erwähnen, dass es während der ganzen Zeit immer mal wieder geregnet hatte. Und dann nicht nur so ein klitzekleines bisschen. Nö. Es hat geschüttet wie aus Kübeln. Wiedermal. Nachdem wir die ersten beiden Checkpoints passiert haben, sind wir auf den gemäss Beschreibung einzig passablen Campingplatz in Nouhadhibou gefahren. Wir fanden ihn supergemütlich. Wir konnten ganz nahe am Meer stehen und waren nicht mal alleine da.

Neben uns steht ein Van, mit einer jungen deutschen Familie. Zum Glück lässt dann auch der Regen nach und wir können draussen gemütlich essen. Sobald wir aber im Bett sind, fängt es wieder an zu schütten. Am nächsten Morgen sehe ich den Besitzer auf dem Dach des Hauses Wasser runterschaufeln. Im Haus selber tropft überall das Wasser von der Decke. Oups. Die Besitzerin war ziemlich besorgt um die Stabilität ihres Dachs und sie hat erzählt, dass es hier eigentlich nie regnet. Zumindest habe sie noch nie Regen gesehen, seit sie hier wohne. Wir haben uns deswegen entschlossen, unsere Pläne zu ändern und zuerst Richtung Süden zu fahren und nicht wie geplant über die Erzeisenbahnstrecke. Denn diese soll in diesem Jahr besonders schwierig zu fahren sein und nach Regen wollen wir lieber gar nicht erst versuchen herauszufinden, was das bedeutet.

Am nächsten Morgen geht es dann erst mal los in die Stadt. Wasser einkaufen, SIM-Karte kaufen und Geld abheben stehen auf dem Programm. Tja und was soll ich sagen, nun sind wir definitiv so richtig angekommen in Afrika und verstehen auch was der Reiseführere mit Achtung Kulturschock meint. Das ist ja vielleicht ein Gewusel auf den Strassen. Und was da alles so rumfährt? Wieder mehr Autos wie in Marokko aber Auto ist fast ein bisschen das falsche Wort. Das sind Bleckkisten auf vier (oder wahlweise drei…) Rädern.

Nachdem unsere Einkäufe erledigt sind, geht es weiter Richtung Süden. Unser Ziel ist der Nationalpark Banc d’ Arguin. Die Anfahrt ist schon mal toll, denn die Piste führt um erste kleine Sanddünen rum. Genau deswegen bin ich schliesslich nach Mauretanien gekommen. Sand. Teilweise müssen wir unseren Weg auch selber finden.

Danke dem Training von Mark meistern wir das gut und finden schon bald den Camping am Strand. Der ist zuerst zwar eine kleine Ernüchterung. Da stehen duzende Beduinenzelte am Strand und es sieht alles ein bisschen verlottert aus. Vermutlich sind diese für grössere Reisegruppen vorgesehen. Es sind aber keine anderen Touristen anwesend und sogar die Toilette funktioniert. Wir können unsere Autos einfach irgendwo am Strand hinstellen und ich habe mich natürlich in die erste Reihe gestellt. Welt wieder in Ordnung. Oder sagen wir mal fast, denn leider ist der Wind immer noch recht stark und zum Baden hat es uns deshalb grad so gar nicht angemacht. Obwohl der Strand superschön war. Selbst für einen ausgiebigen Strandspaziergang ist es uns zu windig. Oder wir zu faul. Wie auch immer.

Nach einem weiteren Frühstück mit viel Sand zwischen den Zähnen, geht es weiter in Richtung Hauptstadt Nouakchott. Dort angekommen, gibt es erstmal ein bisschen Weihnachten, denn wir finden einen richtigen Supermarkt. Zwar sauteuer für hiesige Verhältnisse aber bissel Luxus nach drei Wochen on the Road schadet ja nicht. Positiv überrascht von dem doch fast europäisch sauberen Neubaugebieten und dem wenigen Verkehr, erreichen wir rasch den Campingplatz am Strand. Und Wind und unruhige See hin oder her, ins unerwartet warme Wasser gehen wir heute trotzdem. Mindestens einmal muss also sein. Am Abend mache ich mit Panja einen Spaziergang zum nahegelegenen Fischerhafen. Da stehen ganz viele farbige Boote im Sand und einige liegen auf dem Meer vor Anker, ein tolles Fotosujet. Deshalb will ich am nächsten Morgen grad nochmals hin, um ein paar schöne Fotos zu machen. Farbige Boote gibt es aber kaum mehr am Strand. Irgendwie sind fast alle im Betrieb. Wir können dafür grad noch zuschauen, wie diese mit viel Manpowerunterstützung ausgelaufen sind.

Bevor unsere Tour weitergeht, müssen wir nochmals einen Bankomaten aufzusuchen, da wir wohl doch mehr Geld brauchen werden fürs Tanken, wie zuerst kalkuliert. Denn Mauretanien ist insofern speziell, dass es im ganzen Land nur eine Handvoll Bankomaten gibt, die ausländische Karten akzeptieren. Mit Karte zahlen ist schon grad gar nicht möglich. Euro wechseln soll zwar an vielen Orten möglich sein, aber da wir ja so ein blödes Differential kaufen mussten, ist der Euro Vorrat etwas dünner geworden. Drum also lieber nochmals Geld abheben. Damit wir nicht ins Gewühl der Stadt kommen, war der Plan einfach einmal quer durch auf der Hauptstrasse. Guter Plan, hat erst auch ganz gut funktioniert. Bis die Strasse nicht mehr existiert hat. Oder besser gesagt, anstatt der eingezeichneten Strasse ist da ein Eingangstor zur gigantischen chinesischen Baustelle. Auch hier sind sie also angekommen. Mitten in der Stadt führt unser Weg also plötzlich Offroad irgendwie über Baubrachen. Bis dann an der nächsten Kreuzung nix mehr geht. Bravo, mitten im grössten Gewusel gelandet. Selbst Kreuzungen mit Lichtsignal brauchen einen Polizisten mit Trillerpfeiffe, damit der Verkehr überhaupt einigermassen läuft. Iiiirgendwann haben wir dann die Stadt endlich hinter uns gelassen.

