Von Icht bis Tanger

Uns bleibt noch etwa eine Woche, bis wir in Tanger die Fähre Richtung Europa nehmen müssen. Genug Zeit, um das Gebiet um den Atlas noch etwas zu erkundigen. Von Icht fahren wir zuerst über eine Teerstrasse durch die sehenswerte Igmir Schlucht, bis zur riesigen Goldmine Akka.

Von da an haben wir wieder einfache Piste bis nach Tata. Geplant war, dass wir in Tata tanken und Geld abheben. Aaaaaber es ist Freitag und das ist wohl ein schlechter Zeitpunkt, um Geld abzuheben. Alle Bankomaten sind leer. Öhm okay. Unser Bargeld reicht zum Glück noch, um die Tanks einmal zu füllen. Da uns beim letzten Besuch der Campingplatz in Tata jetzt nicht so vom Hocker gerissen hatte und es noch früh am Nachmittag ist, entschliessend wir uns, den nächsten Track anzufangen. Gemäss Beschreibung führt dieser durch ein einsames Hochtal. Da wird sich sicher was zum Übernachten finden. Irgendwie ist das Hochtal aber gar nicht ganz so einsam und der Track verwandelt sich etwa nach der Hälfte in eine neue Teerstrasse. Auch in Marokko zieht der Fortschritt überall ein.

Kurze Zeit später finden wir zum Glück nur wenige Meter neben der (kaum befahrenen) Hauptstrasse einen super schönen Platz in einem Flussbett, zwischen ein paar Palmen. Hier bleiben wir.

Am nächsten Tag geht es zuerst auf dieser Hauptstrasse weiter. Diese kurvt durch kleine und sau enge Dörfchen und wenn man nicht die Umfahrung nimmt, landet man mitten in einem Palmenhain. Wir kommen grad so überall durch und geniessen eine wunderbare Aussicht zurück in das enge Tal.

Dann verlassen wir die Teerstrasse und kurven wieder über tolle Bergsträsschen durch gar nicht mal so kleine Ortschaften. Mich nimmt ja schon wunder, wovon die Leute hier oben leben können.

Die nächste grössere Ortschaft ist Taliouine. Hier herrscht schon mehr Leben und auch der Tourismus spielt eine grössere Rolle. Ach ja und Bankomaten mit Geld drin gibt es auch. Die nächste Tankfüllung ist gerettet 😉. Wir fahren noch ein bisschen weiter und wollen den nächsten Pass, den Tizi-n-Melloul in Angriff nehmen. Kaum aus der Stadt raus, zischt es plötzlich und Marcel reisst einen Stopp. Shit, der Reifen mit dem Schlauch drin ist platt. Gut haben wir bald mehr Übung im Reifenwechseln, wie die F1-Crew von Ferrari und sind schon bald wieder fahrbereit.

Zum Glück. Denn wir sind uns nicht ganz sicher, ob der angepeilte Pass überhaupt fahrbar ist. Der Reiseführer empfiehlt nämlich eine andere Route, da die Strasse damals verfallen war. Die Passstrecke ist aber wie’s aussieht frisch gemacht und für uns absolut problemlos zu befahren.

Unterwegs biegen wir dann auf eine etwas kniffligere Umfahrung ab und suchen uns da einen Übernachtungsplätzchen auf einer schönen Wiese. Obwohl wir nicht ganz so versteckt stehen, wie wir das eigentlich gerne hätten, kommt die ganze Nacht niemand vorbei und wir geniessen die Aussicht bis in die Schneegipfel des hohen Atlas.

Weiter geht es Richtung Ouarazate. Zuerst absolvieren wir ein bisschen Touristenprogramm und machen einen kleinen Abstecher nach Ait Bennhadou. Und ja, es ist weniger schlimm, wie erwartet, aber doch ein kleiner Kulturschock.

Den Weg auf den Hügel über der alten Stadt muss man sich durch ein Labyrinth an Souvenirshops bahnen. Aber wir sind ja schliesslich auch waschechte Touristen und das eine oder andere Souvenir ist doch auch in unsere Tasche gewandert 😉. Geht da fast nicht anders, obwohl die Verkäufer wirklich nicht aufdringlich sind. Das hatte ich irgendwie anders abgespeichert von meinem letzten Marokkobesuch. Zur Belohnung gibt es ein gar nicht mal so schlechtes Mittagessen auf einer schattigen Gartenterrasse.

