Kroatien

Nach den ereignisreichen Tagen in Bosnien ist uns nach einem Tag Pause auf einem hübschen Camping am Meer. Das stellt sich aber zuerst als gar nicht so einfach heraus. Aus den vielen Küstenorten picken wir uns Biograd na Moru heraus, da es dort mehrere Campings gibt. Wir sind recht erstaunt, wie viel hier im September noch los ist. Erst auf dem dritten Camping haben wir Erfolg und bekommen die letzten zwei Plätze. Und das wohl nur, weil zumindest einer der Platz sehr klein ist. Nur mit viel Zirkeln bringen wir unsere Autos unter. Obwohl der Platz auf den ersten Blick jetzt nicht grad Begeisterungsstürme auslöst, stellt er sich dann doch als Glücksfall heraus. Es ist sehr ruhig, da nur etwa 20 Stellplätze. An uns grenzt ein Olivenhain und durch die Bäume haben wir sogar ein bisschen Meerblick. Der Strandabschnitt ist zwar klein, aber es gibt einen Steg, damit man nicht über die Steine laufen muss, und sogar Liegestühle. Ausserdem führt direkt vom Camping ein Fussweg der Küste entlang. Etwas, das man sonst in Kroatien nicht sehr oft hat. Wir pflänzen den ganzen Tag vor uns hin, geniessen das Baden im Meer und gönnen und ein leckeres Mittagsessen im fussläufig erreichbaren Städtchen. Auch das Wetter spielt mit, tagsüber ist es an die 30 Grad und das Meer noch angenehm warm.

Ich könnte es so zwar noch länger aushalten, aber wir wollen ja noch was vom Land sehen. Also fahren wir weiter Richtung Norden. In der Nähe von Zadar biegen wir auf unseren ersten Track in Kroatien ab. Dieser führt durch eine spektakuläre Landschaft, in der die Winnetou Filme gedreht worden sind. Es gibt sogar eine Gedenktafel an Pierre Briece und der Slovakische Fanclub hat eine Fotowand aufgestellt. Muss glaub die Filme mal wieder schauen, ob ich die Landschaft wiedererkenne.

Wenn wir schon grad da in der Gegend sind, suchen wir auch noch die Stelle im südlichen Velebit Nationalpark auf, an der Jannik und ich vor drei Jahren den Toyota um ein Haar versenkt haben. Wir haben Hilfe gebraucht von ein paar kroatischen Offroadern, um da wieder rauszukommen. So ohne Wasser sieht die Wiese allerdings ziemlich harmlos auf. Aber unsere Bergehölzer liegen also noch da…

Weiter geht es auf einem offenbar wenig befahren und ziemlich rauhen Track wieder vom Berg runter. Marcel glaub mir erst nicht so recht, dass ich das schon mal alleine gefahren bin. Zum Glück gibt es Aufzeichnungen…

Nachdem wir alle ziemlich durchgeschüttelt worden sind, suchen wir das nächste Camp auf bei den Zrmanja Kaskaden. Auch hier sind wir ziemlich erstaunt, wie viel Betrieb herrscht. Der Teil mit Stromanschluss ist gut voll. Wir ergattern uns ein schönes Plätzchen auf der grossen Wiese direkt am Fluss. Jetzt im Sommer sind es nur drei kleine Fälle. Im Frühling stürzt das Wasser auf der ganzen Breite über die Kaskaden. Das Camp vermietet Kanus, damit man den Flusslauf erkunden kann. Auch Touren kann man buchen. Hier könnte man es bestimmt länger aushalten.

Die anderen kneifen, obwohl das Wasser gar nicht mal sooo kalt ist. Also wage ich mich alleine in den super klaren Fluss und schwimme zu den Wasserfällen. Der Weg zurück zum Camp wird dann zwar etwas unentspannter, nachdem beim Wasserfall eine kleine Wasserschlange vor meinen Füssen davongeschwommen ist. Brrrrrrrrrrrr. Bin ja nicht soooo Fan von Gekreucht mit acht oder mit gar keinen Beinen…

Die Autos laufen beide einwandfrei, auch unserer hat sein kurzes Zwischentief offenbar überwunden. Aber unsere Ausrüstung braucht kleine Anpassungen. Deshalb holt Martin seinen heiligen Werkzeugkoffer hervor. Und klein Eva macht sich umgehend daran, die Werkzeuge auf Ihre Funktionalität zu überprüfen.

Nun stehen zwei Tracks auf dem Programm, die ich ebenfalls vor drei Jahren bereits gefahren bin. Der erste führt etwas weiter südlich wieder über den Bergkamm auf die andere Seite. Der Track ist schön, aber nicht mehr so spektakulär wie im Winnetouland. Gegen Ende wird der Weg wieder ziemlich ruppig und ähnelt eher einem Bachbeet. Lustig ist, dass quasi mitten im Bachbeet plötzlich fast zugewachsene Schilder einen Bahnübergang ankündigen. Und prompt steht man im Nirgendwo auf den Bahnschienen.

Da wir zeitlich gut dran sind, machen wir noch einen Abstecher zu einem verfallenen Militärirgendwas. Nicht mal Chat GPT kann uns beantworten, was das einmal war. Kurz vor der «Festung» kommt uns ein Motorradfahrer entgegen. Kaum oben angekommen, hält der gleiche Motorradfahrer neben uns. Was er wohl will, dass er extra umgedreht hat. Er versucht was zu erklären, wir verstehen uns aber nicht. Kurzerhand zückt er sein Handy, spricht mit jemandem und reicht Marcel das Handy weiter. Am anderen Ende ist sein Cousin, der uns auf Deutsch erklärt, dass wir vorsichtig sein sollen und uns keinesfalls ausserhalb des Zaunes und neben der Strasse bewegen sollen. Hier sei noch alles vermint. Das stimmt zwar wohl nicht mehr, denn also ich vor drei Jahren da war, hingen überall noch Warnschilder im Wald. Diese sind nun nicht mehr da und auch auf unserer Karte ist das Gebiet nicht mehr als Minengebiet markiert. Aber egal, mega lieb, dass er sich Sorgen gemacht und uns extra nachgefahren ist! Bei der Gelegenheit mache ich mich noch bitseli schlau und lese, dass Corona offenbar die «Entminung» des Balkans verzögert hat. Bis 2026 sollten aber endlich alle Gebiete in Kroatien minenfrei sein. In Bosnien sieht das leider noch ganz anders aus, da liest man als Ziel 2060. Krass!

Übernachten tun wir auf einem meiner Lieblingscamps, dem Kamp Velebit oder von uns auch «Hobbit-Camp» genannt. Das Camp ist total liebevoll gemacht und bietet in einfacher Ausführung alles, was das Camperherz begehrt. Ausreichend Sanitäranlagen, eine Küche, Sitzplätze, Feuerstelle etc. Zu seinem Spitznamen kommt es, da man auch in «Erdhöhlen» schlafen könnte, die einen an das Hobbit-Land erinnern. Nach einem leckeren Abendessen mit Grilladen, Tomatensalat und Rösti werden wir mit einem wunderschönen Abendhimmel überrascht.

Weiter geht es durch den Velebit Nationalpark. Dieser hat hier einen ganz anderen Charakter, wie noch im «Winnetouland». Die Strecke führt hauptsächlich durch Wald aber gerade am Anfang hat man immer wieder tolle Ausblicke in die felsige Landschaft.

Ein kleiner Abstecher entfernt liegt das Bärenrefugium Kuterevo. Hier kümmern sich Voluntaris um gerettete Bären. In drei Gehegen sind aktuell acht Bären unterschliedlichen Alters untergebracht. Also theoretisch. Denn bei unserem Besuch zeigt sich kein einziger. Vermutlich machen alle grad Mittagsschlaf. Uns wird angeboten, auf dem Parkplatz zu übernachten. Vielleicht bietet sich gegen Abend die Chance, die Bären zu sehen. Und so ist es dann auch. Als wir uns nochmals auf machen, um die Bären zu suchen sind alle aktiv. Zwei jüngere Bären spielen miteinander und flitzen durch das Gehege. Bei den älteren geht es eher gemächlich zu. Die einen fressen Gras, die anderen suchen Früchte in Asthaufen. Bestes Timing und ein eindrückliches Erlebnis, diesen Tieren so nahe zu kommen.

Nach den vielen Eindrücken der letzten Tagen haben wir nochmals das Bedürfnis nach ein bisschen Pause. Wir entscheiden uns, nochmals einen halben Tag am Meer einzulegen. In Kroatien bietet sich dies an, da die Wege von den Offroadstrecken in den Bergen zu den Strängen vergleichsweise kurz sind. Deshalb fahren wir heute nur eine kurze, aber Landschaftlich sehr schöne und «typisch kroatische» Etappe mit fast konstantem Meerblick.

Am Meer angekommen, steuern wir das Camp Punta Povile an. Wieder haben wir ein gutes Händchen bei der Auswahl. Das Camp bietet verschiedene Stellplätze, teilweise im Wald, teilweise exponiert mit direktem Meersicht. Da wir früh da sind, finden wir zwei schöne Plätze nebeneinander mit Meersicht in alle Richtungen. Eva geniesst das Planschen und «Sändelen» oder eher «Kieselen» und ich das Schwimmen. Obwohl das Meer da also sehr speziell ist. Irgendwie herrschen verschiedene Strömungen und das kristallklare kalte und warme Wasser vermischt sich fast nicht. Das führt dazu, dass die Füsse kalt, der Bauch warm und die Schultern arschkalt haben. Sehr schräg. Wir finden dann noch eine kleine Bucht auf der anderen Seite des Campings, wo das Phänomen etwas weniger ausgeprägt ist. Dort ist das Wasser in Ufernähe aber ebenfalls deutlich kälter, wie etwas weiter draussen. Sehr speziell!

Nachts hat es etwas geregnet und am Morgen türmen sich ringsum dunkle Wolken auf. Google und unsere Wetterapps warnen schon seit gestern vor schweren Unwettern in der Gegend. Zuerst hält sich das Wetter noch und wir fahren einen schönen Track mit toller Aussicht.

Dann fängt es aber doch an zu schütten und will nicht mehr aufhören. Bei einem kurzen Stopp am Winnetou Filmset sind wir innerhalb kurzer Zeit pitschnass.

Anstatt besser wird es immer schlimmer, es schüttet wie aus Kübeln. Kriegsrat. Der nächste Track durch die Berge macht so keinen Sinn, da wir eh nichts sehen. Ausserdem macht Camping bei dem Wetter auch nur mässig Spass. Also entscheiden wir uns kurzfristig, in Rijeka eine Wohnung zu mieten. Der Vermieter reagiert schnell und schon eine Stunde später stehen wir in der trockenen Wohnung. Schütten tut es immer noch so stark, dass sich das Trottoir in einen Bach verwandelt und bei den Häusern die Keller volllaufen. Das war ein guter Entscheid mit der Wohnung. Selbst auf dem Weg zum Restaurant werden wir nochmals kräftig geduscht. Nach dem sehr leckeren Essen, haben sich unter unseren tropfnassen Jacken kleine Pfützen gebildet. Zum Glück hat der Regen endlich aufgehört und Marcel und ich machen noch einen Spaziergang durch die hübsche Altstadt und durch den Hafen und bewundern die Bonzenyachten, die da auf Ihre Besitzer waren.

Am nächsten Morgen guckt zum Glück bereits wieder die Sonne hervor. Deshalb entscheiden wir uns, wieder zurück in den Berge und den ursprünglich geplanten Track doch noch zu fahren. Der Weg führt durch Wald, Wald und nochmals Wald entlang der slowenischen Grenze. Aber sehr schönen Wald!

Nur an einer Stelle gibt es die Möglichkeit, zu einer Radarstation hochzufahren. Die Möglichkeit nutzen wir natürlich, auch wenn es dort oben saumässig windig und kalt ist. Tapfer machen wir Mittagspause im Windschutz der Hütte.

Nach 3 Wochen ist er nun gekommen, der letzte gemeinsame Abend. Caro, Marin und Eva machen sich Morgen auf den Weg in Richtung Norden, Marcel, Panja und ich fahren Richtung Westen. Wir finden einen schönen Camping in Slowenien und gönnen uns im Restaurant ein leckeres Abschiedsessen. Lasagne und Istrischen Eintopf. Nachts werden wir durch röhrende Hirsch in den umliegenden Wäldern lange wachgehalten. So laut und so intensiv habe ich das noch nie gehört! Ein spezielles Erlebnis und ein würdiger Abschied für unsere gemeinsame Reise!

Auf dem Heimweg durch Slowenien besuchen wir die Höhlenburg Predjama. Wie auch immer man auf die Idee kommt, eine Burg in einen Fels zu bauen. Ich glaube kaum dass man damals schon an die Einnahmen durch Touristen gedacht hat. Ein eindrücklicher Bau ist es allemal und lohnt den Besuch!

Weiter geht es durch eine unerwartet kurvige und schöne Strecke in Richtung Socia Tal. Denn unser Ziel ist es, über den Stol Pass zu fahren. Offenbar war die Strecke diesen Sommer gesperrt, da ein Teil betoniert wird. Google meint aber, dass die Strasse nun wieder offen ist. Hoffen wir mal das Beste. Mittags ziehen dunkle Wolken auf. Natürlich genau in der Richtung, in der der Pass liegt. Dann gehen die Schleusen auf und das Gewitter hat uns erreicht. Was tun? Einen Bergpass zu fahren bei dem Wetter ist vielleicht nicht die allerbeste Idee. Der Wetterradar meint aber, dass nun das Gröbste durch ist. Hoffen wir das App hat recht. In der Tat hört der Regen langsam auf. Allerdings kommt nun Nebel auf. Ürks. Einmal mehr haben wir auf dieser Reise Wetterglück, bei den letzten Kehren löst sich der Nebel auf und wir sehen das ganze Panorama. Wow!

Was für ein Abschluss dieser wirklich grandiosen Reise!

Bosnien Teil 2

Nach unserem Pausentag am Ramsko Stausee wollten wir eigentlich einen Track in Richtung Mostar fahren. Es hat aber die ganze Nacht geregnet und hört auch nicht auf, während wir unseren Kram zusammenpacken. Unser Stellplatz verwandelt sich in eine Schlammgrube und wir sind schon bald klatschnass. Einerseits vom Regen und andererseits weil wir alles bei der Aussendusche von Schlamm gefreien müssen. Wir flüchten uns deshalb kurzerhand ohne Zmorge in ein Kaffee und lassen es uns da erst mal gut gehen mit einer riesigen Schoggi Melange.

Aufgrund der Wetterprognose für die nächsten Tage entscheiden wir kurzerhand, unser Programm umzustellen. Anstatt nach Mostar geht es nach Sarajevo. Unterwegs wollen wir uns ein paar Lost Places der Winterolympiade von 1984 anschauen, denn da stört der Regen nicht so. Mittags halten wir in Hadzici auf gut Glück bei einem Restaurant, damit wir im Trockenen essen können. Ist für uns ja rehct gewöhnungsbedürftig, dass auf jedem Tisch Aschenbecher stehen, die auch fleissig genutzt werden *hust*. Aber die Holzofenpizza ist so richtig fein. Und das für grad mal 6 Euro pro Pizza. Mittlerweile hört der Regen zumindest vorübergehen immer mal wieder auf und es drückt sogar die Sonne. Also los zur Sprungschanze. Schon eindrücklich, wenn man da beim Schanzentisch steht und in die Tiefe blickt. Und gleichzeitig schwer zu verstehen, weshalb man solche Anlage erstellt und dann verlottern lässt. Hier hat vermutlich der Krieg auch noch eine Rolle gespielt aber nachhaltige Spiele geht bestimmt anders! Immerhin wird neben der Sprungschanze offenbar auch heute noch ein Skilift betrieben.