Auf der Strasse der Hoffnung geht es nun endlich westwärts. Durch unzählige Checkpoints hindurch. Checkpoints gab es ja bereits überall in Marokko. Dort wird man als Tourist meistens freundlich weitergewunken. Einzig bei den Militärpoints der Grenze entlang, wurden die Details aus dem Pass aufgenommen. Hier in Mauretanien ist es grad umgekehrt. Mit Ausnahme der LKWs dürfen die Einheimischen einfach durchfahren. Von den Touristen wird hingegen ein «Fiche» verlangt. Das ist ein Zettel, auf dem sämtliche Details von den Insassen und vom Auto draufstehen. Den macht man selber zu Hause und druckt ihn sich ganz viele Male aus. Nur eben wie viel ist viel Mal? Ich hatte irgendwie um die 70ig Kopien dabei. Nach Tag vier hatte ich noch 30 Stück. Öhm das könnte eng werden. Auch wenn wir bald die Strasse der Hoffnung verlassen und nicht mehr bei so vielen Ortschaften vorbeikommen. Denn normalerweise sind zwei Checkpoints vor den Ortschaften und zwei nacher. Warum zwei weiss kein Mensch, vermutlich einer von der Polizei und der zweite vom Militär oder sowas. Vorsorglich fange ich mal an, die Zettel zu halbieren und einen Teil mit Stift auf die Rückseite zu schreiben. Bei den Checks wird man ausserdem gefragt, woher man kommt und wohin man geht. Das sollte man besser sehr genau wissen. Sonst kann es passieren, das gleich noch eine Geographiestunde folgt. Aber normalerweise wird man recht schnell weitergewunken, nachdem man den Zettel abgegeben hat.

Da wir wissen, dass Mauretanien zu den am wenigsten besiedelten Ländern der Erde gehört, sind wir etwas erstaunt, dass sich an der Strasse der Hoffnung quasi ein Dorf an das nächste reiht. Es ist deshalb nicht ganz so einfach, eine passende Übernachtungsstelle zu finden. Und das Angebot an Campingplätzen ist sehr überschaubar. Schon ziemlich müde und kurz vor Sonnenuntergang fahren wir kurzerhand auf eine Piste und schlagen uns irgendwo in die Büsche. Natürlich dauert es nicht lange, bis der erste Hirte mit einer Herde Ziegen daherkommt. Dann noch einer mit Kühen. Offenbar haben wir unser Nachtlager direkt neben ihrem Übernachtungsplatz aufgeschlagen. Nach Einbruch der Dunkelheit bringen uns die Hirten einen Krug frischer Ziegenmilch. So lieb. Wir revanchieren uns natürlich mit Schokolade. Die Nacht ist dann nicht soooo ruhig wie gedacht, da dauernd irgendwelche Viecher zum Grüezi sagen vorbeikommen. Ausserdem sind wir etwas verwirrt, da überall in den Büschen Lichter zu sehen waren, die sich nicht gross bewegen. Hocken da überall Hirten? Das Rätsel hat sich dann am nächsten Morgen geklärt. Die Lichter sind Positionslichter der Esel, die da angebunden sind. Vermutlich, damit sie auch in der Nacht gefunden werden. Clever und ab jetzt wissen wir, leuchtet irgendwo nachts ein Licht, kann der nächste Hirte nicht soooo weit weg sein.

Am folgenden Tag geht es endlich wieder auf eine Piste. Ziel Sandkrokodile. Zuerst war ich ja etwas skeptisch, ob sich die lange Anreise wegen ein paar Krokodile wirklich lohnt. Auch wenn Krokodile in der Wüste natürlich per se schon etwas Spezielles sind. Aber das kleine Tal, in dem sich das Wasserloch mit den Krokodilen befindet, ist wunderschön und die Anreise lohnt sich allemal! Wir campieren am Eingang des Canyons und laufen zu einem Aussichtpunkt über den Krokodilen. Von da oben hat man einen genialen Blick. Irgendwie stelle ich mir so den Garten Eden vor. Neben den Krokodilen wohnen da jede Menge Vögel und Pavian Affen.

Ausserdem wird das Wasserloch von ganzen Karawanen von Eseln, Pferden und Kühen aufgesucht. Und dann sind da noch die Riesenheuschrecken. Wir haben schon gesehen, dass einige Bäume voll von diesen Viechern waren. Nach dem Essen habe ich mich über ein komisches Rauschen in der Luft gewundert und in den Himmel geschaut. Der war übersäht von fliegenden Heuschrecken. Keine Ahnung wie viele das waren aber minutenlang war der Himmel schwarz von den Viechern. Das müssen Millionen gewesen sein. War als ein sehr apokalyptisches Schauspiel.