Unser nächstes Ziel Ouarazate ist nur noch ein paar Kilometer entfernt. Eigentlich ist der Plan, einen neuen Schlauch für den Reifen zu kaufen, damit wir wieder ein Ersatzrad haben. Blöderweise ist Sontag und Ouarazat eine moderne Stadt mit westlichen Zügen. Was bedeutet, dass am Sonntag natürlich alles geschlossen ist. Mist. Dafür finden wir einen Carrfour Supermarkt. So einen richtigen. Sogar mit grosser Wein-, Bier und sogar Spirituosenabteilung. Wow, ein bisschen wie Weinachten. Kann wohl bei uns kaum einer verstehen, dass man sich so über einen gut sortieren Supermarkt freuen kann… Unsere Vorräte werden grosszügig aufgefüllt und dann geht es zum Camping «A lot of stars». Lustiger Name und sehr nette Betreiber. Sogar ein Begrüssungstee wird uns angeboten. Das wahre Highlight sind die vielen Pfaue. Oder Pfauen? Hmmm…. Leider wird uns erst nachts bewusst, dass die nicht nur hübsch sind, sondern einen sau Lärm machen. Da können die streunenden Hunde also glatt einpacken.

Weiter geht es durch die bekannte Dades Schlucht. Die eigentliche Schlucht ist zwar recht kurz und für mich bei weitem nicht so beeindruckend, wie die benachbarte Thodra Schlucht. Aber die ganze Strecke ist wunderschön, auch wenn der grösste Teil mittlerweile geteert ist.

Nur noch über den Tizi-n-Ouano ist ein etwa 10 Kilometer langes Stück nicht geetert. Mit unseren Autos aber kein Problem zu fahren, auch wenn es teilweise etwas rauh und eng ist. Etwas anders hat das wohl ein deutsches Pärchen empfunden, die da mit dem Wohnmobil der Tochter unterwegs waren. Sie ist ein bisschen blass um die Nase und hat unsere angebotenen Schokokekse als Nervennahrung gerne angenommen. Wir hoffen, der Camper hat es schadlos überstanden und die Tochter muss es nie erfahren 😉.

Auf der Passhöhe bei 2’914 M.ü.M muss dann natürlich noch ein Foto gemacht werden, denn dies ist der wohl höchste Punkt, den wir auf dieser Reise anfahren werden.

Unterwegs machen wir einen Abstecher zu einer Grotte und einer Naturbrücke. Leider sind wir ein bisschen zu doof, die genau Location zu finden. Reiseführer genau lesen oder Track zum Wandern mitnehmen, würde beides helfen. Aaaaaaber nicht so schlimm, wir kommen sicher mal wieder hier hin und dann finden wir es ganz bestimmt. Wir überlegen noch kurz, ob wir grad hier am Fuss des Canyons unser Nachtlager aufschlagen sollen. Wäre nämlich ein schöner und sicherlich ruhiger Platz. Wir sind uns aber nicht ganz sicher, ob es am nächsten Tag zu viel Strecke wäre. Immer etwas schwierig abzuschätzen, in welchem Zustand die Strassen sein werden.

Wir entscheiden uns deshalb, noch bis nach Ilmichil weiterzufahren. Und das ist ein guter Entscheid, denn die Location direkt am See ist toll und die Campbetreiberin ist eine bezaubernde alte Dame. Wir kriegen Tee und Kekse und sie fragt die ganze Zeit, ob wir noch was brauchen und auch ja nicht zu kalt haben und was weiss ich nicht alles. Nach dem vielen Schwitzen geniessen wir die kühleren Temperaturen hier in den Bergen aber so richtig. Ich muss sogar den Schlafsack ganz zumachen zum Schlafen. Boah…

Nach einem Hundespaziergang beim Sonnenaufgang geniessen wir unser Frühstück mit frischem Brot in der Sonne. Hach ein tolles Plätzchen hier. Hier liesse es sich aushalten. Leider denkt sich das wohl auch Martins Toyota. Denn als wir uns endlich losreissen wollen, geht bei dem gar nix mehr. Streik. Frechheit. Zum Glück kennt Martin seinen Toyo in und auswendig und so ist der Fehler schon nach kurzer Zeit gefunden. Stecker wieder zusammenstecken und es geht los. Uff. Wäre ja noch schöner, wenn wir ausgerechnet heute stehengeblieben wären. Wir haben am Abend nämlich ein Date mit Mark. Wir wollen uns nochmals treffen und ein bisschen über Mauretanien und was sonst so gelaufen ist plaudern. Zuerst steht aber noch ein Highlight der ganzen Tour auf dem Programm. Die Fahrt durch eine wirklich wunderschöne Schlucht entlang des Flusses Assif Melloul.