Weiter geht es zum ehemaligen Athletendorf. Ein grosses Hotel, das vor sich hingammelt. Sogar die Tiefgarageneinfahrt ist noch zu sehen. Runter getraut haben wir uns allerdings nicht.

Der letzte Lost Place ist die Bobbahn oberhalb von Sarajevo. Man könnte die ganze Bahn ablaufen. Haben wir nicht gemacht, aber dennoch war es eindrücklich, da auf der Bahn rumlaufen zu können. Und mit den ganzen Grafitis sieht sie eigentlich noch ganz cool aus wie ich finde. Wenn auch eher nach nem Skaterpark denn nach einer Bobbahn. Offenbar gab es Pläne, die Bahn in eine Sommerrodelbahn umzufunktionieren. Das scheiterte aber daran, dass die Stabilität nicht mehr gegeben ist. Na danke, dass ich da grad fünf Meter über Boden steht, als ich das mithöre…

Ganz in der Nähe der Bobbahn fahren wir einen erste vor wenigen Wochen eröffneten Camping «Camp above Sarajevo» an. Die Infrastruktur an Campingplätzen ist im vielen Teilen sowieso erstaunlich gut. Überall entstehen neue Campingplätze und jeder Platz, auf dem wir waren, hatte gut gepflegte Sanitäranalgen, sehr freundliche Betreiber und bei Preisen zwischen 15 und 30 Euro auch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Es macht für mich den Eindruck, als hätten die Leute hier verstanden, dass sich das Problem der Wildsteher an jedem Eck nur durch die Schaffung eines vernünftigen Angebotes an Plätzen bekämpfen lässt. Auch wenn es in Bosnien aktuell an vielen Orten noch geduldet wird, frei zu stehen, sollte man in meinen Augen die Campingplätze nutzen, sofern es solche gibt.

Von Sarajevo aus starten wir die geplanten Tracks quasi von hinten. Zuerst geht es auf gut ausgebauten Strassen Richtung Süden, bis wir dann grob Richtung Mostar abbiegen. Obwohl es sich zuerst über ein ganz normale geteerte Verbindungsstrasse handelt, sind wir aufs Neue beeindruckt von der Landschaft. Und spätestens beim Mittagshalt auf einem gedeckten Rastplatz neben einer Kirche, weil es natürlich grad wieder regnet, sind wir uns einig: Bosnien hat alle unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. So ein tolles Land und für unsere Art zu reisen einfach nur perfekt!

Irgendwann ist der Teer vorbei uns die Strasse führt wunderschön einer Schlucht entlang. Da wir gut vorankommen, entscheiden wir uns zu einem Abstecher zu einem Bergsee.

Am See treffen wir eine Gruppe Einheimischer, die dort mit Ihrem Geländewagen offenbar einen Männertag verbringen. Ich frage nach, ob wir den gleichen Weg zurück müssen oder ob der gestrichelte Weg durchgehend ist. Sollte der Fall sein meinen die. Und was soll ich sagen, ja wir sind durchgekommen. Aber es gab da schon ein paar recht knifflige Stellen. Viele Autos fahren die Strasse offenbar nicht. Hat aber auf jeden Fall Spass gemacht und die beinahe unberührte Landschaft für uns ganz alleine zu haben ist unglaublich. Die Landschaft erinnert mich irgendwie an Bilder aus der Mongolei. Unterwegs finden sich auch Felder mit alten Grabsteinen.

Die Nacht verbringen wir am Alagovac See. Direkt neben uns ist eine Gruppe junger Männer mit Fischen und den Fang feiern beschäftigt. Sie grüssen uns nett, nehmen sonst aber keine Notiz von uns. Und fahren dann irgendwann gegen Mitternacht wieder. Obwohl die Nacht total ruhig war, schläft niemand von uns so richtig gut. Keine Ahnung warum. Vermutlich weil es fast zu ruhig ist? Man hört jedes Geräusch. Besonders nervig, ein konstantes Tropfen, das ich nicht zuordnen kann. Regnen tut es nicht. Wo zum Teufel tropft denn unser Auto? Als ich Morgens aufstehe, wird es mir erst klar. Draussen ist stockdicker Nebel und überall tropft das Wasser von den Bäumen. Dass von so kleinen Wassertropfen wach gehalten werden kann, tsssssssssssssssss.

Heute steht ein Track auf unserem Plan, der von unserem Tourenbuch die höchste Schwierigkeit erhalten hat. Zuerst geht es harmlos los, die Teerstrasse führt wieder an alten Friehöfen vorbei Richtung Berge.

Dann zweigen wir auf eine immer noch gut zu fahrende Schotterstrasse im Wald ab. Die Strasse wird zwar immer steiniger, die Autos klettern aber problemlos hoch. Dafür sind sie schliesslich gemacht. Dann kommen wir zu den schwierigen 3 Kilometern. Und ja, die haben es wirklich in sich. Hohe Steinstufen wechseln sich ab mit schlammigen Passagen. Irgendwie verpasse ich es vor lauter Anspannung, ein paar Beweisfotos zu machen. Man muss mir jetzt halt einfach glauben. Als die Strecke vorbei ist, strahlen die Männer. Die hatten Spass… Wir suchen uns ein schönes Plätzchen fürs Mittagessen und geniessen die Sonne.

Kurz vor Mostar machen wir einen Abstecher zu einem verfallenen Fort. Hier wäre auch ein idealer Übernachtungsplatz mit Blick auf die Stadt.

Wir entscheiden uns aber, in die Stadt runter zu fahren und uns dort auf einem Camping direkt am Fluss einzuquartieren. Mostar liegt in einem Talkessel und ist deshalb immer etwas wärmer wie in der Umgebung. Das nützten wir aus und räumen erst mal die ganzen klammen Sachen aus den Dachzelten. Die letzten Tage und Nächste waren doch sehr feucht. Die Badetücher nützen höchstens noch um sich zu waschen, nicht mehr um sich abzutrocknen.

Dank der gut 30 Grad trocknet es hier ruckzuck und wir freuen uns alle bereits auch ein trockenes Bett. Zuerst stürzen wir uns aber noch in Touristengewimmel in der Altstadt von Mostar. Ein kleiner Kulturschock nach den Tagen in der Abgelegenheit. Wie bereits bei den Wasserfällen sind sehr viele Familien mit vollverschleierten Frauen unterwegs sind. Wir finden zwar nicht heraus, woher diese Touristen stammen aber offenbar ist Bosnien für Personen vermutlich aus dem nahen Osten ein beliebtes Reiseziel. Wir schlendern ein bisschen durch die Altstadt und über die neu aufgebaute Brücke «Stari Most», die den kroatischen vom muslimischen Teil trennt und während des Kriegs zerstört worden ist.

Fürs Abendessen finden wir ein hübsches Restaurant mit sehr leckeren lokalen Gerichten. Blöd für Marcel, der mit Panja auf dem Camping geblieben ist und sich mit Onkel Benz Fertigreis begnügen musste. Für den Heimweg gab’s dann noch etwas Knatsch mit dem Taxifahrer. Die Hinfahrt hat mit Taxameter 5.50 Euro gekostet. Für den Rückweg wollte er dann 7.50 Euro fix haben. Weil er müsse danach das Auto waschen, die letzten paar Meter führten über eine Kiesstrasse. So ein Schmarrn… Erst wollten wir ablehnen, aber da Eva ziemlich durch war und natürlich in nützlicher Frist kein anderes Taxi kommt, geben wir halt zähneknirschend klein bei.

Nun folgt der letzte Track aus unserem Tourenbuch, der uns wieder zurück an den Ramsko Stausee führt. Dort, wo wir vor drei Tagen unsere Tour umgedreht haben. Dieser Entscheid war rückblickend wirklich ein Glücksgriff. Auf den schönen Bergstrecken hatten wir nun durch das Band traumhaftes Wetter. Und auch von der Fahrtrichtung und der Aussicht her fanden wir es so rum eigentlich besser. Win win könnte man sagen. Die Strecke führt uns abermals durch eine einsame Hochlandschaft. Uns begegnen nur eine Handvoll Autos und ein Holzlaster. Kurz vor Ende wartet denn auch noch ein toller Blick auf den Stausee auf uns.

Wir quartieren uns dieses Mal auf dem grössten Caming «Bosnjak» ein, mit der Hoffnung auf Waschmaschine UND Tumbler. Die Lage ist wieder toll, wir stehen in vorderster Reihe mit Blick auf den See. Der Camping ist recht voll, die Camper stehen dicht gedrängt. Ungewohnt für uns. Beim Panjaspaziergang sehe ich, dass auf dem Camping vom letzten Mal niemand steht. Komisch. Irgendwie leiden Camper wohl unter Herdenverhalten. Ich würde das nächste Mal auf jeden Fall wieder eines der kleineren Camps vorziehen.

Da das mit dem Tumbler doch nicht geklappt hat und die Waschmaschine den Schleudergang unterschlagen hat, gibt es einen ruhigen Morgen, damit die Wäsche noch etwas Zeit zum Trocknen hat. Ich schwimme nochmals eine Runde, anschliessend geht es wieder los.

Auf dem Programm steht die Hochebene Kurzi in der Nähe von Livno. Dort leben etwa 1500 Wildpferde. Also eigentlich sind es keine Wildpferde im klassischen Sinne, sie stammen ab von freigelassenen Arbeitspferden. Man kann geführte Touren dort hin machen oder halt eben auch selber hochfahren, wenn man ein einigermassen geländegängiges Fahrzeug hat. Wir stauen, was da oben für ein Betrieb herrscht. Von geführten Quadtouren über Pinzgauer bis zum VW Transporter kommt uns alles entgegen. Wir sehen ein paar Pferd um einen Unterstand herum und zwei, drei kleinere Gruppen aus der Ferne mit dem Fernglas. Entgegenkommende Motorradfahrer sagen uns, dass eine grössere Gruppe von etwa 200 Tieren nur 1-2 Kilometer neben unserem Mittagsplatz zu finden ist. Und in der Tat, zweimal ums Eck gefahren, ist gefühlt der ganze Berghang voller Pferde. Wir nähern uns zu Fuss, die Tiere sind Neugierig und offenbar gut an die Gegenwart des Menschen gewöhnt. Wir können uns ruhig durch die Herde bewegen und fotografieren. Sogar ein erst ein paar Stunde altes Fohlen sehen wir ganz aus der Nähe.

Nach einer Rundfahrt schlagen wir unser Camp hinter einem verlassenen Haus auf. Einigermassen Wind- und Sichtgeschützt. Gewitter ziehen um uns herum. Sie erreichen uns nicht, führen aber zu einer wunderschönen Abendstimmung. Nachts hören wir nur ab und zu ein Pferd wiehern und die weit entfernten Windräder.

Am Morgen mache ich einen Spaziergang mit Panja auf ein Hochplateau über dem Camp und suche die Pferde. Zuerst sind nur Gruppen weit entfernt zu sehen. Einzig ein Füchslein läuft mir vor die Linse.

Dann sehe ich, die sich eine grössere Gruppe von einer Wasserstellt auf den Weg in unsere Richtung macht. Also so schnell wie möglich runter vom Berg geklettert und schon bin ich Mittendrin in den Pferden. Wenn ich gewusst hätte, dass die alle an unserem Camp vorbeilaufen, hätte ich gar keinen Spaziergang machen müssen. Nach dem Frühstück packen wir rasch zusammen, da eine Regenfront näherkommt. Kaum losgefahren sehe ich im Rückspiegel, dass wieder eine grosse Gruppe Pferde kommt. Wir warten also uns lassen uns überholen. Marcel hat nur in der Gruppe etwa 80 Tiere gesehen. Auf dem Weg vom Berg runter fahren wir noch an mehreren grossen Gruppen vorbei. Wo wir gestern noch Pferde suchen mussten, wimmelt es heute nur so von Ihnen. Keine Ahnung wie viele verschiedene wir gesehen haben. Ein paar hunderte werden es schon gewesen sein.

In Livno nutzen wir die gute Infrastruktur, tanken die Autos und gehen nochmals einkaufen bevor es nach Kroatien geht. Doch kurz vor dem Zoll ein Schreckmoment. Unser Auto läuft nicht mehr auf allen Zylindern. Sofort gestoppt und erstmal wieder runter in die Ebene mit ihm. Zum Glück haben wir ja den Toyota Mechaniker des Vertrauen gleich mit dabei. Danke Martin!

Er schaut schaut sich alles an und kommt zum Schluss, dass es wie nicht so schlimm sein kann. Der Motor scheint noch intakt zu sein. Wir entscheiden uns vorsichtig mal weiterzufahren, damit wir zumindest wieder zurück in die EU kommen. Und was soll ich sagen, das Buschtaxi hat offenbar selbstheilende Kräfte. Oder er hat meine Drohung, dass er sonst durch einen Van ersetzt wird, doch ernstgenommen. Jedenfalls läuft er nach ein paar Kurven wieder völlig normal und wir kommen gut bis an die kroatische Küste, wo wir uns wieder mal einen Tag Reisepause gönnen.

Bosnien Teil 1

Dass wir diesen Sommer wieder Richtung Balkan wollen war schon länger klar. Wohin genau, haben wir bis ganz zum Schluss offen gelassen. Denn wir sind wieder mit unseren Freunden Caro und Martin unterwegs. Neu dazugekommen ist ihre 15 Monate alte Tochter Eva. Klar, dass sich deshalb alles zuerst etwas einspielen muss und sich der Reiserhytmus etwas ändern wird. Nach einem gemeinsamen Wochenende mit Offroad-Freunden in der Nähe von Graz, geht es auf ziemlich direktem Weg durch Kroatien Richtung Bosnien. Die Flugzeugkaverne Zeljava liegt auf dem Weg. Klar also, dass die obligatorischen Overlander-Poserfotos auch her müssen. Sogar die kleine Eva will eines!

Nachdem die ersten Kriegsverletzungen verarztet sind (ja, es ist sau dunkel da drinnen und die Schlaglöcher tief!), geht es weiter zur bosnischen Grenze. Wir haben uns ja auf Wartezeit eingestellt, aber der Grenzübertritt zerrt dann doch ordentlich an unseren Nerven. Denn gleichzeitig will eine grosse Gruppe irgend einer Bullshit Ralley die Grenze passieren. Die Teilnehmeden drücken sich dauernd vorne rein und blockieren die Spur für die anderen. Was dazu führt, dass wir nicht vorankommen. Args. Tja, Anstand ist halt nicht für alle Leute selbstverständlich. Aber hej, Karma! Nach rund 1.5. Stunden sind wir dann endlich in Bosnien. Da der Übertritt etwas länger gedauert und Eva so um ihr Mittagsschläfchen gebracht worden ist, werfen wir unsere Pläne kurzerhand um und steuern das nächstbeste Camp an. Das Una Rafting Camp ist ein Glückstreffer, tolle Lage direkt am Fluss und sehr nette Betreiberinnen. Wir haben sogar den unteren Teil des Camps ganz für uns alleine. Bis Mitten in der Nacht zwei holländische Vans auftauchen. Am Morgen beim Aufstehen bietet sich uns dann ein lustiges Bild.

Tja, kann man machen. Ich ziehe definitiv das Dachzelt vor.

Weiter geht es in den Una-Nationalpark. Das Schild am Eingang ist schon mal vielversprechend!

Der Weg ist zwar nicht grad anspruchsvoll, führt aber durch wunderschöne Urwälder bis zum Wasserfall Strbacki Buk.