Nach diesem kurzen Abstecher zu den Krokodilen startet unser Mauretanienabenteuer so richtig, denn wir nehmen die erste längere Offroadstrecke unter die Räder. Obwohl die Strasse auf der Karte weiss eingezeichnet ist, erkennen wir häufig kaum mehr irgendwelche Spuren und wir brauchen schon etwas Phantasie, um unseren Weg zu finden. Teilweise führt der Weg auch über richtige Sanddünen. An einem sehr sandigen Pass brauchen wir dann mehrere Anläufe und die Winde, bis wir beide oben angekommen sind. Dafür werden wir mit einem wunderbaren Campspot belohnt. Es dauert zwar auch hier wieder nicht lange, bis von irgendwo her ein Hirte kommt. Er bittet uns um Wasser und schaut dann zufrieden vor sich hin summend zu, was Martin da an seinem Auto rumwerkelt. Kurz vor Sonnenuntergang zieht er freundlich winkend weiter.

Auch für die weitere Strecke ist es teilweise eine Herausforderung, den richtigen Track zu finden. Teilweise wurde wohl ein neues Dorf gebaut, und die Piste führt nun in einem grossen Bogen rundherum. An anderen Stellen führt der Weg durch eine Weide, die mit Stacheldraht eingezäunt ist. Bei der Durchfahrt liegt der Draht zwar am Boden, einfach so drüberfahren wollen wir aber trotzdem nicht. Also kommen erstmal die Sandbleche in Einsatz. Wenigstens nicht für nix mitgenommen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp mit Einkaufen und Tanken in Tiyakya geht es weiter Richtung Atar. Unser nächstes Camp schlagen wir in einem trockenen Flusslauf auf. Zwar nicht so weit weg vom nächsten Ort, wie wir bei der Anfahrt bemerken. Wir haben aber trotzdem eine ruhige Nacht. Vielleicht auch weil heute das Ende des Ramandan gefeiert wird. Schon den ganzen Tag haben wir gesehen, dass überall in den Dörfern die Kinder gebadet wurden und alle haben ihre schönsten Kleider ausgepackt. Wir sind gespannt, ob sich nach Ende des Ramadan für uns etwas ändert.

Eine wirkliche Einschränkung war der Ramadan bisher nämlich nicht für uns. Mittagspause machen wir eh irgendwo in der Natur, dort interessiert es niemanden, dass wir tagsüber essen. In den grösseren Touristenorten in Marokko waren durchaus auch Mittags Restaurants geöffnet. Einzig in der Westsahara war wohl noch mehr tote Hose wie sonst. In Boujdor hatten wir sogar fast etwas Mühe, ein offenes Restaurant zu finden. Als wir endlich eines gefunden hatten, gab es einfach das, was grad noch da war. Die typische Ramadansuppe, ein Omelett für jeden, Datteln, Brot und Tee. In vielen Restaurants wird der Ramadan auch zum Renovieren genutzt und sie bleiben den ganzen Monat geschlossen. Wir freuen uns aber auf jeden Fall darauf, auch mal tagsüber in ein Café sitzen zu können und dem Treiben zuzuschauen.

Für uns geht es weiter Richtung Atar. Da wir auf der neuen Teerstrasse gut vorankommen (obwohl die Strasse immer mal wieder durch Sanddünen eingenommen wird), haben wir uns spontan dazu entschieden, noch eine 200 Offroad-Kilometer Schlaufe anzuhängen und über den Tifoujar-Pass zu fahren.

Ein guter Entschluss, denn ich weiss ich wiederhole mich, die Landschaft ist wiederum grandios. Auch wenn es durch die vielen Kilometer in tiefsandigen Flussbeeten schon recht anstrengend für Mensch und Maschine ist.

Teilweise führt der Track durch Felder mit zwar kleinen aber recht fiesen Sicheldünen. Einmal nicht aufgepasst und falsch abgebogen und wir trohnen oben auf einer Düne und müssen buddeln. Pfffft… Aber irgendwann sind alle Schwierigkeiten gemeistert und wir schlagen unser Nachtlager an einem tollen Platz in einem Canyon auf und geniessen den etwas verfrühten Feierabend. Das ist denn auch der bis jetzt wohl ruhigste Platz der ganzen Reise. Nicht mal eine Ziege oder ein Esel sind zu hören. Toll!

Nun stehen «nur» noch die letzten 150 und nicht minder anspruchvollen Kilometer bis nach Atar auf dem Programm.

Von Zagora in die Westsahara

Tadaaaa, Ramadan hin oder her. Bei der Ankunft in der Garage am nächsten Morgen hiess es, das Diff sei gestern Abend noch gekommen und bereits eingebaut. Gleich Probefahrt gemacht und uff, es tönt alles so wie es halt bei nem alten Auto tönen soll. Einiges Geld hat den Besitzer gewechselt *ürks*. Und das defekte Diff wurde irgendwo im Auto verstaut. Denn das müssen wir mitnehmen, damit zu hause dann die Sperre wieder eingebaut werden kann. Blöd, denn wir hätten uns ein paar hundert Euro noch gespart, wenn wir das alte Diff dort gelassen hätten. Jetzt fahren wir also ein kaputtes Diff durch die Gegend mit der vor zwei Jahren für viel Geld eingebauten Sperre. Schon ein bisschen sehr ärgerlich, wenn ich das mal so sagen darf. Aber nun gut. Bei unseren ganzen Reisen sind wir bis jetzt abgesehen von der einen oder anderen Reifenpanne ohne Pannen durchgekommen. Irgendwann erwischt es also halt wohl jeden mal. Selbst mit Toyota ;-). Meine Hochachtung gilt ab heute aber allen Overlandern, die sich dauernd mit irgendwelchen Pannen rumschlagen müssen. Ich hoffe sehr, dass es bei uns für lange Zeit dabei bleiben wird. Bis auf Reifenpannen natürlich. Wieso ich das erwähne?