«Leider» wurde die Strasse vor ein paar Jahren frisch gemacht und ist deshalb nicht so abenteuerlich wie früher. Aber die Landschaft hat sich natürlich nicht geändert und ist atemberaubend schön. Vor allem auch, da es überall blüht. Keine Ahnung was das ist. Oleander? Sieht auf jeden Fall super aus.

Nach der Schlucht kommen wir bei der Cathedrale des Roches vorbei. Leider ist die Sonne fototechnisch grad etwas ungünstig. Dennoch wirkt die Felswand imposant. Offenbar diente die Wand schon berühmten Kletterern zur Vorbereitung für den El Capitan.

Nun sind es nur noch 40 Kilometer bis zum Camping. Aaaaaber die haben es in sich. Ich glaube, ich bin noch nie mehr Kurven gefahren auf 40 Kilometern, wie hier. Die Strasse windet sich hoch, bis wir gefühlt fast auf Höhe der Cathedrale sind. Eindrücklich. Was hoch geht, muss natürlich auch wieder runter. Und plötzlich, als wir schon kaum mehr daran glauben, sehen wir wie aus dem Nichts ein wunderschönes Hotel auftauchen. Unser Campingplatz gehört zu diesem Hotel. Gut der Platz war jetzt nix besonderes. Aaaaaber die Sanitäranlagen waren der Hammer. Sowas erwartet man eigentlich eher in einem Wellnesshotel. Ich nehme mir das Recht heraus und küre diese als die schönsten Sanitäranlagen Marokkos!

Mark ist schon da und wir tauschen uns über unsere Reise durch Mauretanien aus. Abendessen gibt es im Hotelrestaurant. Ist zwar hier immer bitseli kompliziert. Bei Ankunft fragt man, ob man hier essen kann. Hm ich weiss es nicht, ich muss den Koch fragen. Der Schläft aber. Ein paar Stunden später kommt der Koch, ja ihr könnt hier essen. Was möchtet ihr? Ja ähm was hast du denn? Etwas wird angeboten (keine Auswahl). Ja gut das nehmen wir. War ein guter Entscheid denn es war also supermegafein. Würde sogar sagen, mein Favoritenessen von der ganzen Reise.

Tja und irgendwie war uns das gestern gar nicht so bewusst, aber ab heute geht es nur noch auf Teer weiter. Fertig Offroad. Die Strasse ist aber wenigstens immer noch mega schön und führt uns entlang des hohen Atlas nach Marrakesch. Dort steuern wir das Camp Le Relais du Marrakesch an. Der Camping liegt ruhig etwas ausserhalb von Marrakesch und hat einen schönen Pool mit vielen gemütlichen Chillecken. Wir haben sogar einen Olivenbaum am Platz und können die Hängematte aufspannen. Juhu, wieder etwas, das nicht für nichts mitgekommen ist. Check! Am späteren Nachmittag nehmen Marcel, Caro und Martin ein Taxi in die Stadt. Da es weit über 30 Grad ist, möchten wir Panja nicht so lange alleine im Auto lassen. Auch wenn die Sonne weg ist. Deshalb bleibe ich auf dem Camping mit ihr. Und ja, ich geniesse den Abend mit einem Buch in der Hängematte doch auch sehr!

Am nächsten Tag hängen wir in erster Linie mal faul rum. Jemand spricht aus, was wir wohl alle denken. Irgendwie fühlt sich das endlich an wie Ferien… 😊

Lieferservice auf dem Camping

Am Nachmittag nehmen Caro und ich dann ein Taxi in die Stadt. Also gut, zuerst müssen wir eine Stunde auf das Taxi warten. Normalerweise stehen da immer mehrere Taxis vor dem Eingang, sogar morgens um sieben. Aber nun? Nö. Und das obwohl andere Gäste sogar eines bestellt haben um vier. Um viertel vor fünf kommt dann eeeeendlich eines an. Pfffffffffffffffft.