Der Wasserfall ist auch über eine Teerstrasse zugänglich. Was ein ziemliches Gewusel mit sich bringt. Es wurden schöne Holzstege angelegt, auf denen man ganz bequem hinuntersteigen kann.

Bevor wir uns einen Übernachtungsplatz suchen, machen wir noch eine Abstecher zu einer Burgruine. Die Strasse ist zwar teilweise fast zugewachsen und wer allergisch ist auf das Geräusch von kratzenden Ästen auf Lack sollte diesen eher umfahren. Für die Aussicht ins Tal und auf die glasklare Una hat sich jeder Kratzer gelohnt würde ich mal sagen.

Zum Übernachten entscheiden wir uns für den Nationalpark eigenen Camping in Martin Brod. Wir stehen direkt am Wasser und können das erste Mal bissel Ferienfeeling tanken. Man kann sogar schwimmen im Fluss. Wenn man denn immun gegen arschkaltes Wasser ist.

Nach dem Abendessen machen wir einen Spaziergang zu den berühmten Wasserfällen von Martin Brod. Wirklich spektakulär und im Nachhinein etwas schade, dass wir so spät los sind und die letzten Sonnenstrahlen nur noch knapp erwischt haben. Aber man muss ja noch ein Ziel für nächstes Mal haben.

Eigentlich wollten wir am Ufer der Una weiter fahren. Da steht aber auf einem Weg eine Schranke und auf dem anderen ein Fahrverbotsschild. Ich habe zwar ein paar Tage vorher auf Facebook gelesen, dass das Schild wohl nicht offiziell ist. Wir entscheiden uns dann aber doch gegen den Track. Man ist ja schliesslich Gast im Land und sollte nicht alles ausreizen. Meine Meinung. Unsere Alternativroute bis zum nächsten Track führt uns teilweise auf Schotter über eine wunderschöne Hochebene. Die Landschaft ist mit vielen Kratern übersäht. Muss mich mal noch schlau machen, woher diese stammen. Nach einer Mittagsrast und «Eva müde mach Programm» steigen wir in den Track von Glamoc nach Kupres ein. Der erste Teil ist landschaftlich wieder superschön und führt auf eine Hochebene mit tollen Aussichten.

Weiter geht es dann eher eintöniger durch dichte Wälder. Leider findet sich auch keine Möglichkeit, ein Camp aufzuschlagen, denn Eva hat langsam genug vom Autofahren. Zum Glück kommen wir irgendwann aus dem Wald raus und finden dann doch noch einen wirklich spektakulären Campspot mit unglaublicher Aussicht. Was für ein Glück!

Der Weg runter vom Berg führt uns wieder durch eine Kraterlandschaft und ein weitläufiges Tal. Im nächsten grösseren Ort besorgen wir Brot und Wasser, bevor wir in den nächsten Track einsteigen. Dieser fängt zwar etwas öde an. Haarnadelkurve an Haarnadelkurve schrauben wir uns in die Höhe. Dafür findet sich ein idealer Platz für den Mittagshalt mit Aussicht zurück ins Tal.

Das Vranica Bergmassiv ist ein Ferienerholungsgebiet mit vielen kleinen Hütten und einem gut ausgeschilderten Wanderwegnetz. Die Strasse führt über weite Strecken ausgesetzt einem Berghang entlang und erinnert an die Maira-Stura in den Westalpen. Eine wirklich tolle Strecke!

Und wie am Balkan üblich, ist der Golf natürlich auch schon da!

Wieder unten angekommen, suchen wir uns einen der zahlreichen Campingplätze am Rama Staussee aus. Der See ist ideal für einen Tag Pause mit bädelen, sünnelen und bissel Büroarbeit.

Von Icht bis Tanger

Uns bleibt noch etwa eine Woche, bis wir in Tanger die Fähre Richtung Europa nehmen müssen. Genug Zeit, um das Gebiet um den Atlas noch etwas zu erkundigen. Von Icht fahren wir zuerst über eine Teerstrasse durch die sehenswerte Igmir Schlucht, bis zur riesigen Goldmine Akka.

Von da an haben wir wieder einfache Piste bis nach Tata. Geplant war, dass wir in Tata tanken und Geld abheben. Aaaaaber es ist Freitag und das ist wohl ein schlechter Zeitpunkt, um Geld abzuheben. Alle Bankomaten sind leer. Öhm okay. Unser Bargeld reicht zum Glück noch, um die Tanks einmal zu füllen. Da uns beim letzten Besuch der Campingplatz in Tata jetzt nicht so vom Hocker gerissen hatte und es noch früh am Nachmittag ist, entschliessend wir uns, den nächsten Track anzufangen. Gemäss Beschreibung führt dieser durch ein einsames Hochtal. Da wird sich sicher was zum Übernachten finden. Irgendwie ist das Hochtal aber gar nicht ganz so einsam und der Track verwandelt sich etwa nach der Hälfte in eine neue Teerstrasse. Auch in Marokko zieht der Fortschritt überall ein.

Kurze Zeit später finden wir zum Glück nur wenige Meter neben der (kaum befahrenen) Hauptstrasse einen super schönen Platz in einem Flussbett, zwischen ein paar Palmen. Hier bleiben wir.

Am nächsten Tag geht es zuerst auf dieser Hauptstrasse weiter. Diese kurvt durch kleine und sau enge Dörfchen und wenn man nicht die Umfahrung nimmt, landet man mitten in einem Palmenhain. Wir kommen grad so überall durch und geniessen eine wunderbare Aussicht zurück in das enge Tal.

Dann verlassen wir die Teerstrasse und kurven wieder über tolle Bergsträsschen durch gar nicht mal so kleine Ortschaften. Mich nimmt ja schon wunder, wovon die Leute hier oben leben können.

Die nächste grössere Ortschaft ist Taliouine. Hier herrscht schon mehr Leben und auch der Tourismus spielt eine grössere Rolle. Ach ja und Bankomaten mit Geld drin gibt es auch. Die nächste Tankfüllung ist gerettet 😉. Wir fahren noch ein bisschen weiter und wollen den nächsten Pass, den Tizi-n-Melloul in Angriff nehmen. Kaum aus der Stadt raus, zischt es plötzlich und Marcel reisst einen Stopp. Shit, der Reifen mit dem Schlauch drin ist platt. Gut haben wir bald mehr Übung im Reifenwechseln, wie die F1-Crew von Ferrari und sind schon bald wieder fahrbereit.

Zum Glück. Denn wir sind uns nicht ganz sicher, ob der angepeilte Pass überhaupt fahrbar ist. Der Reiseführer empfiehlt nämlich eine andere Route, da die Strasse damals verfallen war. Die Passstrecke ist aber wie’s aussieht frisch gemacht und für uns absolut problemlos zu befahren.

Unterwegs biegen wir dann auf eine etwas kniffligere Umfahrung ab und suchen uns da einen Übernachtungsplätzchen auf einer schönen Wiese. Obwohl wir nicht ganz so versteckt stehen, wie wir das eigentlich gerne hätten, kommt die ganze Nacht niemand vorbei und wir geniessen die Aussicht bis in die Schneegipfel des hohen Atlas.

Weiter geht es Richtung Ouarazate. Zuerst absolvieren wir ein bisschen Touristenprogramm und machen einen kleinen Abstecher nach Ait Bennhadou. Und ja, es ist weniger schlimm, wie erwartet, aber doch ein kleiner Kulturschock.

Den Weg auf den Hügel über der alten Stadt muss man sich durch ein Labyrinth an Souvenirshops bahnen. Aber wir sind ja schliesslich auch waschechte Touristen und das eine oder andere Souvenir ist doch auch in unsere Tasche gewandert 😉. Geht da fast nicht anders, obwohl die Verkäufer wirklich nicht aufdringlich sind. Das hatte ich irgendwie anders abgespeichert von meinem letzten Marokkobesuch. Zur Belohnung gibt es ein gar nicht mal so schlechtes Mittagessen auf einer schattigen Gartenterrasse.

Unser nächstes Ziel Ouarazate ist nur noch ein paar Kilometer entfernt. Eigentlich ist der Plan, einen neuen Schlauch für den Reifen zu kaufen, damit wir wieder ein Ersatzrad haben. Blöderweise ist Sontag und Ouarazat eine moderne Stadt mit westlichen Zügen. Was bedeutet, dass am Sonntag natürlich alles geschlossen ist. Mist. Dafür finden wir einen Carrfour Supermarkt. So einen richtigen. Sogar mit grosser Wein-, Bier und sogar Spirituosenabteilung. Wow, ein bisschen wie Weinachten. Kann wohl bei uns kaum einer verstehen, dass man sich so über einen gut sortieren Supermarkt freuen kann… Unsere Vorräte werden grosszügig aufgefüllt und dann geht es zum Camping «A lot of stars». Lustiger Name und sehr nette Betreiber. Sogar ein Begrüssungstee wird uns angeboten. Das wahre Highlight sind die vielen Pfaue. Oder Pfauen? Hmmm…. Leider wird uns erst nachts bewusst, dass die nicht nur hübsch sind, sondern einen sau Lärm machen. Da können die streunenden Hunde also glatt einpacken.

Weiter geht es durch die bekannte Dades Schlucht. Die eigentliche Schlucht ist zwar recht kurz und für mich bei weitem nicht so beeindruckend, wie die benachbarte Thodra Schlucht. Aber die ganze Strecke ist wunderschön, auch wenn der grösste Teil mittlerweile geteert ist.

Nur noch über den Tizi-n-Ouano ist ein etwa 10 Kilometer langes Stück nicht geetert. Mit unseren Autos aber kein Problem zu fahren, auch wenn es teilweise etwas rauh und eng ist. Etwas anders hat das wohl ein deutsches Pärchen empfunden, die da mit dem Wohnmobil der Tochter unterwegs waren. Sie ist ein bisschen blass um die Nase und hat unsere angebotenen Schokokekse als Nervennahrung gerne angenommen. Wir hoffen, der Camper hat es schadlos überstanden und die Tochter muss es nie erfahren 😉.

Auf der Passhöhe bei 2’914 M.ü.M muss dann natürlich noch ein Foto gemacht werden, denn dies ist der wohl höchste Punkt, den wir auf dieser Reise anfahren werden.

Unterwegs machen wir einen Abstecher zu einer Grotte und einer Naturbrücke. Leider sind wir ein bisschen zu doof, die genau Location zu finden. Reiseführer genau lesen oder Track zum Wandern mitnehmen, würde beides helfen. Aaaaaaber nicht so schlimm, wir kommen sicher mal wieder hier hin und dann finden wir es ganz bestimmt. Wir überlegen noch kurz, ob wir grad hier am Fuss des Canyons unser Nachtlager aufschlagen sollen. Wäre nämlich ein schöner und sicherlich ruhiger Platz. Wir sind uns aber nicht ganz sicher, ob es am nächsten Tag zu viel Strecke wäre. Immer etwas schwierig abzuschätzen, in welchem Zustand die Strassen sein werden.

Wir entscheiden uns deshalb, noch bis nach Ilmichil weiterzufahren. Und das ist ein guter Entscheid, denn die Location direkt am See ist toll und die Campbetreiberin ist eine bezaubernde alte Dame. Wir kriegen Tee und Kekse und sie fragt die ganze Zeit, ob wir noch was brauchen und auch ja nicht zu kalt haben und was weiss ich nicht alles. Nach dem vielen Schwitzen geniessen wir die kühleren Temperaturen hier in den Bergen aber so richtig. Ich muss sogar den Schlafsack ganz zumachen zum Schlafen. Boah…

Nach einem Hundespaziergang beim Sonnenaufgang geniessen wir unser Frühstück mit frischem Brot in der Sonne. Hach ein tolles Plätzchen hier. Hier liesse es sich aushalten. Leider denkt sich das wohl auch Martins Toyota. Denn als wir uns endlich losreissen wollen, geht bei dem gar nix mehr. Streik. Frechheit. Zum Glück kennt Martin seinen Toyo in und auswendig und so ist der Fehler schon nach kurzer Zeit gefunden. Stecker wieder zusammenstecken und es geht los. Uff. Wäre ja noch schöner, wenn wir ausgerechnet heute stehengeblieben wären. Wir haben am Abend nämlich ein Date mit Mark. Wir wollen uns nochmals treffen und ein bisschen über Mauretanien und was sonst so gelaufen ist plaudern. Zuerst steht aber noch ein Highlight der ganzen Tour auf dem Programm. Die Fahrt durch eine wirklich wunderschöne Schlucht entlang des Flusses Assif Melloul.

«Leider» wurde die Strasse vor ein paar Jahren frisch gemacht und ist deshalb nicht so abenteuerlich wie früher. Aber die Landschaft hat sich natürlich nicht geändert und ist atemberaubend schön. Vor allem auch, da es überall blüht. Keine Ahnung was das ist. Oleander? Sieht auf jeden Fall super aus.

Nach der Schlucht kommen wir bei der Cathedrale des Roches vorbei. Leider ist die Sonne fototechnisch grad etwas ungünstig. Dennoch wirkt die Felswand imposant. Offenbar diente die Wand schon berühmten Kletterern zur Vorbereitung für den El Capitan.

Nun sind es nur noch 40 Kilometer bis zum Camping. Aaaaaber die haben es in sich. Ich glaube, ich bin noch nie mehr Kurven gefahren auf 40 Kilometern, wie hier. Die Strasse windet sich hoch, bis wir gefühlt fast auf Höhe der Cathedrale sind. Eindrücklich. Was hoch geht, muss natürlich auch wieder runter. Und plötzlich, als wir schon kaum mehr daran glauben, sehen wir wie aus dem Nichts ein wunderschönes Hotel auftauchen. Unser Campingplatz gehört zu diesem Hotel. Gut der Platz war jetzt nix besonderes. Aaaaaber die Sanitäranlagen waren der Hammer. Sowas erwartet man eigentlich eher in einem Wellnesshotel. Ich nehme mir das Recht heraus und küre diese als die schönsten Sanitäranlagen Marokkos!

Mark ist schon da und wir tauschen uns über unsere Reise durch Mauretanien aus. Abendessen gibt es im Hotelrestaurant. Ist zwar hier immer bitseli kompliziert. Bei Ankunft fragt man, ob man hier essen kann. Hm ich weiss es nicht, ich muss den Koch fragen. Der Schläft aber. Ein paar Stunden später kommt der Koch, ja ihr könnt hier essen. Was möchtet ihr? Ja ähm was hast du denn? Etwas wird angeboten (keine Auswahl). Ja gut das nehmen wir. War ein guter Entscheid denn es war also supermegafein. Würde sogar sagen, mein Favoritenessen von der ganzen Reise.

Tja und irgendwie war uns das gestern gar nicht so bewusst, aber ab heute geht es nur noch auf Teer weiter. Fertig Offroad. Die Strasse ist aber wenigstens immer noch mega schön und führt uns entlang des hohen Atlas nach Marrakesch. Dort steuern wir das Camp Le Relais du Marrakesch an. Der Camping liegt ruhig etwas ausserhalb von Marrakesch und hat einen schönen Pool mit vielen gemütlichen Chillecken. Wir haben sogar einen Olivenbaum am Platz und können die Hängematte aufspannen. Juhu, wieder etwas, das nicht für nichts mitgekommen ist. Check! Am späteren Nachmittag nehmen Marcel, Caro und Martin ein Taxi in die Stadt. Da es weit über 30 Grad ist, möchten wir Panja nicht so lange alleine im Auto lassen. Auch wenn die Sonne weg ist. Deshalb bleibe ich auf dem Camping mit ihr. Und ja, ich geniesse den Abend mit einem Buch in der Hängematte doch auch sehr!