Nach einem schnellen *räusper* Mittagessen in Zagora haben wir die Stadt endlich in Richtung Erg Chegaga verlassen. Das ist Marokkos zweites Wüstengebiet. Zwar einiges grösser wie das Erg Chebbi, aber mit eher kleinen Sanddünen. Auf dem Weg haben wir bei einer Oase halt gemacht. Und was ist? Das bereits reparierte Rad ist wieder platt. Echt jetzt? Also wieder Reserverad montiert und weitergefahren. Leider war immer noch sehr viel Wind und dementsprechend auch viel Sand in der Luft. Unser Nachtlager haben wir am Rande der Wüste im Schutz einer Sanddüne aufgeschlagen und glücklicherweise liess der Wind doch noch etwas nach. Mit dem Wüstensonnenuntergang wurde es zwar nichts, aber zumindest die Hundedame hat sich unglaublich über unseren Campplatz gefreut. Für sie gibt es wohl kaum etwas Schöneres, wie im Sand rumzufräsen.

Am nächsten Morgen wurde ich mir dann kurz mal vor Augen geführt, dass die Wüste eben doch nicht nur ein grosser toller Spielplatz ist. Unsere Reserveradtasche lag über Nacht ausnahmsweise mal am Boden. Ich denk mir nix dabei, heb sie hoch und öffne sie um den Müll zu versorgen. Da läuft mir doch promt ein Skorpion entgegen. Kreisch. Guten Morgen, jetzt bin ich endgültig wach. Wie blöd kann man denn sein? Ist ja nicht so dass ich nicht genau wüsste, dass die Krabbeldinger überall sind und sich gerne in irgendwas das am Boden liegt verstecken. Jeden Stein, den ich aufhebe (und wer mich kennt weiss, das sind so einige…) verpasse ich zuerst vorsichtshalber einen Tritt aber hier? Nö. Pfffffffffffft. Na ja nix passiert. Blöderweise hat sich Herr oder Frau Skorpion, dann grad noch so schnell versteckt, dass ich es nicht mehr gefunden hatte und nicht mal ein Foto machen konnte. Nicht nett…

Weiter ging unsere Route ein Stück entlang der ehemaligen Strecke der berühmten Paris-Dakar Ralley. Mit dem Tempo konnten wir wohl nicht so ganz mithalten. Vermutlich :-). Auf dem Weg lagen wieder einige Militär-Kontrollposten, da die Grenze zu Algerien nicht weit weg ist. Das Prozedere ist immer das Gleiche. Unsere Pässe werden eingezogen und entweder mit dem Smartphone fotografiert oder abgeschrieben. Es wird gefragt, von wo wir kommen und wohin wir gehen (von Vorteil wenn man sich die Ortschaften merken kann… ;-)). Dann wird an die nächste Station gefunkt, dass da drei Touris unterwegs sind. Keine Ahnung was passieren würden, wenn wir da nicht auftauchen würden. Wir lassen es mal nicht darauf ankommen. Leider war immer noch sehr viel Sand in der Luft und die Fernsicht war gleich null. Schade, auch wenn es dafür zeitweise zu einer absolut mystischen Stimmung geführt hat.

Unser Ziel für heute hiess Tata. Dort galt es erst mal ein bisschen was einkaufen und ach ja da war doch noch was, einen Reifenflicker finden. Reparatur Nummer zwei, hoffen wir mal das hält etwas länger. Übernachtet wurde auf einem recht ordentlichen und gut besetzten Campingplatz mitten in der Stadt. Neben einer Moschee, was am Freitag während Ramadan sicherlich eine seeeeehr kurze Nacht bedeutet. Warum? Das letzte Gebet ist irgendwie um 22 Uhr fertig. Und morgens um vier geht es los. Nein nicht einfach nur mit Beten. Da heult eine Sirene wie wenn ein Luftangriff bevorstehen würde. Das erste Mal sind wir echt alle gestanden im Zelt (also zumindest wären wir es, wenn sich das mit der Dachhöhe ausgehen würde…) und haben gedacht wir haben doch wie geplant den Tripp in den Iran unternommen. Aber nein. Nachdem die Sirene aufgehört hat ruft der Muezin. Und wenn der verstummt, dann fangen die Hunde an zu bellen. Und spätestens dann bin ich wach. Hellwach. Tja so haben wir schnell gelernt, dass ein typischer Campingplatz in Marokko drei Merkmale aufweist. Eine Moschee in Hördistanz, einen schreienden Esel und bellende Hunde.

Weiter ging es in Richtung Assa. Man denkt ja Wüste ist Wüste aber nein, fast hinter jeder Ecke sieht die Landschaft wieder anders aus. Heute hat sogar eine Flussdurchquerung auf uns gewartet.

Mitten im Bachbett wollten wir eine kurze Pause machen. Und was hör ich da am nassen Reifen? Blubberblubberblubber. Na toll, der Flick hält offenbar nicht. Ist eine wirklich sch… Stelle und der Schnitt schon ziemlich gross. Wiedermal Ersatzreifen montiert. Wir machen bald der F1 Konkurrenz. Unser Nachtquartiert war ein wirklich hübscher Campingplatz. Und zum Abendessen gab es ein super leckeres 3-Gang-Menue mit Suppe, Fleischspiessen und dem ultimativen Schokomousse. Mmmmmmmhhhhh.

Nun ging es aber definitiv in die Wildnis. Vier Nächte Wildcamping standen auf dem Programm. Also alle Vorräte nochmals aufgefüllt, den Reifen zum dritten Mal geflickt. Heisst ja hoffentlich nicht umsonst aller guter Dinge sind drei. Der Typ hat einen ziemlich seriösen Eindruck gemacht und der Flick sah auch zuverlässiger aus. Schaun wer mal.