Die Männer haben genug Stadt gehabt und gönnen sich einen klassischen Männerabend mit Pizza und Bier auf dem Camping. Zuerst möchten wir den Garten von Yves Saint Lauren besuchen. Und was soll ich sagen? Wir sind erst etwas fassungslos, dass man hierfür Onlinetickets für eine bestimmte Zeit lösen muss. Hoppala. Willkommen im anderen Marokko. Immerhin können wir das noch rasch im Taxi erledigen. Leider sind wir etwas früh da und müssen und eine halbe Stunde die Füsse in den Bauch stehen. Die nehmen es also SEHR genau. Endlich drinnen, war es dann also na jaaaaaaaaaaaaa. Schon schön, aber irgendwie sind wir grad etwas überfordert mit so vielen Touristen. Und überall werden diese typischen Instagrammfotos gemacht. Schauder. Schnell durchlaufen und weg hier.

Wir gönnen uns ein Tuktuk für den Weg zum grossen Platz. Ist uns doch etwas zu weit zum Laufen. Wir werden allerdings leicht unruhig, als wir sehen, dass unser Fahrer ein paar Krücken griffbereit hat. Na hoffentlich kann er besser fahren wie laufen.

Beim grossen Platz angekommen, stürzen wir uns ins Gewühl der Medina. Hier gibt es ALLES. Man muss es «nur» finden *haha*. Ein paar Stunden und viele gelaufene Kilometer später, haben wir alles zusammen, was wir gesucht haben. Oder auch nicht gesucht, aber was uns gefunden wurde. Oder so. Jeden Tag müsste ich mir das also nicht antun, aber so für einen Abend war es ja mal ganz witzig in diesem Trubel.

Von Marrakesch geht es dann auf der Autobahn Richtung Tanger. Die Strasse ist sehr gut ausgebaut und wir kommen gut voran. Gut okay, man muss auch hier jederzeit damit rechnen, dass jemand über die Autobahn rennt und eigentümlich geladenen Lastwagen verkehren natürlich auch hier. Einzig mit Einkaufen tuen wir uns etwas schwer. Anstatt in einem normalen Supermarkt landen wir irgendwie in einem Laden für Grosshändler. Und der hatte natürlich nicht das, was wir gesucht haben. Aber nun gut, machen wir nochmals einen Versuch, bevor wir auf die Fähre gehen. Der Campingplatz wird zwar grad umgebaut (offenbar seit ein paar Jahren…) aber wir können uns auf den Hotelparkplatz stellen. Toiletten und Duschen können benutzt werden und es gibt auch ein Restaurant mit wirklich toller Aussicht aufs Meer. Das Essen ist zwar na ja sagen wir mal Durchschnittlich. Aber mittlerweilen sind wir also recht unanspruchsvoll, solange wir nicht selber kochen müssen.

Am letzten Morgen in Marokko wollen wir eigentlich um halb neun los Richtung Hafen. Unser Ziel wäre die Fähre um 12 Uhr. Leider macht der Carrefour erst um neun Uhr auf. Also trödeln wir noch bissel rum. Dann kurz in den Laden rein und die Mitbringsel die noch fehlen holen. Dann noch das restliche Bargeld vertanken. Leider nehmen die keine Karte. Müssen wir also nochmals anhalten. Am Hafen merken wir dann, dass die Fähre doch schon um 11 geht. So von wegen Zeitverschiebung und so. Oups das könnte knapp werden. Na vielleicht hat sie Verspätung. Hier anstehen, da anstehen und dann eeeeewigs auf das gescannt werden warten. An der Grenze zu Mauretanien wurden nur die grösseren Autos gescannt. Hier wird aber alles gescannt. Sogar Motorräder… Dementsprechend daaaaauert es natürlich. Und grad als unser Auto fertig ist mit scannen sehen wir die Fähre aus dem Hafen fahren. Mit einer knappen halben Stunde Verspätung. Pffffffffffffffffffffffffffffft.

Die nächste Fähre sollte um zwei gehen. Inshallah… Wie könnte es auch anders sein, DIE Fähre hat dann natürlich gut 1.5 Stunden Verspätung. Nagnag. Ist doch immer so *seufzg*. Schlussendlich ist es also nach 18 Uhr, bis wir vom Schiff fahren. Und anstatt noch ein Stück zu fahren, peilen wir nur grad noch den nächsten Camping an. Das war anders geplant. Aber na ja, das letzte Mal Afrika für diese Reise. Dafür gibt es im Campingrestaurante ein supermegaleckers Thailändisches Abendessen. Irgendwas Gutes kommt ja immer dabei rum…

Und nun geht es noch die letzten 2000 Kilometer nach hause.