Am nächsten Tag hängen wir in erster Linie mal faul rum. Jemand spricht aus, was wir wohl alle denken. Irgendwie fühlt sich das endlich an wie Ferien… 😊

Lieferservice auf dem Camping

Am Nachmittag nehmen Caro und ich dann ein Taxi in die Stadt. Also gut, zuerst müssen wir eine Stunde auf das Taxi warten. Normalerweise stehen da immer mehrere Taxis vor dem Eingang, sogar morgens um sieben. Aber nun? Nö. Und das obwohl andere Gäste sogar eines bestellt haben um vier. Um viertel vor fünf kommt dann eeeeendlich eines an. Pfffffffffffffffft.

Die Männer haben genug Stadt gehabt und gönnen sich einen klassischen Männerabend mit Pizza und Bier auf dem Camping. Zuerst möchten wir den Garten von Yves Saint Lauren besuchen. Und was soll ich sagen? Wir sind erst etwas fassungslos, dass man hierfür Onlinetickets für eine bestimmte Zeit lösen muss. Hoppala. Willkommen im anderen Marokko. Immerhin können wir das noch rasch im Taxi erledigen. Leider sind wir etwas früh da und müssen und eine halbe Stunde die Füsse in den Bauch stehen. Die nehmen es also SEHR genau. Endlich drinnen, war es dann also na jaaaaaaaaaaaaa. Schon schön, aber irgendwie sind wir grad etwas überfordert mit so vielen Touristen. Und überall werden diese typischen Instagrammfotos gemacht. Schauder. Schnell durchlaufen und weg hier.

Wir gönnen uns ein Tuktuk für den Weg zum grossen Platz. Ist uns doch etwas zu weit zum Laufen. Wir werden allerdings leicht unruhig, als wir sehen, dass unser Fahrer ein paar Krücken griffbereit hat. Na hoffentlich kann er besser fahren wie laufen.

Beim grossen Platz angekommen, stürzen wir uns ins Gewühl der Medina. Hier gibt es ALLES. Man muss es «nur» finden *haha*. Ein paar Stunden und viele gelaufene Kilometer später, haben wir alles zusammen, was wir gesucht haben. Oder auch nicht gesucht, aber was uns gefunden wurde. Oder so. Jeden Tag müsste ich mir das also nicht antun, aber so für einen Abend war es ja mal ganz witzig in diesem Trubel.

Von Marrakesch geht es dann auf der Autobahn Richtung Tanger. Die Strasse ist sehr gut ausgebaut und wir kommen gut voran. Gut okay, man muss auch hier jederzeit damit rechnen, dass jemand über die Autobahn rennt und eigentümlich geladenen Lastwagen verkehren natürlich auch hier. Einzig mit Einkaufen tuen wir uns etwas schwer. Anstatt in einem normalen Supermarkt landen wir irgendwie in einem Laden für Grosshändler. Und der hatte natürlich nicht das, was wir gesucht haben. Aber nun gut, machen wir nochmals einen Versuch, bevor wir auf die Fähre gehen. Der Campingplatz wird zwar grad umgebaut (offenbar seit ein paar Jahren…) aber wir können uns auf den Hotelparkplatz stellen. Toiletten und Duschen können benutzt werden und es gibt auch ein Restaurant mit wirklich toller Aussicht aufs Meer. Das Essen ist zwar na ja sagen wir mal Durchschnittlich. Aber mittlerweilen sind wir also recht unanspruchsvoll, solange wir nicht selber kochen müssen.

Am letzten Morgen in Marokko wollen wir eigentlich um halb neun los Richtung Hafen. Unser Ziel wäre die Fähre um 12 Uhr. Leider macht der Carrefour erst um neun Uhr auf. Also trödeln wir noch bissel rum. Dann kurz in den Laden rein und die Mitbringsel die noch fehlen holen. Dann noch das restliche Bargeld vertanken. Leider nehmen die keine Karte. Müssen wir also nochmals anhalten. Am Hafen merken wir dann, dass die Fähre doch schon um 11 geht. So von wegen Zeitverschiebung und so. Oups das könnte knapp werden. Na vielleicht hat sie Verspätung. Hier anstehen, da anstehen und dann eeeeewigs auf das gescannt werden warten. An der Grenze zu Mauretanien wurden nur die grösseren Autos gescannt. Hier wird aber alles gescannt. Sogar Motorräder… Dementsprechend daaaaauert es natürlich. Und grad als unser Auto fertig ist mit scannen sehen wir die Fähre aus dem Hafen fahren. Mit einer knappen halben Stunde Verspätung. Pffffffffffffffffffffffffffffft.

Die nächste Fähre sollte um zwei gehen. Inshallah… Wie könnte es auch anders sein, DIE Fähre hat dann natürlich gut 1.5 Stunden Verspätung. Nagnag. Ist doch immer so *seufzg*. Schlussendlich ist es also nach 18 Uhr, bis wir vom Schiff fahren. Und anstatt noch ein Stück zu fahren, peilen wir nur grad noch den nächsten Camping an. Das war anders geplant. Aber na ja, das letzte Mal Afrika für diese Reise. Dafür gibt es im Campingrestaurante ein supermegaleckers Thailändisches Abendessen. Irgendwas Gutes kommt ja immer dabei rum…

Und nun geht es noch die letzten 2000 Kilometer nach hause.

Entlang der Erzeisenbahn zurück nach Marokko

Vollgetankt und mit aufgefüllten Wasservorräten machen wir uns auf den Weg Richtung Erzeisenbahn. Wir sind alle sehr gespannt darauf, was uns hier erwartet. Denn im Vorfeld haben wir gelesen, dass die Strecke in diesem Jahr in ausgesprochen schlechtem Zustand sein soll und dementsprechend ausgesprochen schwierig zu fahren. Hm…

Die ersten 100 Kilometer führen uns auf einer guten Teerstrasse nach Norden. Kurz vor den Gleisen geht es dann links weg. Für die nächsten 400 Kilometer werden wir, mit einer Ausnahme, immer südlich von den Gleisen bleiben. Denn die Bahnstrecke führt relativ nahe entlang der Grenze von Mauretanien und Marokko. Und dort wurde in Trump Manier ein kilometerlanger Sandwall errichtet, der mit Landminen versehen ist. Und nein, da will man nicht in die Nähe kommen.

Nach den ersten paar Kilometern machen wir ganz in der Nähe der Gleise Mittagspause. Und wir haben Glück, soeben kommt der Zug.

Die Erzeisenbahn ist mit einer Länge von 2.5 Kilometern der längste planmässig verkehrende Zug der Welt. Wir haben einmal mitgezählt, vier Loks und an die 180 Wagen hingen da dran. Der Zug bringt Eisenerz von den Abbaugebieten in der Wüste über 600 Kilometer bis zum Verladehafen am Meer. Drei Mal in der Woche wird auch ein Passagierwagen angehängt und sogar Autos werden darauf transportiert. Wir haben uns aber für das selber fahren entschieden.

Nach dem Mittagessen wartet das erste grosse Tiefsandfeld auf uns. Und ja, der Sand ist tief und die Autos müssen ziemlich arbeiten. Wir fahren uns aber nie fest. Nur die Autos kriegen ein bisschen gar fest heiss. Wir haben uns immer gewundert, ob die Temperaturanzeige bei uns überhaupt funktioniert, da die Nadel noch nie über die Hälfte geklettert ist. Aber ja, sie funktioniert und kann sogar bis kurz vor rot gehen. Oups. Motorhaube auf und abkühlen lassen. Weiter geht es dann ein bisschen gemächlicher und bald ist das Tiefsandfeld überstanden.

Kurze Zeit später überqueren wir doch für einmal die Gleise (keine Angst, da ist die Grenze noch weiter weg 😉) um zum drittgrössten Monolithen der Welt, dem Ben Amira, und seiner kleinen Schwester Ben Aisha zu kommen. Bei Ben Aisha sind seit einem Festival vor ein paar Jahren Kunstwerke aus Stein zu bewundern.

Der grosse Bruder Ben Amira könnte offenbar auf mehreren Kletterrouten bestiegen werden. Wir suchen uns in seinem Schatten ein gemütliches Plätzchen und versuchen, uns nicht allzu sehr von den ganzen Fliegen verrückt machen zu lassen. Und jesses ist das mal wieder heiss. Selbst nachts kühlt es kaum ab und wir schwitzen in den Dachzelten vor uns hin. So langsam aber sicher fange ich an, von Schnee zu träumen.

Am nächsten Tag wollen wir so weit wie möglich kommen und wir stellen uns deshalb auf einen laaaangen Tag ein. Schlussendlich wird es dann aber gar nicht so schlimm, denn wir kommen erstaunlich gut voran. Nur ein grösseres Sandfeld mit Tiefsand ist zu bewältigen. Durch unsere Tiefsanderfahrung der letzten Tage aber ein Klacks für uns. Der Rest der Strecke ist gut zu fahrende Piste. Wir können also das Theater um den Zustand der Strecke so überhaupt nicht nachvollziehen. Aber da sieht man es mal wieder, jeder hat ein anderes Empfinden was Strecken und deren Schwierigkeiten anbelangt.

Ziemlich viel Eisen liegt überall rum

Die letzten angepeilten Dünenfelder erreichen wir am späteren Nachmittag und da findet sich nochmals einen superschönen Campspot. Mauretanien lässt uns also auch am letzten Abend nicht im Stich. Der einzige Wehrmutstropfen? Es windet wie Sau und bläst uns den Sand um die Ohren und auch sonst überall hin. Tja, man kann nicht alles haben.

Das schöne am Sandsturm sind die Sonnenuntergänge

Nun ist er da, unser letzter Tag in Mauretanien. Fühle mich ja schon ein bisschen wehmütig, auch wenn noch fast drei Wochen Marokko vor uns liegen. Es fühlt sich ab sofort aber definitiv als Heimweg an. Aber zuerst muss mal wieder die Grenze bewältigt werden. Das dauert zwar auch fast zwei Stunden, ist aber eigentlich soweit unkompliziert. Ausser dass mein Länderaufkleber SEHR genau inspiziert wird. Denn für Marokko gibt es die Westsahara ja gar nicht. Deshalb sind streng genommen Karten und Aufkleber verboten, in denen die Grenze eingezeichnet ist. Mein Aufkleber hat zum Glück keine Grenze. Aber es waren zwei autonome Grenzgebiete eingezeichnet. In weiser Voraussicht habe ich die schon vor ein paar Tagen weggegrübbelt. Ein guter Entscheid, denn obwohl die zwei Beamten lange diskutieren, können sie mir offenbar nix und der Kleber darf bleiben.

Im Niemandsland

Da Marokko nach dem Ramadan die Zeit eine Stunde vorgestellt hat, erreichen wir das Hotel in Daklah dann aber doch erst spät. Es reicht gerade noch für eine Dusche. Dafür gibt es ein wirklich mega leckeres Abendessen in der Villa Daklah, auf der Terrasse direkt am Meer. Haben wir uns verdient!

Das Moto der nächsten Tage: Kilometerfressen. Denn wir müssen wieder durch die Westsahara durch, um in den Süden von Marokko zu kommen. Aber die Strasse ist gut zu fahren, teilweise sogar sowas ähnliches wie eine zweispurige Autobahn und wir kommen soweit gut voran.

Die einzige Abwechslung sind die diversen Schiffswracks, die vor der Küste auf Grund gelaufen sind.

Auf dieser Fähre sollen sogar die Autos noch drauf sein

Die erste Nacht können wir in Llayoune auf einem Parkplatz direkt am Meer mit Zugang zu Toilette und Dusche übernachten. Nix luxuriöses aber ausreichend. Und ein wunderschöner Sonnenuntergang gibt es noch gratis dazu. Aber jesses war das ein Trubel am Strand. Keine Ahnung, ob aktuell grad Frühlingsferien sind im Marokko aber auf jeden Fall hat es gewimmelt von Familien mit Kindern. Da werden kann dutzende Zelt direkt am Strand aufgebaut und es wird darin gekocht und im Meer gebadet.

Weiter geht es zur letzten Mammutetappe. Da wir Mittag endlich mal wieder durch einen Ort fahren, gibt es sogar ein sehr leckeres Mittagessen. Zur Auswahl steht Tajine mit Poulet oder gegrillter Fisch. Braucht man wenigstens nicht ewigs für die Entscheidung. Etwas ähm ja speziell ist vielleicht, dass nebendran grad der Metzger ist und die ganzen toten Viecher von der Decke hängen. Da könnte man sich Fleischspiesse bestellen, die dann grad auf dem bereitstehenden Grill gebraten werden. Frischer geht wohl kaum aber ich bleibe bei der Tajine. Während des Essens kommt grad noch eine Ladung mit Schafnachschub an. Gewöhnungsbedürftig für uns aber so isses halt.

Da wir gut vorwärtskommen und schon nachmittags in Tan-Tan sind, entscheiden wir uns noch in den nächsten Track einzusteigen. Ein guter Entscheid, denn wir finden einen wunderschönen Übernachtungsplatz in den Bergen. Caro und Marcel machen noch einen Spaziergang auf den nächsten Hügel und ich backe einen Kuchen. Denn Caro hat morgen Geburtstag und das muss natürlich gebührlich gefeiert werden. Gut, der Kuchen ist jetzt nicht soooo hübsch geworden, aber schliesslich zählt ja die Geste 😉.

Zur Geburtstagsfeier am nächsten Morgen kommen dann noch ein paar Dromedare vorbei. Normalerweise sind die recht scheu und kommen einem nicht zu nahe. Aber diese Gruppe ist recht neugierig und einen kann ich sogar an der Nase streicheln. Nach dem gemütlichen Frühstück mit Geburtstagskuchen geht es weiter auf der Piste Richtung Assa. Unser Ziel ist der Campingplatz in Icht, auf dem wir mit Mark schon einmal waren. Denn wir wissen, da gibt es leckeres Essen. Irgendwie haben wir aber die Piste etwas unterschätzt. Die Fahrt ist zwar schön, die Kilometer wollen nicht weniger werden.

Deshalb ist es fast schon halb acht, als wir endlich beim Camping ankommen. Aber immerhin können wir trotzdem noch ein Abendessen bestellen. Also ab unter die wohlverdiente Dusche und dann lecker Fleischspiesse mit Pommes essen. Danke Caro nochmals für die Einladung!

Mauretanien Teil 2

Nachdem wir uns den ganzen Tag über die letzten 150 Kilometer durch tiefen Sand und über steinige Abschnitte gekämpft haben, kommen wir endlich gegen 18 Uhr in Atar an. Nur noch durch die Stadt fahren bis zum Camping Bab-Sahara. Das wäre zumindest der Plan gewesen. Leider entscheidet sich ein Esel am Karren aber plötzlich, nach Links auszubrechen und läuft voll in den Gegenverkehr rein. Trotz Vollbremsung erwischt ihn Martin. Fazit: Auto hat eine Beule im Kotflügel und eine verzogene Motorhaube. Der Esel steht zwar wieder auf, aber leider nur noch auf drei Beinen. Shit, armes Tier. Natürlich grad riesen Tumult um uns rum. Ein älterer Herr, der recht gut französisch spricht und alles gesehen hat, versichert uns zwar, dass Martin nicht schuld ist und macht das auch lautstark allen klar. Wir versuchen da wegzukommen in dem wir sagen, dass wir nichts wollen für den Schaden am Auto. Und der arme Esel ist nicht Martins Schuld. Es wird trotzdem die Polizei geholt, denn hier in Mauretanien mache man alles korrekt. Der Polizist, der eigentlich von Anfang an schon dabei ist, sich aber mittendrin umzieht und plötzlich eine Uniform anhat, ist aber ein bisschen hilflos, was er denn nun machen soll. Iiiiirgendwann nach viel warten und rumtelefonieren kommt dann einer mit einem Massband und erstellt eine minutiöse Skizze. Nach einigem Hin und Her werden wir dann endlich erstmal entlassen. Mit der Anweisung, am nächsten Tag um neun Uhr auf dem Polizeiposten zu erscheinen, um alles aufzunehmen. Na denn. Ziemlich übermüdet beziehen wir Quartier auf dem Campingplatz. Just, der Besitzer ist offenbar eine richtige Institution hier. Praktisch jeder, der mit dem Offroader durch Afrika fährt, macht bei ihm Halt. Dies ist denn auch das erste Mal seit einer guten Woche, dass wir andere Touristen in Mauretanien sehen. Auch mal wieder schön, sich bissel austauschen zu können. Aber noch viel schöner ist natürlich die Dusche!