Die Strecke die Mark uns gezeigt hat, führte durch ein einsames Tal und war suuuuuper schön. Ausser ein paar Dromedare haben wir den ganzen Tag niemanden gesehen. Unser Camp haben wir am Rande eines ausgetrockneten Flusses inmitten von Babydünen aufgestellt. Wie bestellt, hat zum Glück auch der Wind endlich mal ein bisschen abgestellt, sodass wir einen gemütlichen Abend verbringen konnten.

Die nächsten Tage haben wir uns der Grenze von Marokko und der Westsahara entlang bewegt. Also Grenze ist ja ein bisschen falsch gesagt. Für das offizielle Marokko ist die Westsahara ein Teil Marokkos und wird marokanische Sahara genannt. Wenn man gewissen Quellen glauben soll, ist es nicht einmal erlaubt, Karten oder Aufkleber einzuführen, auf denen diese Grenze eingezeichnet ist. Es gibt auch keine Grenzposten oder sowas. Nur relativ viel Militärpräsenz. Und etwas kurrlige Bauwerke mitten in der Wüste teilweise. Oder Munitionzeugs, das da so rumliegt…

Auch UN-Fahrzeuge haben wir angetroffen. Zuerst haben wir uns zwar etwas gewundert, warum der neben uns gefahren ist und die Scheibe runtergelassen hat. Aber er hat dann nur ein «Servus wie geht’s. Wohin seit’s ihr denn unterwegs?» gerufen :-).

Das Gebiet der Westsahara besteht fast ausschliesslich aus Wüste und ist nur sehr dünn besiedelt. Die Strecke führte über meistens kaum sichtbare Pisten, teils auch einfach so querfeldein. Gesehen haben wir abgesehen von gelegentlichen Militärfahrzeugen keine Menschenseele. Auch wenn die Landschaft nicht mehr soooo abwechslungsreich war, trotzdem ein unglaubliches Erlebnis. Und das eine oder andere Highlight gab es doch auch. Wie den Wasserfall mitten in der Wüste. Zuerst fährt man stundenlang durch die Einöde und plötzlich steht man am Rand eines unglaublichen Canyons. Ein genialer Campspot. Der einzige Wehrmutstropfen war, dass der Wind uns immer noch begleitet hat. Und denn noch wie. Sogar Panja war wörtlich so durch den Wind, dass wir sie ins Dachzelt holen mussten, damit wir alle ein bisschen Ruhe gefunden haben…

Das Wetter sollte uns auch noch weiter in Atem halten. Das geplante Käsefondue konnten wir zwar grad so knapp durchführen. Das Brot steckt ja schliesslich auf der Gabel und kann drum nicht durch die Luft fliegen…

Der nächste Tag hatte es dann aber so richtig in sich. Das Wetterapp hat zwar schon was von Wind und Gewitter erzählt. Ja klar in der Wüste, wer’s glaubt. Ähm ja… Wer nicht hören will… Wir fahren stundenlang querbeet durch eine topfebene Wüstenlandschaft. Rundherum wird es immer schwärzer und plötzlich fängt es an zu regnen. Erst haben wir uns nicht gross was dabei gedacht. Eher im Gegenteil, wäscht die staubige Luft vielleicht wieder etwas sauber. Nach dem sandigen Mittagessen wurde der Wind dann aber immer stärker und plötzlich hat man kaum mehr etwas gesehen.

Mitten im Sandsturm. Gut haben wir das Auto frisch aufpoliert. Und dann hat gleichzeitig wieder Regen einsetzt und in der Ferne waren Blitze zu sehen. Häh geht’s noch? Sandsturm bei Regen? Wenn Engel reisen…

Das Gute daran war, dass die Auto plötzlich sauber waren. Zumindest auf einer Seite. Wir haben schon darüber gewitzelt, ob wir nicht wieder ein Stück zurückfahren sollten, damit die Autos auf der anderen Seite auch sauber werden. Wenn wir gewusst hätten, was noch auf uns zukommt… Der Regen hat angehalten und wurde immer stärker. Plötzlich waren wir nicht mehr in der Wüste sondern auf einem gigantischen See. Martin war plötzlich sehr happy mit seinen MT-Reifen. Aber genützt hat es dann doch auch nicht so viel, aber das soll unter uns bleiben 😉. «What happens in the Sahara, stays in the Sahra» Jedenfalls glichen die nächsten zwei Stunden einem Höllenritt. Mit Vollgas durch den nassen bodenlosen Kies, bloss nicht Steckenbleiben.

Irgendwann waren wir alle ziemlich am Ende und als wir auf einer kleinen Anhöhe etwas trocknen Boden unter den Reifen hatten, haben wir das Camp gleich da aufzuschlagen.

Niemand hatte mehr Lust, noch weiter durch diesen Sumpf zu fahren. Schliesslich hatten wir ja eine Wüstentour gebucht. Trockener Boden hatten wir aber Windschutz war natürlich Fehlanzeige. Bin ich froh, haben wir unser Hartschalenzelt. Das versprach doch etwas Schlaf in der Nacht. Caro und Martin haben sich entschieden, sich irgendwie ins Auto zu legen und das Dachzelt geschlossen zu lassen. Unser Hoffnung, dass es über Nacht keinen Regen mehr gibt und dass dieser Sumpf bis morgen abtrocknet hat sich denn auch gröstenteils erfüllt.