Entlang der Erzeisenbahn zurück nach Marokko

Vollgetankt und mit aufgefüllten Wasservorräten machen wir uns auf den Weg Richtung Erzeisenbahn. Wir sind alle sehr gespannt darauf, was uns hier erwartet. Denn im Vorfeld haben wir gelesen, dass die Strecke in diesem Jahr in ausgesprochen schlechtem Zustand sein soll und dementsprechend ausgesprochen schwierig zu fahren. Hm…

Die ersten 100 Kilometer führen uns auf einer guten Teerstrasse nach Norden. Kurz vor den Gleisen geht es dann links weg. Für die nächsten 400 Kilometer werden wir, mit einer Ausnahme, immer südlich von den Gleisen bleiben. Denn die Bahnstrecke führt relativ nahe entlang der Grenze von Mauretanien und Marokko. Und dort wurde in Trump Manier ein kilometerlanger Sandwall errichtet, der mit Landminen versehen ist. Und nein, da will man nicht in die Nähe kommen.

Nach den ersten paar Kilometern machen wir ganz in der Nähe der Gleise Mittagspause. Und wir haben Glück, soeben kommt der Zug.

Die Erzeisenbahn ist mit einer Länge von 2.5 Kilometern der längste planmässig verkehrende Zug der Welt. Wir haben einmal mitgezählt, vier Loks und an die 180 Wagen hingen da dran. Der Zug bringt Eisenerz von den Abbaugebieten in der Wüste über 600 Kilometer bis zum Verladehafen am Meer. Drei Mal in der Woche wird auch ein Passagierwagen angehängt und sogar Autos werden darauf transportiert. Wir haben uns aber für das selber fahren entschieden.

Nach dem Mittagessen wartet das erste grosse Tiefsandfeld auf uns. Und ja, der Sand ist tief und die Autos müssen ziemlich arbeiten. Wir fahren uns aber nie fest. Nur die Autos kriegen ein bisschen gar fest heiss. Wir haben uns immer gewundert, ob die Temperaturanzeige bei uns überhaupt funktioniert, da die Nadel noch nie über die Hälfte geklettert ist. Aber ja, sie funktioniert und kann sogar bis kurz vor rot gehen. Oups. Motorhaube auf und abkühlen lassen. Weiter geht es dann ein bisschen gemächlicher und bald ist das Tiefsandfeld überstanden.

Kurze Zeit später überqueren wir doch für einmal die Gleise (keine Angst, da ist die Grenze noch weiter weg 😉) um zum drittgrössten Monolithen der Welt, dem Ben Amira, und seiner kleinen Schwester Ben Aisha zu kommen. Bei Ben Aisha sind seit einem Festival vor ein paar Jahren Kunstwerke aus Stein zu bewundern.

Der grosse Bruder Ben Amira könnte offenbar auf mehreren Kletterrouten bestiegen werden. Wir suchen uns in seinem Schatten ein gemütliches Plätzchen und versuchen, uns nicht allzu sehr von den ganzen Fliegen verrückt machen zu lassen. Und jesses ist das mal wieder heiss. Selbst nachts kühlt es kaum ab und wir schwitzen in den Dachzelten vor uns hin. So langsam aber sicher fange ich an, von Schnee zu träumen.

Am nächsten Tag wollen wir so weit wie möglich kommen und wir stellen uns deshalb auf einen laaaangen Tag ein. Schlussendlich wird es dann aber gar nicht so schlimm, denn wir kommen erstaunlich gut voran. Nur ein grösseres Sandfeld mit Tiefsand ist zu bewältigen. Durch unsere Tiefsanderfahrung der letzten Tage aber ein Klacks für uns. Der Rest der Strecke ist gut zu fahrende Piste. Wir können also das Theater um den Zustand der Strecke so überhaupt nicht nachvollziehen. Aber da sieht man es mal wieder, jeder hat ein anderes Empfinden was Strecken und deren Schwierigkeiten anbelangt.

Ziemlich viel Eisen liegt überall rum

Die letzten angepeilten Dünenfelder erreichen wir am späteren Nachmittag und da findet sich nochmals einen superschönen Campspot. Mauretanien lässt uns also auch am letzten Abend nicht im Stich. Der einzige Wehrmutstropfen? Es windet wie Sau und bläst uns den Sand um die Ohren und auch sonst überall hin. Tja, man kann nicht alles haben.