Wir entscheiden uns, dass ich mit meinem fliessenden Französisch *räusper* Martin als Dolmetscherin begleite. Caro und Marcel bleiben derweil auf dem Camping und kümmern sich um Wäsche und sonstiges Haushaltzeugs. Pünktlich um neun sind wir auf dem Posten und oh Wunder, der Besitzer vom Esel kommt auch gerade an und der Polizist von gestern ist auch schon da. Diese Pünktlichkeit hätte ich jetzt nicht erwartet. Aaaaaaber der Chef, der fehlt noch. Der wird nun erstmal angerufen und es heisst warten. Ein Bett wird kurzerhand auf die Veranda gestellt, damit wir uns setzten können und irgendwann wird sogar noch Tee und Brot gereicht. Doch gut ist Ramadan vorbei. Erst kriegen zwar nur die Männer Tee. Bin ich ja schon ein bisschen beleidigt. Aber nein, es hatte einfach zu wenig Gläser. Nachdem der Polizist ausgetrunken hat, wird das Glas einfach nochmals gefüllt und mir hingestellt. Öhm ja, bin ja nicht heikel…

So gegen zehn taucht dann der Chef auf und bittet uns in sein Zimmer. Wir müssen erzählen, was genau passiert ist. Dann kommt der Eselbesitzer dazu, auch er muss erzählen und mit hundeblick sagt er, dass der Esel tot ist. Haben wir nicht anders erwartet, wir haben gestern schon vermutet, dass er sich etwas gebrochen hat. Armer Esel *seufzg*. Wir beteuern, dass uns das natürlich sehr leid tut aber dass wir nichts dafür können. Das Auto hat schliesslich auch einen Schaden. Ja gut, das sei ja nur eine kleine Sache zum Reparieren, aber der Esel sei schliesslich tot. Nun geht es hin und her. Es gibt zwei Varianten. Entweder der Fall geht vor die Justiz und Martins Versicherung muss zahlen. Oder wir finden eine Einigung mit dem Eselbesitzer. Die Polizei mische sich da natürlich nicht ein, habe aber nichts gegen eine Abmachung und würde dann alles fallenlassen. Das wäre halt sicher praktisch für uns, weil dann könnten wir weiter. Da wir keinen Plan haben, was es für Martin bedeutet, wenn der Fall zur Justiz weitergeht, ist uns natürlich an einer Einigung gelegen. Der Besitzer fordert 3000 Geld (etwa 75 Euro) für den Esel. Zähneknirschend handeln wir einen Preis von 50 Euro aus. Für den Schaden am Auto kriegt Martin natürlich nix. Also gut, Fall erledigt. Denkste. Nun muss der Polizeichef noch den Justizchef (was auch immer das ist) anrufen und fragen, ob das so in Ordnung geht. Also wieder warten. In der Zwischenzeit fällt dem Möchtegernanwalt des Eselbesitzers (wir haben keine Ahnung was der Typ wirklich für eine Funktion hatte, wir nennen in mal so) aber noch ein, dass wir uns versichern müssen, dass der Esel wirklich tot ist. Nein nein nicht nötig, wir glauben das. Doch wir müssen das sehen. Er unterstellt mir dann grad noch, dass ich das nur nicht wolle, da ich zartbesaitet sei und weinen würde. Vollpfosten. Ui mit dem Trottel hätte ich mich streiten können. Aber nein, ich bin brav. Na gut, dann gehen wir halt toten Esel gucken. Wir steigen also zu fünft in das Auto vom Möchtegernanwalt ein, Martin und ich schon etwas blass um die Nase. Nein, nicht wegen der Aussicht auf den toten Esel. Aber in einer mauretanischen Blechkiste durch die Stadt gefahren zu werden, ist wohl das gefährlichste, was wir in diesem Urlaub machen werden. Mercedes hin oder her. Aber nützt ja nix, also los. Also nein moment, zuerst noch kurz zum nächsten Reifenhändler und bissel Luft auffüllen, denn ein Reifen ist platt. Kleines Detail. Aber nun ab zum Esel. Martin und ich haben erwartet, dass wir in einen Schlachthof geführt werden. Nö, wir fahren zur Unfallstelle, da liegt der tote Esel am Strassenrand. Herr Polizeichef fragt, ob wir den Esel gesehen haben. Ja danke haben wir. Also wieder zurück zum Polizeiposten. Dort ist der Anruf vom Justizirgendwas immer noch nicht eingetroffen. Nochmals warten. Irgendwann wird es dem Chef dann doch zu bunt. Wenn ich auf einen Zettel schreibe, dass wir eine Einigung gefunden haben und dass wir ganz freiwillig und ohne dass uns jemand unter Druck gesetzt hat dazu bereit sind, den Eselbesitzer zu entschädigen, dann könnte er uns gehen lassen. Selbstverständlich machen wir das. Bloss weg von hier. Aber halt, dafür braucht es ja Papier. Gibt es hier aber nicht. Also muss der Chef erst einen losschicken, um ein Blatt Papier zu organisieren. Args. Derweil versucht der Polizeichef mit uns etwas Smalltalk zu betreiben. Über Fussball. Voll mein Thema und Martin ist auch nicht grad eine Hilfe 😉. Verzweifelt versuchen wir, ein paar Namen, die uns grad einfallen auszugraben. Aufgabe vor der nächsten Reise, Fussballernamen lernen… Irgendwann ist dann das Papier da. Ich schreibe mit meinem lupenreinen Französisch was auf und muss dem Chef vorlesen, was ich geschrieben habe. Der ist einverstanden, Martin unterschreibt und nach etwas drei Stunden sind wir endlich entlassen. Nur noch das Geld an den Eselbesitzer überreichen und wir haben’s geschafft. Und Martin und ich sind um eine sehr spezielle Erfahrung reicher 😉.

Den Nachmittag verbringen wir mit Putzen, Aufräumen, Nichtstun und vor uns hin schwitzen auf dem Campingplatz. Die Temperatur ist nun tagsüber bei an die 40 Grad. Gemäss Vorhersagt wird es in den nächsten Tagen bis 43 Grad *schwitz*. Als die Hitze am späteren Nachmittag etwas erträglicher wird, machen wir einen Spaziergang auf den Markt. Nebst Brot und Früchten finden wir sogar noch einen echt gut sortierten Supermarkt mit einem auf europäische Touris ausgerichteten Sortiment. Und wem laufen wir sonst noch in die Arme? Natürlich dem Eselbesitzer. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob er sich da einen neuen Esel oder doch lieber ein neues Handy kaufen wollte. Aber immerhin hat er Martin nett mit Handschlag begrüsst. So macht man sich Freunde…

Am nächsten Morgen geht es nach dem Volltanken ab nach Osten. Das Ziel ist ein altes französisches Fort, das vor ein paar Jahren nach einem Attentat aufgegeben worden ist. Gemäss Reiseführer sollten wir je zwei Tage hin und zurück brauchen. Die Fahrt ist zuerst etwas eintönig, bis wir zu einer grossen Salzpfanne kommen. Das war recht cool, da drüberzubrettern. Und schnell fahren musste man gemäss Martin, damit man schneller wie der Rost ist. Oder so… 😉

Weiter geht es entlang eines grossen Wüstengebietes. Mega schön, links die farbigen Sanddünen und rechts die schwarzen Berge.

Gegen vier reicht es uns dann und wir suchen uns einen superschönen Platz hinter einer Düne für unser Camp. Obwohl wir mitten im Nirgendwo sind, dauert es natürlich nicht lange, bis der erste Nomade auf dem Kamel angeritten kommt. Caro darf auf seinem Kamel reiten, dafür bekommt er von uns eine Flasche Wasser, ein Schoggistängeli und eine Schachtel Tee. Und einen Plastiksack, weil Kamel hat keinen Kofferraum. Am nächsten Morgen kommt natürlich auch noch der nächste und fragt nach Geschenken. Na gut, ein Schoggistängeli können wir noch erübrigen. Wundert mich ja schon, woher die jeweils kommen aber nun gut, wenn man so waahnsinnig abgelegen wohnt, dann nutzt man verständlicherweise jede Gelegenheit.

Am zweiten Tag ändert sich die Landschaft dann erstmal etwas. Die Strecke führt durch eine riesige Pfanne und über einen sehr steinigen Pass.

Unsere Autos meistern das gut und oben machen wir uns auf die Suche nach Pfeilspitzen. Die soll man in der Gegend zuhauf finden. Wir finden dann in der Tat ein paar angefangene Exemplare.

Weiter geht es zum nächste Dünengebiet. Der Track geht eigentlich rechts weg, alle Fahrspuren führen aber links, vermeintlich am Rand der Dünen entlang. Fahren wir mal da. Irgendwie werden die Dünen aber immer höher, es geht zwar gut zum fahren aber nach ein paar Kilometern ist uns dann doch nicht mehr so wohl, dass wir da mitten in den Dünen sind. Erstmal Mittagspause machen und beratschlagen. Wir fahren wieder zurück und suchen einen anderen Weg. Also alle mal drehen und auf der gleichen Spur zurück. Das funktioniert auch ganz gut, bis zum letzten Hügel. Dort ist der Sand in der Spur wahnsinnig weich und ich fahre mich kurzerhand mal schnell fest. Da es wirklich scheisse heiss ist, ist so eine Fahrzeugbergung kein Spass. Erstmal geschlossene Schuhe anziehen, sonst verbrennt man sich grauselig die Füsse. Auch Panja kriegt Mittags Schuhe verpasst, damit sie sich die Pfoten nicht verbrennt. Aber zurück zur Bergung. Kommen die Sandbleche schon wieder zum Einsatz. Luft ablassen und los geht es. Ich komme den Hügel hoch und warte auf Martin. Das dauert dann auch nochmals ein bisschen, bis er oben ist. Aber immerhin kann er seine Sandboards auch mal ausprobieren. Nachdem wir den richtigen Track finden, geht es den Dünen entlang bis zum Fort.

Ein paar Fotos machen und dann ab auf den südlichen Weg zurück. Sehr weit kommen wir nicht, im ersten Flussbett bleiben wir schon wieder stecken. Gepennt, falscher Gang also wieder Buddeln. Pfffffffffffffft. Wenigstens sind wir nun wieder wach und überstehen die Fahrt durch das sandige Tal ohne weiteres Buddeln. Bleibt also etwas Zeit um Pause zu machen und Felszeichnungen zu suchen.

Das Camp schlagen wir in einer kleinen Senke am Rande der Dünen auf. Mal wieder ein super schöner Spot und man glaubt es kaum, die zweite Übernachtung in Mauretanien, ohne zwei- oder vierbeinigen Besuch 😊. Gut nein stimmt nicht ganz, wir sehen sogar einen Wüstenfuchs. Zwar leider etwas weit weg, deshalb gibt es keine Fotos. Aber wir freuen uns trotzdem, dass wir endlich einen gesehen haben.

Tag drei führt uns zum Auge Afrikas. Auf Google Maps ist es gut zu sehen, vor Ort sieht man ohne Drohne aber nicht allzu viel. Wir entscheiden uns deshalb, nicht durch das Auge zu fahren, da es viel Tiefsand hat und man nicht einfach den gleichen Weg wieder zurückfahren kann, falls man nicht durchkommt. Wir umfahren das Auge grossräumig, allerdings ist auch dieser Weg recht anstrengend. Zuerst führt der Track durch nervige Büschelgradfelder, dann durch Steinfelder. Fahrspuren gibt es keine, die ungefähre Richtung einschlagen und einen Weg suchen, heisst die Devise.

Endlich auf einer Piste angekommen, wird es dann aber erst richtig mühsam. Abwechselnd Wellblech und Tiefsand. Beim ersten grösseren Tiefsandfeld schaffen wir es sogar, beide Autos grad nebeneinander zu versenken. Prima. Immerhin wissen mir mittlerweile, wie das mit den Sandblechen funktioniert… Zur Belohnung für die Buddelei, gibt es dann erstmal Mittagessen mit Blick in das Auge Afrikas.

Auf dem weiteren Weg kommen wir an Oudane vorbei. Diese alte Handelsstadt, könnte man besichtigen. Aufgrund der unglaublichen Hitze, lassen wir das aber bleiben und machen uns auf den sehr schönen letzten Abschnitt durch Dünenfelder bis zum wiederum wundervollen Übernachtungsplatz. Auch heute gibt es keinen Besuch in der Nacht und am Rand einer Sanddüne haben wir einen wunderschönen Blick in die Ebene.

Durch diese Ebene geht es dann am letzten Tag. Vorbei an kleinen Nomadendörfern, über sandige Büschelgrasfelder, bis wir plötzlich wieder auf eine offenbar sehr stark befahrene Piste treffen. Wo auch immer die jeweils plötzlich herkommen. Heute sind wir dankbar dafür, denn die sandige Piste ist echt cool zu fahren, wie auf einer Bobbahn, und es geht zügig voran. Bis wir kurz vor Chinguetti wieder durch ein sandiges Qued müssen. Arbeit für die Autos. Vor allem Martins Toyota mag das nicht ganz so gerne.

In Chinguetti angekomme,n werden wir dann sofort von einem Führer und mehreren Frauen belagert. Chinguetti wird als 7. heiligste Stadt des Islam angeschaut und war früher eine wichtige Handelsstadt für die Karawanen. Vor ein paar Jahren wurde die Altstadt unter einer drei Meter dicken Sandschicht ausgegraben. Die Mosche wurde in diesem Zug renoviert, wir dürfen aber nur von der Schwelle aus einen kurzen Blick in den Hof werfen. Eine weitere Besonderheit sind die vielen Bibliotheken. Eine davon besichtigen wir und ein ältere Herr erzählt uns etwas über die Hintergründe und zeigt uns ein paar alte Exemplare der noch erhaltenen Bücher. Wir versuchen seinem Französisch zu folgen und schwitzen derweil vor uns hin, obwohl der Raum eigentlich angenehm «kühl» und im Schatten ist. Anschliessend müssen Caro und ich noch zu ein paar Frauen in ihren Laden. Irgendwie haben sich die Verkäuferinnen selber nummeriert, in der Reihenfolge wer zuerst beim Auto war. Aisha ist Nummer 1, Leila Nummer 2. Problem ist, Caro will nix von Verkäuferin 1, ihr gefällt ein Armband von Verkäuferin 3. Das geht aber erst nicht, weil die eben erst an 3. Stelle drankommt. Riesenchaos und nachdem wir dann doch etwas Kleines gekauft haben, müssen wir fast die Flucht ergreifen. Ich verstehe ja, dass die Frauen nur versuchen Ihre Familien zu ernähren und das mit dem Tourismuseinbruch in Mauretanien sicherlich alles andere als einfach ist. Aber nervig ist es halt trotzdem.