So konnten wir die restlichen knapp 200 Kilometer bis zu unserem Ziel Boujdor unter die Räder nehmen. Wo wir zuerst mal eine Waschanlagen ansteuern…

Marokko Woche 1 1/2

(da ich unerfreulicherweise grad viel Zeit haben bereits ein neuer Blogeintrag, aber dazu später mehr)

Nein, der nette Ziegenhirte kam am nächsten Morgen nicht mehr. Ich habe nicht mal seine Ziegen irgendwo gesehen, obwohl ich am morgen Früh mit Panja noch auf den nächsten Hügel geklettert bin. Nachdem wir in absoluter Einsamkeit gemütlich gefrühstückt haben, ging es wieder zurück in Richtung Zivilisation. Auf dem Weg zur nächsten geplanten Piste haben wir beschlossen, dass wir vielleicht nochmals in einen Supermarkt sollten, bevor es dann auf die Tour geht. Der einzige Supermarkt bedeutet aber einen Umweg von etwa einer Stunde. Egal, machen wir. Und es hat sich gelohnt, denn ausser ein paar Besonderheiten war es fast wie in einem westlichen Supermarkt. Ausser, dass die Marokkaner wohl das unverpackt Konzept erfunden haben. So eine riesen Auswahl an offen erhältlichen Lebensmittel habe ich noch nie gesehen.

Nach dem Einkaufen ging es ein Stück zurück zu einem anderen Einstieg auf die geplante Strecke. Auf mehr oder weniger ruppiger Piste ging es vorbei an unzähligen neu geschaffenen Palmenplantagen. Wir wundern uns ein bisschen, wo das ganze Wasser für die Plantagen herkommen soll. Aber nun gut, die Marokkaner werden da wohl schon einen Plan haben.

Die Piste führte uns an verschiedenen Kunstwerken eines deutschen Künstlers vorbei. Irgendwie kam der vor vielen Jahren auf die Idee, Mitten in der Wüste ein Abbild des Orion Sternbildes und eine Himmelstreppe hinzustellen. Angesichts der brütenden Hitze haben wir auf eine Besichtigung verzichtet, ein gute Fotomotiv war es aber allemal.

Am Nachmittag sind wir in Erfoud auf dem Camping eingetroffen und haben Mark, unseren Guide für die nächsten 11 Tage, kennengelernt. Sonntag ging es dann ziemlich zeitig Richtung Erg Chebbi. Das kleinere der beiden Wüstengebiete in Marokko aber mit den grösseren Dünen. Hier haben wir uns einen lokalen Guide genommen, der uns einen Tag durch die Dünen führen wollte. Da es zu heiss war und deshalb um den Mittag rum der Sand für unsere schwergepackten Reisemobile kaum mehr fahrbar war, ist es auf einen halben Tag ausgelaufen. Wir haben es nicht ganz geschafft, das Erg von Nord nach Süd zu durchqueren. Aber egal, das Sandfahren hat mal wieder riesen Spass gemacht.

Anschliessend haben wir in einem Hotel noch Tee und Kaffe getrunken und für Caro lag sogar einen Sprung in den erstaunlich kalten Pool drinnen. Da wir bereits beim Luft ablassen am Morgen gemerkt hatten, dass einer unserer Reifen weniger Luft hatte, mussten wir noch eine Werkstatt aufsuchen. Das ist ja in Afrika immer ein Erlebnis. Da wird mitten in der Werkstatt gebetet und bei uns in der Schweiz hätte der Suva Inspektor wohl Schnappatmung.

Aber der Reifen wurde sorgfältig repariert und wir konnten uns ein sehr leckeres Mittagessen in einem Restaurant gleich daneben gönnen. Frisch gestärkt war der Plan, ein Stück zu fahren und uns dann einen Wildcampspot zu sagen. Aber Pläne können geändert werden, wie wir in Zukunft noch ein paar Mal erfahren werden… Kaum losgefahren hören wir ein wirklich sehr ungewöhnlich Geräusch. Was ist denn das? Das Getriebe? Vor uns bremst Mark plötzlich ab und fährt zu einer Tankstelle. Sein Auto fahre kaum mehr und sei dauernd ausgegangen. Hm. Martin hat sich das beides angeschaut, bei unserem Auto fand er es jetzt nicht sooooo ungewöhnlich, vermutlich wirklich das Getriebe aber das sollte kein Problem sein zum Weiterfahren. Hm okay. Bei Mark sah es anders aus. Also zurück zur Reifengarage. Dort wurde dann gesucht und gesucht. Und gefunden und repariert. Uff. Da es schon später Nachmittag war haben wir uns entschieden, gleich da im Ort einen Campingplatz anzufahren. Doch auf dem Weg wird Mark schon wieder langsamer. Öhm also doch nicht repariert. Im Schneckentempo auf den Camping und Mark wieder zurück in die Garage.

Martin und Marcel haben sich dann doch unser Auto nochmals etwas genauer angeschaut und ein Radlager nachgestellt (oder so). Und Caro und ich sind auf die Dünen gleich neben dem Camp geklettert. Das war vielleicht ein Spektakel. Kamelkaravanen, Motocrossfahrer, Spaziergänger, Offroader, alle haben sich bei Sonnenuntergang im Sand vergnügt. Wir sassen da auf der Dünen und fühlten uns fast wie im kitschigen Kino.

Mark war dann erst gegen 21 Uhr zurück. Dafür mit der frohen Botschaft, dass der Fehler wohl gefunden worden ist. Hoffen wir das Beste. Am nächsten Morgen ging es dann richtig los mit der Tour. Zuerst hat uns der Weg zu einer wirklich spektakulären Abbruchkante geführt.

Die Location diente schon als Kulisse bei vielen Filmen, unter anderem the Mummie und Spectrum.