Da wir alle ziemlich müde und überhitzt sind, entscheiden wir uns, nicht die Offroadstrecke nach Atar zu nehmen, sondern der Piste zu folgen. Da büssen wir allerdings erstmal mit 80 Kilometern übelstes Wellblech. Ürks.

Aber was macht man nicht alles für die Aussicht auf einen ruhigen Nachmittag auf dem Campingplatz mit Dusche und leckerem Nachtessen. Das haben wir uns wirklich verdient, bevor es morgen auf die berühmtberüchtigte Erzeisenbahnstrecke geht. Wir sind gespannt…

Mauretanien Teil 1

Auch wenn man überall liest, dass es eigentlich unkompliziert sei, aber halt seine Zeit dauert. Sicherheitshalber haben wir alles Unerlaubte gut versteckt und die Funkgeräte abmontiert. Gegen drei kamen wir dann an der Grenze an. Zum Glück nicht später. Denn nur schon die Ausreise aus Marokko hat sich ziemlich hingezogen. Wir hatten zwar grad auf Anhieb den richtigen Schalter gefunden und den Ausreisestempel erhalten. Dann ging es aber für den Toyota erstmal ab zum Röntgengerät und das dauerte… Hab ich so auch noch nie gesehen. In einer grossen Halle steht ein LKW mit einem Röntgengerät drauf. Jeder LKW und jedes grössere Auto wird da durchleuchtet. Ist alles i.O., wird noch ein Suchhund durch das Auto geschickt. Nix gefunden, also zurück zum Schalter und den Stempel für die Ausreise des Autos holen. Nachdem wir diesen Stempel dann gefühlte fünf Mal vorgezeigt hatten, waren sowohl wir als auch das Auto nach einer guten Stunde endlich ausgereist. Dann folgte ein Stück furchtbar schlechte Strasse im berüchtigten Niemandsland. Und dann waren wir an der mauretanischen Grenze. Dort mussten wir uns erst mal die ganzen Schlepper versuchen vom Hals zu halten. Wir haben es nicht ganz geschafft, denn irgendwann hatten wir doch einen im Schlepptau der uns natürlich meeeega geholfen hat 😉. Dann hiess es hier anstehen, dort anstehen, wieder den Suchhund ins Auto. Hier Visum kaufen, da Visum stempeln lassen, dort Autoversicherung kaufen. Und Skandal, dann war auch schon kurz vor Feierabend, was den letzten Beamte mit dem wichtigsten Stempel sichtlich genervt hat. Aber es ist wie’s ist und nach gut zwei Stunden haben wir auch das geschafft und sind offiziell in Mauretanien eingereist. Keine Sekunde zu früh denn hinter uns wurde die Grenze geschlossen. Schlüssel gedreht und fertig für heute. Öhm Glück gehabt, hätten wir sonst im Niemansland übernachten müssen….

Ach ja, ich habe noch ganz vergessen zu erwähnen, dass es während der ganzen Zeit immer mal wieder geregnet hatte. Und dann nicht nur so ein klitzekleines bisschen. Nö. Es hat geschüttet wie aus Kübeln. Wiedermal. Nachdem wir die ersten beiden Checkpoints passiert haben, sind wir auf den gemäss Beschreibung einzig passablen Campingplatz in Nouhadhibou gefahren. Wir fanden ihn supergemütlich. Wir konnten ganz nahe am Meer stehen und waren nicht mal alleine da.

Neben uns steht ein Van, mit einer jungen deutschen Familie. Zum Glück lässt dann auch der Regen nach und wir können draussen gemütlich essen. Sobald wir aber im Bett sind, fängt es wieder an zu schütten. Am nächsten Morgen sehe ich den Besitzer auf dem Dach des Hauses Wasser runterschaufeln. Im Haus selber tropft überall das Wasser von der Decke. Oups. Die Besitzerin war ziemlich besorgt um die Stabilität ihres Dachs und sie hat erzählt, dass es hier eigentlich nie regnet. Zumindest habe sie noch nie Regen gesehen, seit sie hier wohne. Wir haben uns deswegen entschlossen, unsere Pläne zu ändern und zuerst Richtung Süden zu fahren und nicht wie geplant über die Erzeisenbahnstrecke. Denn diese soll in diesem Jahr besonders schwierig zu fahren sein und nach Regen wollen wir lieber gar nicht erst versuchen herauszufinden, was das bedeutet.

Am nächsten Morgen geht es dann erst mal los in die Stadt. Wasser einkaufen, SIM-Karte kaufen und Geld abheben stehen auf dem Programm. Tja und was soll ich sagen, nun sind wir definitiv so richtig angekommen in Afrika und verstehen auch was der Reiseführere mit Achtung Kulturschock meint. Das ist ja vielleicht ein Gewusel auf den Strassen. Und was da alles so rumfährt? Wieder mehr Autos wie in Marokko aber Auto ist fast ein bisschen das falsche Wort. Das sind Bleckkisten auf vier (oder wahlweise drei…) Rädern.

Nachdem unsere Einkäufe erledigt sind, geht es weiter Richtung Süden. Unser Ziel ist der Nationalpark Banc d’ Arguin. Die Anfahrt ist schon mal toll, denn die Piste führt um erste kleine Sanddünen rum. Genau deswegen bin ich schliesslich nach Mauretanien gekommen. Sand. Teilweise müssen wir unseren Weg auch selber finden.

Danke dem Training von Mark meistern wir das gut und finden schon bald den Camping am Strand. Der ist zuerst zwar eine kleine Ernüchterung. Da stehen duzende Beduinenzelte am Strand und es sieht alles ein bisschen verlottert aus. Vermutlich sind diese für grössere Reisegruppen vorgesehen. Es sind aber keine anderen Touristen anwesend und sogar die Toilette funktioniert. Wir können unsere Autos einfach irgendwo am Strand hinstellen und ich habe mich natürlich in die erste Reihe gestellt. Welt wieder in Ordnung. Oder sagen wir mal fast, denn leider ist der Wind immer noch recht stark und zum Baden hat es uns deshalb grad so gar nicht angemacht. Obwohl der Strand superschön war. Selbst für einen ausgiebigen Strandspaziergang ist es uns zu windig. Oder wir zu faul. Wie auch immer.

Nach einem weiteren Frühstück mit viel Sand zwischen den Zähnen, geht es weiter in Richtung Hauptstadt Nouakchott. Dort angekommen, gibt es erstmal ein bisschen Weihnachten, denn wir finden einen richtigen Supermarkt. Zwar sauteuer für hiesige Verhältnisse aber bissel Luxus nach drei Wochen on the Road schadet ja nicht. Positiv überrascht von dem doch fast europäisch sauberen Neubaugebieten und dem wenigen Verkehr, erreichen wir rasch den Campingplatz am Strand. Und Wind und unruhige See hin oder her, ins unerwartet warme Wasser gehen wir heute trotzdem. Mindestens einmal muss also sein. Am Abend mache ich mit Panja einen Spaziergang zum nahegelegenen Fischerhafen. Da stehen ganz viele farbige Boote im Sand und einige liegen auf dem Meer vor Anker, ein tolles Fotosujet. Deshalb will ich am nächsten Morgen grad nochmals hin, um ein paar schöne Fotos zu machen. Farbige Boote gibt es aber kaum mehr am Strand. Irgendwie sind fast alle im Betrieb. Wir können dafür grad noch zuschauen, wie diese mit viel Manpowerunterstützung ausgelaufen sind.

Bevor unsere Tour weitergeht, müssen wir nochmals einen Bankomaten aufzusuchen, da wir wohl doch mehr Geld brauchen werden fürs Tanken, wie zuerst kalkuliert. Denn Mauretanien ist insofern speziell, dass es im ganzen Land nur eine Handvoll Bankomaten gibt, die ausländische Karten akzeptieren. Mit Karte zahlen ist schon grad gar nicht möglich. Euro wechseln soll zwar an vielen Orten möglich sein, aber da wir ja so ein blödes Differential kaufen mussten, ist der Euro Vorrat etwas dünner geworden. Drum also lieber nochmals Geld abheben. Damit wir nicht ins Gewühl der Stadt kommen, war der Plan einfach einmal quer durch auf der Hauptstrasse. Guter Plan, hat erst auch ganz gut funktioniert. Bis die Strasse nicht mehr existiert hat. Oder besser gesagt, anstatt der eingezeichneten Strasse ist da ein Eingangstor zur gigantischen chinesischen Baustelle. Auch hier sind sie also angekommen. Mitten in der Stadt führt unser Weg also plötzlich Offroad irgendwie über Baubrachen. Bis dann an der nächsten Kreuzung nix mehr geht. Bravo, mitten im grössten Gewusel gelandet. Selbst Kreuzungen mit Lichtsignal brauchen einen Polizisten mit Trillerpfeiffe, damit der Verkehr überhaupt einigermassen läuft. Iiiirgendwann haben wir dann die Stadt endlich hinter uns gelassen.

Auf der Strasse der Hoffnung geht es nun endlich westwärts. Durch unzählige Checkpoints hindurch. Checkpoints gab es ja bereits überall in Marokko. Dort wird man als Tourist meistens freundlich weitergewunken. Einzig bei den Militärpoints der Grenze entlang, wurden die Details aus dem Pass aufgenommen. Hier in Mauretanien ist es grad umgekehrt. Mit Ausnahme der LKWs dürfen die Einheimischen einfach durchfahren. Von den Touristen wird hingegen ein «Fiche» verlangt. Das ist ein Zettel, auf dem sämtliche Details von den Insassen und vom Auto draufstehen. Den macht man selber zu Hause und druckt ihn sich ganz viele Male aus. Nur eben wie viel ist viel Mal? Ich hatte irgendwie um die 70ig Kopien dabei. Nach Tag vier hatte ich noch 30 Stück. Öhm das könnte eng werden. Auch wenn wir bald die Strasse der Hoffnung verlassen und nicht mehr bei so vielen Ortschaften vorbeikommen. Denn normalerweise sind zwei Checkpoints vor den Ortschaften und zwei nacher. Warum zwei weiss kein Mensch, vermutlich einer von der Polizei und der zweite vom Militär oder sowas. Vorsorglich fange ich mal an, die Zettel zu halbieren und einen Teil mit Stift auf die Rückseite zu schreiben. Bei den Checks wird man ausserdem gefragt, woher man kommt und wohin man geht. Das sollte man besser sehr genau wissen. Sonst kann es passieren, das gleich noch eine Geographiestunde folgt. Aber normalerweise wird man recht schnell weitergewunken, nachdem man den Zettel abgegeben hat.

Da wir wissen, dass Mauretanien zu den am wenigsten besiedelten Ländern der Erde gehört, sind wir etwas erstaunt, dass sich an der Strasse der Hoffnung quasi ein Dorf an das nächste reiht. Es ist deshalb nicht ganz so einfach, eine passende Übernachtungsstelle zu finden. Und das Angebot an Campingplätzen ist sehr überschaubar. Schon ziemlich müde und kurz vor Sonnenuntergang fahren wir kurzerhand auf eine Piste und schlagen uns irgendwo in die Büsche. Natürlich dauert es nicht lange, bis der erste Hirte mit einer Herde Ziegen daherkommt. Dann noch einer mit Kühen. Offenbar haben wir unser Nachtlager direkt neben ihrem Übernachtungsplatz aufgeschlagen. Nach Einbruch der Dunkelheit bringen uns die Hirten einen Krug frischer Ziegenmilch. So lieb. Wir revanchieren uns natürlich mit Schokolade. Die Nacht ist dann nicht soooo ruhig wie gedacht, da dauernd irgendwelche Viecher zum Grüezi sagen vorbeikommen. Ausserdem sind wir etwas verwirrt, da überall in den Büschen Lichter zu sehen waren, die sich nicht gross bewegen. Hocken da überall Hirten? Das Rätsel hat sich dann am nächsten Morgen geklärt. Die Lichter sind Positionslichter der Esel, die da angebunden sind. Vermutlich, damit sie auch in der Nacht gefunden werden. Clever und ab jetzt wissen wir, leuchtet irgendwo nachts ein Licht, kann der nächste Hirte nicht soooo weit weg sein.

Am folgenden Tag geht es endlich wieder auf eine Piste. Ziel Sandkrokodile. Zuerst war ich ja etwas skeptisch, ob sich die lange Anreise wegen ein paar Krokodile wirklich lohnt. Auch wenn Krokodile in der Wüste natürlich per se schon etwas Spezielles sind. Aber das kleine Tal, in dem sich das Wasserloch mit den Krokodilen befindet, ist wunderschön und die Anreise lohnt sich allemal! Wir campieren am Eingang des Canyons und laufen zu einem Aussichtpunkt über den Krokodilen. Von da oben hat man einen genialen Blick. Irgendwie stelle ich mir so den Garten Eden vor. Neben den Krokodilen wohnen da jede Menge Vögel und Pavian Affen.

Ausserdem wird das Wasserloch von ganzen Karawanen von Eseln, Pferden und Kühen aufgesucht. Und dann sind da noch die Riesenheuschrecken. Wir haben schon gesehen, dass einige Bäume voll von diesen Viechern waren. Nach dem Essen habe ich mich über ein komisches Rauschen in der Luft gewundert und in den Himmel geschaut. Der war übersäht von fliegenden Heuschrecken. Keine Ahnung wie viele das waren aber minutenlang war der Himmel schwarz von den Viechern. Das müssen Millionen gewesen sein. War als ein sehr apokalyptisches Schauspiel.

Nach diesem kurzen Abstecher zu den Krokodilen startet unser Mauretanienabenteuer so richtig, denn wir nehmen die erste längere Offroadstrecke unter die Räder. Obwohl die Strasse auf der Karte weiss eingezeichnet ist, erkennen wir häufig kaum mehr irgendwelche Spuren und wir brauchen schon etwas Phantasie, um unseren Weg zu finden. Teilweise führt der Weg auch über richtige Sanddünen. An einem sehr sandigen Pass brauchen wir dann mehrere Anläufe und die Winde, bis wir beide oben angekommen sind. Dafür werden wir mit einem wunderbaren Campspot belohnt. Es dauert zwar auch hier wieder nicht lange, bis von irgendwo her ein Hirte kommt. Er bittet uns um Wasser und schaut dann zufrieden vor sich hin summend zu, was Martin da an seinem Auto rumwerkelt. Kurz vor Sonnenuntergang zieht er freundlich winkend weiter.

Auch für die weitere Strecke ist es teilweise eine Herausforderung, den richtigen Track zu finden. Teilweise wurde wohl ein neues Dorf gebaut, und die Piste führt nun in einem grossen Bogen rundherum. An anderen Stellen führt der Weg durch eine Weide, die mit Stacheldraht eingezäunt ist. Bei der Durchfahrt liegt der Draht zwar am Boden, einfach so drüberfahren wollen wir aber trotzdem nicht. Also kommen erstmal die Sandbleche in Einsatz. Wenigstens nicht für nix mitgenommen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp mit Einkaufen und Tanken in Tiyakya geht es weiter Richtung Atar. Unser nächstes Camp schlagen wir in einem trockenen Flusslauf auf. Zwar nicht so weit weg vom nächsten Ort, wie wir bei der Anfahrt bemerken. Wir haben aber trotzdem eine ruhige Nacht. Vielleicht auch weil heute das Ende des Ramandan gefeiert wird. Schon den ganzen Tag haben wir gesehen, dass überall in den Dörfern die Kinder gebadet wurden und alle haben ihre schönsten Kleider ausgepackt. Wir sind gespannt, ob sich nach Ende des Ramadan für uns etwas ändert.

Eine wirkliche Einschränkung war der Ramadan bisher nämlich nicht für uns. Mittagspause machen wir eh irgendwo in der Natur, dort interessiert es niemanden, dass wir tagsüber essen. In den grösseren Touristenorten in Marokko waren durchaus auch Mittags Restaurants geöffnet. Einzig in der Westsahara war wohl noch mehr tote Hose wie sonst. In Boujdor hatten wir sogar fast etwas Mühe, ein offenes Restaurant zu finden. Als wir endlich eines gefunden hatten, gab es einfach das, was grad noch da war. Die typische Ramadansuppe, ein Omelett für jeden, Datteln, Brot und Tee. In vielen Restaurants wird der Ramadan auch zum Renovieren genutzt und sie bleiben den ganzen Monat geschlossen. Wir freuen uns aber auf jeden Fall darauf, auch mal tagsüber in ein Café sitzen zu können und dem Treiben zuzuschauen.

Für uns geht es weiter Richtung Atar. Da wir auf der neuen Teerstrasse gut vorankommen (obwohl die Strasse immer mal wieder durch Sanddünen eingenommen wird), haben wir uns spontan dazu entschieden, noch eine 200 Offroad-Kilometer Schlaufe anzuhängen und über den Tifoujar-Pass zu fahren.

Ein guter Entschluss, denn ich weiss ich wiederhole mich, die Landschaft ist wiederum grandios. Auch wenn es durch die vielen Kilometer in tiefsandigen Flussbeeten schon recht anstrengend für Mensch und Maschine ist.

Teilweise führt der Track durch Felder mit zwar kleinen aber recht fiesen Sicheldünen. Einmal nicht aufgepasst und falsch abgebogen und wir trohnen oben auf einer Düne und müssen buddeln. Pfffft… Aber irgendwann sind alle Schwierigkeiten gemeistert und wir schlagen unser Nachtlager an einem tollen Platz in einem Canyon auf und geniessen den etwas verfrühten Feierabend. Das ist denn auch der bis jetzt wohl ruhigste Platz der ganzen Reise. Nicht mal eine Ziege oder ein Esel sind zu hören. Toll!

Nun stehen «nur» noch die letzten 150 und nicht minder anspruchvollen Kilometer bis nach Atar auf dem Programm.

Von Zagora in die Westsahara

Tadaaaa, Ramadan hin oder her. Bei der Ankunft in der Garage am nächsten Morgen hiess es, das Diff sei gestern Abend noch gekommen und bereits eingebaut. Gleich Probefahrt gemacht und uff, es tönt alles so wie es halt bei nem alten Auto tönen soll. Einiges Geld hat den Besitzer gewechselt *ürks*. Und das defekte Diff wurde irgendwo im Auto verstaut. Denn das müssen wir mitnehmen, damit zu hause dann die Sperre wieder eingebaut werden kann. Blöd, denn wir hätten uns ein paar hundert Euro noch gespart, wenn wir das alte Diff dort gelassen hätten. Jetzt fahren wir also ein kaputtes Diff durch die Gegend mit der vor zwei Jahren für viel Geld eingebauten Sperre. Schon ein bisschen sehr ärgerlich, wenn ich das mal so sagen darf. Aber nun gut. Bei unseren ganzen Reisen sind wir bis jetzt abgesehen von der einen oder anderen Reifenpanne ohne Pannen durchgekommen. Irgendwann erwischt es also halt wohl jeden mal. Selbst mit Toyota ;-). Meine Hochachtung gilt ab heute aber allen Overlandern, die sich dauernd mit irgendwelchen Pannen rumschlagen müssen. Ich hoffe sehr, dass es bei uns für lange Zeit dabei bleiben wird. Bis auf Reifenpannen natürlich. Wieso ich das erwähne?

Nach einem schnellen *räusper* Mittagessen in Zagora haben wir die Stadt endlich in Richtung Erg Chegaga verlassen. Das ist Marokkos zweites Wüstengebiet. Zwar einiges grösser wie das Erg Chebbi, aber mit eher kleinen Sanddünen. Auf dem Weg haben wir bei einer Oase halt gemacht. Und was ist? Das bereits reparierte Rad ist wieder platt. Echt jetzt? Also wieder Reserverad montiert und weitergefahren. Leider war immer noch sehr viel Wind und dementsprechend auch viel Sand in der Luft. Unser Nachtlager haben wir am Rande der Wüste im Schutz einer Sanddüne aufgeschlagen und glücklicherweise liess der Wind doch noch etwas nach. Mit dem Wüstensonnenuntergang wurde es zwar nichts, aber zumindest die Hundedame hat sich unglaublich über unseren Campplatz gefreut. Für sie gibt es wohl kaum etwas Schöneres, wie im Sand rumzufräsen.

Am nächsten Morgen wurde ich mir dann kurz mal vor Augen geführt, dass die Wüste eben doch nicht nur ein grosser toller Spielplatz ist. Unsere Reserveradtasche lag über Nacht ausnahmsweise mal am Boden. Ich denk mir nix dabei, heb sie hoch und öffne sie um den Müll zu versorgen. Da läuft mir doch promt ein Skorpion entgegen. Kreisch. Guten Morgen, jetzt bin ich endgültig wach. Wie blöd kann man denn sein? Ist ja nicht so dass ich nicht genau wüsste, dass die Krabbeldinger überall sind und sich gerne in irgendwas das am Boden liegt verstecken. Jeden Stein, den ich aufhebe (und wer mich kennt weiss, das sind so einige…) verpasse ich zuerst vorsichtshalber einen Tritt aber hier? Nö. Pfffffffffffft. Na ja nix passiert. Blöderweise hat sich Herr oder Frau Skorpion, dann grad noch so schnell versteckt, dass ich es nicht mehr gefunden hatte und nicht mal ein Foto machen konnte. Nicht nett…

Weiter ging unsere Route ein Stück entlang der ehemaligen Strecke der berühmten Paris-Dakar Ralley. Mit dem Tempo konnten wir wohl nicht so ganz mithalten. Vermutlich :-). Auf dem Weg lagen wieder einige Militär-Kontrollposten, da die Grenze zu Algerien nicht weit weg ist. Das Prozedere ist immer das Gleiche. Unsere Pässe werden eingezogen und entweder mit dem Smartphone fotografiert oder abgeschrieben. Es wird gefragt, von wo wir kommen und wohin wir gehen (von Vorteil wenn man sich die Ortschaften merken kann… ;-)). Dann wird an die nächste Station gefunkt, dass da drei Touris unterwegs sind. Keine Ahnung was passieren würden, wenn wir da nicht auftauchen würden. Wir lassen es mal nicht darauf ankommen. Leider war immer noch sehr viel Sand in der Luft und die Fernsicht war gleich null. Schade, auch wenn es dafür zeitweise zu einer absolut mystischen Stimmung geführt hat.

Unser Ziel für heute hiess Tata. Dort galt es erst mal ein bisschen was einkaufen und ach ja da war doch noch was, einen Reifenflicker finden. Reparatur Nummer zwei, hoffen wir mal das hält etwas länger. Übernachtet wurde auf einem recht ordentlichen und gut besetzten Campingplatz mitten in der Stadt. Neben einer Moschee, was am Freitag während Ramadan sicherlich eine seeeeehr kurze Nacht bedeutet. Warum? Das letzte Gebet ist irgendwie um 22 Uhr fertig. Und morgens um vier geht es los. Nein nicht einfach nur mit Beten. Da heult eine Sirene wie wenn ein Luftangriff bevorstehen würde. Das erste Mal sind wir echt alle gestanden im Zelt (also zumindest wären wir es, wenn sich das mit der Dachhöhe ausgehen würde…) und haben gedacht wir haben doch wie geplant den Tripp in den Iran unternommen. Aber nein. Nachdem die Sirene aufgehört hat ruft der Muezin. Und wenn der verstummt, dann fangen die Hunde an zu bellen. Und spätestens dann bin ich wach. Hellwach. Tja so haben wir schnell gelernt, dass ein typischer Campingplatz in Marokko drei Merkmale aufweist. Eine Moschee in Hördistanz, einen schreienden Esel und bellende Hunde.

Weiter ging es in Richtung Assa. Man denkt ja Wüste ist Wüste aber nein, fast hinter jeder Ecke sieht die Landschaft wieder anders aus. Heute hat sogar eine Flussdurchquerung auf uns gewartet.

Mitten im Bachbett wollten wir eine kurze Pause machen. Und was hör ich da am nassen Reifen? Blubberblubberblubber. Na toll, der Flick hält offenbar nicht. Ist eine wirklich sch… Stelle und der Schnitt schon ziemlich gross. Wiedermal Ersatzreifen montiert. Wir machen bald der F1 Konkurrenz. Unser Nachtquartiert war ein wirklich hübscher Campingplatz. Und zum Abendessen gab es ein super leckeres 3-Gang-Menue mit Suppe, Fleischspiessen und dem ultimativen Schokomousse. Mmmmmmmhhhhh.

Nun ging es aber definitiv in die Wildnis. Vier Nächte Wildcamping standen auf dem Programm. Also alle Vorräte nochmals aufgefüllt, den Reifen zum dritten Mal geflickt. Heisst ja hoffentlich nicht umsonst aller guter Dinge sind drei. Der Typ hat einen ziemlich seriösen Eindruck gemacht und der Flick sah auch zuverlässiger aus. Schaun wer mal.

Die Strecke die Mark uns gezeigt hat, führte durch ein einsames Tal und war suuuuuper schön. Ausser ein paar Dromedare haben wir den ganzen Tag niemanden gesehen. Unser Camp haben wir am Rande eines ausgetrockneten Flusses inmitten von Babydünen aufgestellt. Wie bestellt, hat zum Glück auch der Wind endlich mal ein bisschen abgestellt, sodass wir einen gemütlichen Abend verbringen konnten.

Die nächsten Tage haben wir uns der Grenze von Marokko und der Westsahara entlang bewegt. Also Grenze ist ja ein bisschen falsch gesagt. Für das offizielle Marokko ist die Westsahara ein Teil Marokkos und wird marokanische Sahara genannt. Wenn man gewissen Quellen glauben soll, ist es nicht einmal erlaubt, Karten oder Aufkleber einzuführen, auf denen diese Grenze eingezeichnet ist. Es gibt auch keine Grenzposten oder sowas. Nur relativ viel Militärpräsenz. Und etwas kurrlige Bauwerke mitten in der Wüste teilweise. Oder Munitionzeugs, das da so rumliegt…

Auch UN-Fahrzeuge haben wir angetroffen. Zuerst haben wir uns zwar etwas gewundert, warum der neben uns gefahren ist und die Scheibe runtergelassen hat. Aber er hat dann nur ein «Servus wie geht’s. Wohin seit’s ihr denn unterwegs?» gerufen :-).

Das Gebiet der Westsahara besteht fast ausschliesslich aus Wüste und ist nur sehr dünn besiedelt. Die Strecke führte über meistens kaum sichtbare Pisten, teils auch einfach so querfeldein. Gesehen haben wir abgesehen von gelegentlichen Militärfahrzeugen keine Menschenseele. Auch wenn die Landschaft nicht mehr soooo abwechslungsreich war, trotzdem ein unglaubliches Erlebnis. Und das eine oder andere Highlight gab es doch auch. Wie den Wasserfall mitten in der Wüste. Zuerst fährt man stundenlang durch die Einöde und plötzlich steht man am Rand eines unglaublichen Canyons. Ein genialer Campspot. Der einzige Wehrmutstropfen war, dass der Wind uns immer noch begleitet hat. Und denn noch wie. Sogar Panja war wörtlich so durch den Wind, dass wir sie ins Dachzelt holen mussten, damit wir alle ein bisschen Ruhe gefunden haben…

Das Wetter sollte uns auch noch weiter in Atem halten. Das geplante Käsefondue konnten wir zwar grad so knapp durchführen. Das Brot steckt ja schliesslich auf der Gabel und kann drum nicht durch die Luft fliegen…

Der nächste Tag hatte es dann aber so richtig in sich. Das Wetterapp hat zwar schon was von Wind und Gewitter erzählt. Ja klar in der Wüste, wer’s glaubt. Ähm ja… Wer nicht hören will… Wir fahren stundenlang querbeet durch eine topfebene Wüstenlandschaft. Rundherum wird es immer schwärzer und plötzlich fängt es an zu regnen. Erst haben wir uns nicht gross was dabei gedacht. Eher im Gegenteil, wäscht die staubige Luft vielleicht wieder etwas sauber. Nach dem sandigen Mittagessen wurde der Wind dann aber immer stärker und plötzlich hat man kaum mehr etwas gesehen.

Mitten im Sandsturm. Gut haben wir das Auto frisch aufpoliert. Und dann hat gleichzeitig wieder Regen einsetzt und in der Ferne waren Blitze zu sehen. Häh geht’s noch? Sandsturm bei Regen? Wenn Engel reisen…

Das Gute daran war, dass die Auto plötzlich sauber waren. Zumindest auf einer Seite. Wir haben schon darüber gewitzelt, ob wir nicht wieder ein Stück zurückfahren sollten, damit die Autos auf der anderen Seite auch sauber werden. Wenn wir gewusst hätten, was noch auf uns zukommt… Der Regen hat angehalten und wurde immer stärker. Plötzlich waren wir nicht mehr in der Wüste sondern auf einem gigantischen See. Martin war plötzlich sehr happy mit seinen MT-Reifen. Aber genützt hat es dann doch auch nicht so viel, aber das soll unter uns bleiben 😉. «What happens in the Sahara, stays in the Sahra» Jedenfalls glichen die nächsten zwei Stunden einem Höllenritt. Mit Vollgas durch den nassen bodenlosen Kies, bloss nicht Steckenbleiben.

Irgendwann waren wir alle ziemlich am Ende und als wir auf einer kleinen Anhöhe etwas trocknen Boden unter den Reifen hatten, haben wir das Camp gleich da aufzuschlagen.

Niemand hatte mehr Lust, noch weiter durch diesen Sumpf zu fahren. Schliesslich hatten wir ja eine Wüstentour gebucht. Trockener Boden hatten wir aber Windschutz war natürlich Fehlanzeige. Bin ich froh, haben wir unser Hartschalenzelt. Das versprach doch etwas Schlaf in der Nacht. Caro und Martin haben sich entschieden, sich irgendwie ins Auto zu legen und das Dachzelt geschlossen zu lassen. Unser Hoffnung, dass es über Nacht keinen Regen mehr gibt und dass dieser Sumpf bis morgen abtrocknet hat sich denn auch gröstenteils erfüllt.

So konnten wir die restlichen knapp 200 Kilometer bis zu unserem Ziel Boujdor unter die Räder nehmen. Wo wir zuerst mal eine Waschanlagen ansteuern…

Marokko Woche 1 1/2

(da ich unerfreulicherweise grad viel Zeit haben bereits ein neuer Blogeintrag, aber dazu später mehr)

Nein, der nette Ziegenhirte kam am nächsten Morgen nicht mehr. Ich habe nicht mal seine Ziegen irgendwo gesehen, obwohl ich am morgen Früh mit Panja noch auf den nächsten Hügel geklettert bin. Nachdem wir in absoluter Einsamkeit gemütlich gefrühstückt haben, ging es wieder zurück in Richtung Zivilisation. Auf dem Weg zur nächsten geplanten Piste haben wir beschlossen, dass wir vielleicht nochmals in einen Supermarkt sollten, bevor es dann auf die Tour geht. Der einzige Supermarkt bedeutet aber einen Umweg von etwa einer Stunde. Egal, machen wir. Und es hat sich gelohnt, denn ausser ein paar Besonderheiten war es fast wie in einem westlichen Supermarkt. Ausser, dass die Marokkaner wohl das unverpackt Konzept erfunden haben. So eine riesen Auswahl an offen erhältlichen Lebensmittel habe ich noch nie gesehen.