Panja hat sich mit dem Souvenirhändler angefreundet und wir haben uns köstlich über eine Horde spanischer Motoradfahrer amüsiert. Nein man lässt den Töff nicht am Parkplatz, man versucht bis ganz nach oben zu fahren. Auch wenn etwa jeder dritte auf die Schnauze geflogen ist. Schaden konnte wir nicht mehr zugucken, wie die da alle wieder heruntergefahren äh geschlittert sind.

Den Rest des Tages sind wir durch die Wüste gefahren.

Mittagspause und der erste Marokkaner eilt heran, er braucht Benzin für seinen Töff. Schwierig bei drei Dieseln.

Aber eigentlich war es eben nicht DIE Wüste. Denn quasi um jede Ecke sieht es schon wieder ganz anders aus. Besonders toll war, dass nach den ausgiebigen Regenfällen die Salzseen teilweise grün waren. Auf einem haben sogar Dromedare geweidet.

Das Nachtlager haben wir in der Nähe der algerischen Grenze aufgeschlagen. Caro und ich haben uns ans Kochen gemacht und sogar meine fancy Vanlifelichterketten ist erstmals zum Einsatz gekommen.

Dienstag ging es dann noch für etwa zwei Stunden durch die Wüste, an zwei Militärposten vorbei, bis wir wieder auf die Teerstrasse gekommen sind. Unser nächstes Ziel Zagora war nur noch etwa 40 Kilometer entfernt. Der Plan stand – zuerst mal Mittagessen und dann den Nachmittag auf dem Camping verchillen. Aber wie war das nochmals mit den Plänen? Kaum auf dem Teer war da wieder das gleiche Geräusch wie vor zwei Tagen. Nur diesmal viel lauter. Sobald wir mehr wie 40 km/h gefahren sind, konnte man sich kaum mehr unterhalten. Nicht gut, gar nicht gut. Beim Anhalten und checken was los ist, wurden wir natürlich bereits von den ersten Mechanikern auf Mofas gesichtet. Die ersten Verkaufsgespräche fanden dann bei 50 km/h durch das geöffnete Fahrerfenster statt…

Die fliegenden Mechaniker

Das Lunchdate blieb aber anschliessend sind wir sind wir in die Garage gefahren. Problem ist offenbar das hintere Differential. Also ausgebaut und aufgemacht und grosse Stirnerunzeln. Zwei Schrauben waren komplett lose. Dadurch hat sich alles verschoben und das Diff ziemlich am Arsch.

Allgemeine Ratlosigkeit
Es warten noch andere auf Teile!

Weshalb das passiert ist? Gute Frage. Vielleicht ist was falsch gelaufen beim Einbauen der ARB-Sperren vor zwei Jahren? Die wichtigere Frage ist aber, wie kommen wir nun zu einem neuen Diff? Ali ist momentan immer noch dran, eines zu organisieren. Heute Abend oder morgen sollte eines kommen. Inshalla. Vertrödeln wir uns die Zeit also mal noch auf dem Campingplatz.

Marokko Woche 1

Mit Caron und Martin, die aus Süddeutschland kommen, haben wir uns auf einer Autobahnraststätte in der Schweiz getroffen. Anschliessend ging es gemeinsam auf der Autobahn Richtung Südfrankreich. Gegen 19 Uhr sind wir auf einem meiner Lieblingscampingplätze in Leucate Plage eingetroffen. Blöderweise schliesst der Camping bereits um 18 Uhr. Hätte man ja schon mal vorher abklären können… Während wir so diskutieren, was wir nun machen sollen, geht die Schranke wie von Zauberhand auf. Öhm okay, dankeschön, suchen wir uns auf dem praktisch leeren Platz ein hübsches Plätzchen. Glück gehabt.

Am nächsten Tag ging es nicht ganz so früh wie geplant weiter Richtung Süden. Ab dem Mittag wurde es in Spanien dann schon deutlich wärmer. Was uns alle gefreut hat den nun konnten wir endlich mal die neu eingebauten Klimaanlagen ausprobieren. Und was soll ich sagen? Herrlich. Einfach nur herrlich. Wieso bloss haben wir so lange damit gewartet? Na egal, Hauptsache wir haben nun eine…

Nächster Stopp war Calp. Dort haben wir unsere Zelte auf einem typischen Wohnmobil Campingplatz mitten in der Stadt aufgebaut. Leider waren wir dann doch etwas zu spät dran, damit es noch für die berühmte Wanderung auf den Felsen vor der Stadt gereicht hat. Schade. Aber immerhin waren wir sehr lecker und reichhaltig spanisch essen.

Während der Fahrt haben wir uns für den letzten Abend auf europäischem Boden noch ein 2-Zimmer Appartement in der Nähe von Gibraltar gebucht. Irgendwie fanden wir es stressfreier, dann am Morgen nicht noch erst alles zusammenpacken zu müssen. War ein guter Entscheid. Unsere Wohnung lag in einer hübschen Ferienanlage, hatte nebst den zwei Schlafzimmern sogar zwei Badezimmer und auf dem Spaziergang zum Restaurant hat man den Felsen von Gibraltar bei Sonnenuntergang gesehen. Schön!

Am Dienstag ging es zeitig zum Hafen. Die Tickets hatten Caro und ich am Abend zuvor schon organisiert und so waren wir Ratzfatz vor der Fähre und es hiess warten. Nebst den ganzen LKWs waren vielleicht 6 oder 7 private PKWs da. Hab ich so also auch noch nie erlebt.