Nach dem Einkaufen ging es ein Stück zurück zu einem anderen Einstieg auf die geplante Strecke. Auf mehr oder weniger ruppiger Piste ging es vorbei an unzähligen neu geschaffenen Palmenplantagen. Wir wundern uns ein bisschen, wo das ganze Wasser für die Plantagen herkommen soll. Aber nun gut, die Marokkaner werden da wohl schon einen Plan haben.

Die Piste führte uns an verschiedenen Kunstwerken eines deutschen Künstlers vorbei. Irgendwie kam der vor vielen Jahren auf die Idee, Mitten in der Wüste ein Abbild des Orion Sternbildes und eine Himmelstreppe hinzustellen. Angesichts der brütenden Hitze haben wir auf eine Besichtigung verzichtet, ein gute Fotomotiv war es aber allemal.

Am Nachmittag sind wir in Erfoud auf dem Camping eingetroffen und haben Mark, unseren Guide für die nächsten 11 Tage, kennengelernt. Sonntag ging es dann ziemlich zeitig Richtung Erg Chebbi. Das kleinere der beiden Wüstengebiete in Marokko aber mit den grösseren Dünen. Hier haben wir uns einen lokalen Guide genommen, der uns einen Tag durch die Dünen führen wollte. Da es zu heiss war und deshalb um den Mittag rum der Sand für unsere schwergepackten Reisemobile kaum mehr fahrbar war, ist es auf einen halben Tag ausgelaufen. Wir haben es nicht ganz geschafft, das Erg von Nord nach Süd zu durchqueren. Aber egal, das Sandfahren hat mal wieder riesen Spass gemacht.

Anschliessend haben wir in einem Hotel noch Tee und Kaffe getrunken und für Caro lag sogar einen Sprung in den erstaunlich kalten Pool drinnen. Da wir bereits beim Luft ablassen am Morgen gemerkt hatten, dass einer unserer Reifen weniger Luft hatte, mussten wir noch eine Werkstatt aufsuchen. Das ist ja in Afrika immer ein Erlebnis. Da wird mitten in der Werkstatt gebetet und bei uns in der Schweiz hätte der Suva Inspektor wohl Schnappatmung.

Aber der Reifen wurde sorgfältig repariert und wir konnten uns ein sehr leckeres Mittagessen in einem Restaurant gleich daneben gönnen. Frisch gestärkt war der Plan, ein Stück zu fahren und uns dann einen Wildcampspot zu sagen. Aber Pläne können geändert werden, wie wir in Zukunft noch ein paar Mal erfahren werden… Kaum losgefahren hören wir ein wirklich sehr ungewöhnlich Geräusch. Was ist denn das? Das Getriebe? Vor uns bremst Mark plötzlich ab und fährt zu einer Tankstelle. Sein Auto fahre kaum mehr und sei dauernd ausgegangen. Hm. Martin hat sich das beides angeschaut, bei unserem Auto fand er es jetzt nicht sooooo ungewöhnlich, vermutlich wirklich das Getriebe aber das sollte kein Problem sein zum Weiterfahren. Hm okay. Bei Mark sah es anders aus. Also zurück zur Reifengarage. Dort wurde dann gesucht und gesucht. Und gefunden und repariert. Uff. Da es schon später Nachmittag war haben wir uns entschieden, gleich da im Ort einen Campingplatz anzufahren. Doch auf dem Weg wird Mark schon wieder langsamer. Öhm also doch nicht repariert. Im Schneckentempo auf den Camping und Mark wieder zurück in die Garage.

Martin und Marcel haben sich dann doch unser Auto nochmals etwas genauer angeschaut und ein Radlager nachgestellt (oder so). Und Caro und ich sind auf die Dünen gleich neben dem Camp geklettert. Das war vielleicht ein Spektakel. Kamelkaravanen, Motocrossfahrer, Spaziergänger, Offroader, alle haben sich bei Sonnenuntergang im Sand vergnügt. Wir sassen da auf der Dünen und fühlten uns fast wie im kitschigen Kino.

Mark war dann erst gegen 21 Uhr zurück. Dafür mit der frohen Botschaft, dass der Fehler wohl gefunden worden ist. Hoffen wir das Beste. Am nächsten Morgen ging es dann richtig los mit der Tour. Zuerst hat uns der Weg zu einer wirklich spektakulären Abbruchkante geführt.

Die Location diente schon als Kulisse bei vielen Filmen, unter anderem the Mummie und Spectrum.

Panja hat sich mit dem Souvenirhändler angefreundet und wir haben uns köstlich über eine Horde spanischer Motoradfahrer amüsiert. Nein man lässt den Töff nicht am Parkplatz, man versucht bis ganz nach oben zu fahren. Auch wenn etwa jeder dritte auf die Schnauze geflogen ist. Schaden konnte wir nicht mehr zugucken, wie die da alle wieder heruntergefahren äh geschlittert sind.

Den Rest des Tages sind wir durch die Wüste gefahren.

Mittagspause und der erste Marokkaner eilt heran, er braucht Benzin für seinen Töff. Schwierig bei drei Dieseln.

Aber eigentlich war es eben nicht DIE Wüste. Denn quasi um jede Ecke sieht es schon wieder ganz anders aus. Besonders toll war, dass nach den ausgiebigen Regenfällen die Salzseen teilweise grün waren. Auf einem haben sogar Dromedare geweidet.

Das Nachtlager haben wir in der Nähe der algerischen Grenze aufgeschlagen. Caro und ich haben uns ans Kochen gemacht und sogar meine fancy Vanlifelichterketten ist erstmals zum Einsatz gekommen.

Dienstag ging es dann noch für etwa zwei Stunden durch die Wüste, an zwei Militärposten vorbei, bis wir wieder auf die Teerstrasse gekommen sind. Unser nächstes Ziel Zagora war nur noch etwa 40 Kilometer entfernt. Der Plan stand – zuerst mal Mittagessen und dann den Nachmittag auf dem Camping verchillen. Aber wie war das nochmals mit den Plänen? Kaum auf dem Teer war da wieder das gleiche Geräusch wie vor zwei Tagen. Nur diesmal viel lauter. Sobald wir mehr wie 40 km/h gefahren sind, konnte man sich kaum mehr unterhalten. Nicht gut, gar nicht gut. Beim Anhalten und checken was los ist, wurden wir natürlich bereits von den ersten Mechanikern auf Mofas gesichtet. Die ersten Verkaufsgespräche fanden dann bei 50 km/h durch das geöffnete Fahrerfenster statt…

Die fliegenden Mechaniker

Das Lunchdate blieb aber anschliessend sind wir sind wir in die Garage gefahren. Problem ist offenbar das hintere Differential. Also ausgebaut und aufgemacht und grosse Stirnerunzeln. Zwei Schrauben waren komplett lose. Dadurch hat sich alles verschoben und das Diff ziemlich am Arsch.

Allgemeine Ratlosigkeit
Es warten noch andere auf Teile!

Weshalb das passiert ist? Gute Frage. Vielleicht ist was falsch gelaufen beim Einbauen der ARB-Sperren vor zwei Jahren? Die wichtigere Frage ist aber, wie kommen wir nun zu einem neuen Diff? Ali ist momentan immer noch dran, eines zu organisieren. Heute Abend oder morgen sollte eines kommen. Inshalla. Vertrödeln wir uns die Zeit also mal noch auf dem Campingplatz.

Marokko Woche 1

Mit Caron und Martin, die aus Süddeutschland kommen, haben wir uns auf einer Autobahnraststätte in der Schweiz getroffen. Anschliessend ging es gemeinsam auf der Autobahn Richtung Südfrankreich. Gegen 19 Uhr sind wir auf einem meiner Lieblingscampingplätze in Leucate Plage eingetroffen. Blöderweise schliesst der Camping bereits um 18 Uhr. Hätte man ja schon mal vorher abklären können… Während wir so diskutieren, was wir nun machen sollen, geht die Schranke wie von Zauberhand auf. Öhm okay, dankeschön, suchen wir uns auf dem praktisch leeren Platz ein hübsches Plätzchen. Glück gehabt.

Am nächsten Tag ging es nicht ganz so früh wie geplant weiter Richtung Süden. Ab dem Mittag wurde es in Spanien dann schon deutlich wärmer. Was uns alle gefreut hat den nun konnten wir endlich mal die neu eingebauten Klimaanlagen ausprobieren. Und was soll ich sagen? Herrlich. Einfach nur herrlich. Wieso bloss haben wir so lange damit gewartet? Na egal, Hauptsache wir haben nun eine…

Nächster Stopp war Calp. Dort haben wir unsere Zelte auf einem typischen Wohnmobil Campingplatz mitten in der Stadt aufgebaut. Leider waren wir dann doch etwas zu spät dran, damit es noch für die berühmte Wanderung auf den Felsen vor der Stadt gereicht hat. Schade. Aber immerhin waren wir sehr lecker und reichhaltig spanisch essen.

Während der Fahrt haben wir uns für den letzten Abend auf europäischem Boden noch ein 2-Zimmer Appartement in der Nähe von Gibraltar gebucht. Irgendwie fanden wir es stressfreier, dann am Morgen nicht noch erst alles zusammenpacken zu müssen. War ein guter Entscheid. Unsere Wohnung lag in einer hübschen Ferienanlage, hatte nebst den zwei Schlafzimmern sogar zwei Badezimmer und auf dem Spaziergang zum Restaurant hat man den Felsen von Gibraltar bei Sonnenuntergang gesehen. Schön!

Am Dienstag ging es zeitig zum Hafen. Die Tickets hatten Caro und ich am Abend zuvor schon organisiert und so waren wir Ratzfatz vor der Fähre und es hiess warten. Nebst den ganzen LKWs waren vielleicht 6 oder 7 private PKWs da. Hab ich so also auch noch nie erlebt.

Aber dementsprechend rasch waren wir natürlich auf der Fähre und nach der rund 1½-stündigen Überfahrt auch wieder runter. Die Einreise verlief völlig problemlos. Das einzige, das ein bisschen dauerte war, dass wir das Auto bei Marcel im Pass eintragen lassen wollten, obwohl ich die Halterin bin. Aber schlussendlich hat der nette Herr Zöllner (ja ja das gibt es!) auch das geschafft. Nach einem kurzen Blick ins Auto und der Nachfrage, ob wir Drohnen mit haben (haben wir natürlich wirklich nicht!), waren wir eingereist. Noch kurz Geld wechseln und schon ging es auf landschaftlich reizvollen Hauptstrasse in Richtung Chefchaouen.

Gegen Nachmittag haben wir bereits Quartier bezogen auf dem dortigen Campingplatz. Zusammen mit Scharen von Wohnmobilen, Vans und sonstigen Gefährten. Irgendwie waren wir grad ein bisschen überfordert mit dieser Anzahl an Touris. Aber Chefchaouen, die blaue Stadt, ist nicht umsonst so beliebt wie wir bei unserem Spaziergang durch die Stadt feststellen durften. Wobei Spaziergang ist ein bisschen untertrieben. Die Rückkehr ging eigentlich schon fast als kleine Bergwanderung durch. Keine Ahnung wie viele Höhenmeter zurück zum Camping zu bewältigen waren. Aber es waren so einige. Und dann kamen noch die zusätzlichen dazu, die wir absolviert haben, da wir den Weg aus diesem Gässchenlabyrinth fast nicht mehr gefunden haben 🙈.

Nun stand noch eine relativ ereignislose Etappe über Landstrassen in Richtung Midelt auf dem Programm. Dort schlugen wir unser Quartier auf dem Caping bei einem Hotel auf. Irgendwie ist es Marcel und mir beim Abendessen plötzlich aufgefallen, dass wir hier bei unserer letzten Marokkoreise vor vielen Jahren bereit untergekommen sind.

Und dann endlich die ersten Offroadkilometer. Und grad was für welche. Der berühmte Cirque du Jaffer stand auf dem Programm. Etwas unsicher, da wir doch unschöne Storys von gesperrten Strassen und aufdringlichen Nomaden gelesen hatten. Aber nix da. Die Tour durch den Canyon war spektakulär und ein toller Einstieg in unser Marokkoabendteuer.

Und weil’s so schön war, haben wir anschliessend noch eine Tour über den Tiz-Tagountsa angehängt. Auch das super super schön. Vielleicht auch weil sehr unerwartet?

Nur hat die Tour dann doch länger gedauert wie gedacht. Eigentlich wollen wir Richtung Imilchil. Aber da es bereits fast 18 Uhr war und die Sonne schon bald unterging haben wir uns entschlossen, bereits Richtung Süden umzuschwenken und die restlichen Touren für den Schluss aufzuheben. Denn wir müssen am Samstag in Erfourd sein. Dort werden wir uns mit Mark treffen, unserem Guide für die nächsten 10 Tage. Jedenfalls haben wir den Entscheid nicht bereut denn wir haben uns auf dem Camping bei der Auberg Boubbude einquartiert. Zur Begrüssung gab’s Tee mit Keksen und zum Abendessen ein sehr leckeres 3-Gange-Menue.

Beim Morgenspaziergang waren Panja und ich dann die Dorfattraktion. Aber alle waren sehr nett und haben lediglich freundlich gegrüsst. Wenn man mit dem Auto vorbeifährt fordern einige der Kinder schon sehr wehement Geld oder was zu essen ein. Aber zu Fuss war das hier überhaupt nicht das Problem.

Weiter ging es dann auf der Teerstrasse durch eine wirklich schöne Schlucht. Und völlig unverhofft waren wir plötzlich mitten in einer DER Touristenattraktionen. In der Thodra Schlucht. Das kommt davon, wenn der Reiseführer immer noch praktisch ungebraucht im Auto liegt. Wir haben uns dem Rummel hingegeben und Caro hat sich noch einen Schesch (ein Turbantuch) erstanden.

Nach ein paar Kilometern auf Asphalt waren wir dann auf Ausgangspunkt der nächsten Passüberquerung auf einer Piste. Ja ja ich weiss ich wiederhole mich, aber die Landschaft war grandios. Einmal abgesehen davon, dass die Steine eher schwarz waren hätte man das gut für Canyonland in den USA verkaufen können. Die Strecke war etwas ruppig aber gut zu fahren und hat so richtig Spass gemacht.

Nach einem kurzen Abstecher zurück in die Zivilisation ging es dann bereits auf die nächste eher unbekannte Piste. In einem trockenen Qued haben wir mitten in den Bergen dann unser Nachlager aufgeschlagen. Unser erstes Wildcamp in Marokko. Selbstverständlich ging es nicht lange, bis von irgendwo her ein Ziegenhirte angedackelt kam. Leider sprach er kein Wort französisch und wir konnten uns nicht unterhaltenund so ist er bald wieder weitergezogen. Vielleicht kommt er ja morgen zum Frühstück wieder vorbei, mal schauen.

Ach ja Frühstück. Hier ist momentan Ramadan. Einerseits heisst das, dass vor allem hier im Süden tagsüber alles geschlossen hat. Denn die Muslime dürften von Sonnenauf- bis -untergang weder essen noch trinken. Bei den Touristen wird das eigentlich nicht so eng gesehen. Trotzdem wurde Marcel bereits darauf hingewiesen, dass man das eigentlich nicht tut, als er während einem Unfall auf der Strasse wartend seinen Kaffee getrunken hat. Oups. Na ja, wir versuchen uns dran zu halten und tagsüber nur zu essen oder Kaffe zu trinken, wenn wir unsere Ruhe haben.