Aber dementsprechend rasch waren wir natürlich auf der Fähre und nach der rund 1½-stündigen Überfahrt auch wieder runter. Die Einreise verlief völlig problemlos. Das einzige, das ein bisschen dauerte war, dass wir das Auto bei Marcel im Pass eintragen lassen wollten, obwohl ich die Halterin bin. Aber schlussendlich hat der nette Herr Zöllner (ja ja das gibt es!) auch das geschafft. Nach einem kurzen Blick ins Auto und der Nachfrage, ob wir Drohnen mit haben (haben wir natürlich wirklich nicht!), waren wir eingereist. Noch kurz Geld wechseln und schon ging es auf landschaftlich reizvollen Hauptstrasse in Richtung Chefchaouen.

Gegen Nachmittag haben wir bereits Quartier bezogen auf dem dortigen Campingplatz. Zusammen mit Scharen von Wohnmobilen, Vans und sonstigen Gefährten. Irgendwie waren wir grad ein bisschen überfordert mit dieser Anzahl an Touris. Aber Chefchaouen, die blaue Stadt, ist nicht umsonst so beliebt wie wir bei unserem Spaziergang durch die Stadt feststellen durften. Wobei Spaziergang ist ein bisschen untertrieben. Die Rückkehr ging eigentlich schon fast als kleine Bergwanderung durch. Keine Ahnung wie viele Höhenmeter zurück zum Camping zu bewältigen waren. Aber es waren so einige. Und dann kamen noch die zusätzlichen dazu, die wir absolviert haben, da wir den Weg aus diesem Gässchenlabyrinth fast nicht mehr gefunden haben 🙈.

Nun stand noch eine relativ ereignislose Etappe über Landstrassen in Richtung Midelt auf dem Programm. Dort schlugen wir unser Quartier auf dem Caping bei einem Hotel auf. Irgendwie ist es Marcel und mir beim Abendessen plötzlich aufgefallen, dass wir hier bei unserer letzten Marokkoreise vor vielen Jahren bereit untergekommen sind.

Und dann endlich die ersten Offroadkilometer. Und grad was für welche. Der berühmte Cirque du Jaffer stand auf dem Programm. Etwas unsicher, da wir doch unschöne Storys von gesperrten Strassen und aufdringlichen Nomaden gelesen hatten. Aber nix da. Die Tour durch den Canyon war spektakulär und ein toller Einstieg in unser Marokkoabendteuer.

Und weil’s so schön war, haben wir anschliessend noch eine Tour über den Tiz-Tagountsa angehängt. Auch das super super schön. Vielleicht auch weil sehr unerwartet?

Nur hat die Tour dann doch länger gedauert wie gedacht. Eigentlich wollen wir Richtung Imilchil. Aber da es bereits fast 18 Uhr war und die Sonne schon bald unterging haben wir uns entschlossen, bereits Richtung Süden umzuschwenken und die restlichen Touren für den Schluss aufzuheben. Denn wir müssen am Samstag in Erfourd sein. Dort werden wir uns mit Mark treffen, unserem Guide für die nächsten 10 Tage. Jedenfalls haben wir den Entscheid nicht bereut denn wir haben uns auf dem Camping bei der Auberg Boubbude einquartiert. Zur Begrüssung gab’s Tee mit Keksen und zum Abendessen ein sehr leckeres 3-Gange-Menue.

Beim Morgenspaziergang waren Panja und ich dann die Dorfattraktion. Aber alle waren sehr nett und haben lediglich freundlich gegrüsst. Wenn man mit dem Auto vorbeifährt fordern einige der Kinder schon sehr wehement Geld oder was zu essen ein. Aber zu Fuss war das hier überhaupt nicht das Problem.

Weiter ging es dann auf der Teerstrasse durch eine wirklich schöne Schlucht. Und völlig unverhofft waren wir plötzlich mitten in einer DER Touristenattraktionen. In der Thodra Schlucht. Das kommt davon, wenn der Reiseführer immer noch praktisch ungebraucht im Auto liegt. Wir haben uns dem Rummel hingegeben und Caro hat sich noch einen Schesch (ein Turbantuch) erstanden.

Nach ein paar Kilometern auf Asphalt waren wir dann auf Ausgangspunkt der nächsten Passüberquerung auf einer Piste. Ja ja ich weiss ich wiederhole mich, aber die Landschaft war grandios. Einmal abgesehen davon, dass die Steine eher schwarz waren hätte man das gut für Canyonland in den USA verkaufen können. Die Strecke war etwas ruppig aber gut zu fahren und hat so richtig Spass gemacht.

Nach einem kurzen Abstecher zurück in die Zivilisation ging es dann bereits auf die nächste eher unbekannte Piste. In einem trockenen Qued haben wir mitten in den Bergen dann unser Nachlager aufgeschlagen. Unser erstes Wildcamp in Marokko. Selbstverständlich ging es nicht lange, bis von irgendwo her ein Ziegenhirte angedackelt kam. Leider sprach er kein Wort französisch und wir konnten uns nicht unterhaltenund so ist er bald wieder weitergezogen. Vielleicht kommt er ja morgen zum Frühstück wieder vorbei, mal schauen.

Ach ja Frühstück. Hier ist momentan Ramadan. Einerseits heisst das, dass vor allem hier im Süden tagsüber alles geschlossen hat. Denn die Muslime dürften von Sonnenauf- bis -untergang weder essen noch trinken. Bei den Touristen wird das eigentlich nicht so eng gesehen. Trotzdem wurde Marcel bereits darauf hingewiesen, dass man das eigentlich nicht tut, als er während einem Unfall auf der Strasse wartend seinen Kaffee getrunken hat. Oups. Na ja, wir versuchen uns dran zu halten und tagsüber nur zu essen oder Kaffe zu trinken, wenn wir unsere Ruhe haben.