Das schöne am Sandsturm sind die Sonnenuntergänge

Nun ist er da, unser letzter Tag in Mauretanien. Fühle mich ja schon ein bisschen wehmütig, auch wenn noch fast drei Wochen Marokko vor uns liegen. Es fühlt sich ab sofort aber definitiv als Heimweg an. Aber zuerst muss mal wieder die Grenze bewältigt werden. Das dauert zwar auch fast zwei Stunden, ist aber eigentlich soweit unkompliziert. Ausser dass mein Länderaufkleber SEHR genau inspiziert wird. Denn für Marokko gibt es die Westsahara ja gar nicht. Deshalb sind streng genommen Karten und Aufkleber verboten, in denen die Grenze eingezeichnet ist. Mein Aufkleber hat zum Glück keine Grenze. Aber es waren zwei autonome Grenzgebiete eingezeichnet. In weiser Voraussicht habe ich die schon vor ein paar Tagen weggegrübbelt. Ein guter Entscheid, denn obwohl die zwei Beamten lange diskutieren, können sie mir offenbar nix und der Kleber darf bleiben.

Im Niemandsland

Da Marokko nach dem Ramadan die Zeit eine Stunde vorgestellt hat, erreichen wir das Hotel in Daklah dann aber doch erst spät. Es reicht gerade noch für eine Dusche. Dafür gibt es ein wirklich mega leckeres Abendessen in der Villa Daklah, auf der Terrasse direkt am Meer. Haben wir uns verdient!

Das Moto der nächsten Tage: Kilometerfressen. Denn wir müssen wieder durch die Westsahara durch, um in den Süden von Marokko zu kommen. Aber die Strasse ist gut zu fahren, teilweise sogar sowas ähnliches wie eine zweispurige Autobahn und wir kommen soweit gut voran.

Die einzige Abwechslung sind die diversen Schiffswracks, die vor der Küste auf Grund gelaufen sind.

Auf dieser Fähre sollen sogar die Autos noch drauf sein

Die erste Nacht können wir in Llayoune auf einem Parkplatz direkt am Meer mit Zugang zu Toilette und Dusche übernachten. Nix luxuriöses aber ausreichend. Und ein wunderschöner Sonnenuntergang gibt es noch gratis dazu. Aber jesses war das ein Trubel am Strand. Keine Ahnung, ob aktuell grad Frühlingsferien sind im Marokko aber auf jeden Fall hat es gewimmelt von Familien mit Kindern. Da werden kann dutzende Zelt direkt am Strand aufgebaut und es wird darin gekocht und im Meer gebadet.

Weiter geht es zur letzten Mammutetappe. Da wir Mittag endlich mal wieder durch einen Ort fahren, gibt es sogar ein sehr leckeres Mittagessen. Zur Auswahl steht Tajine mit Poulet oder gegrillter Fisch. Braucht man wenigstens nicht ewigs für die Entscheidung. Etwas ähm ja speziell ist vielleicht, dass nebendran grad der Metzger ist und die ganzen toten Viecher von der Decke hängen. Da könnte man sich Fleischspiesse bestellen, die dann grad auf dem bereitstehenden Grill gebraten werden. Frischer geht wohl kaum aber ich bleibe bei der Tajine. Während des Essens kommt grad noch eine Ladung mit Schafnachschub an. Gewöhnungsbedürftig für uns aber so isses halt.

Da wir gut vorwärtskommen und schon nachmittags in Tan-Tan sind, entscheiden wir uns noch in den nächsten Track einzusteigen. Ein guter Entscheid, denn wir finden einen wunderschönen Übernachtungsplatz in den Bergen. Caro und Marcel machen noch einen Spaziergang auf den nächsten Hügel und ich backe einen Kuchen. Denn Caro hat morgen Geburtstag und das muss natürlich gebührlich gefeiert werden. Gut, der Kuchen ist jetzt nicht soooo hübsch geworden, aber schliesslich zählt ja die Geste 😉.

Zur Geburtstagsfeier am nächsten Morgen kommen dann noch ein paar Dromedare vorbei. Normalerweise sind die recht scheu und kommen einem nicht zu nahe. Aber diese Gruppe ist recht neugierig und einen kann ich sogar an der Nase streicheln. Nach dem gemütlichen Frühstück mit Geburtstagskuchen geht es weiter auf der Piste Richtung Assa. Unser Ziel ist der Campingplatz in Icht, auf dem wir mit Mark schon einmal waren. Denn wir wissen, da gibt es leckeres Essen. Irgendwie haben wir aber die Piste etwas unterschätzt. Die Fahrt ist zwar schön, die Kilometer wollen nicht weniger werden.

Deshalb ist es fast schon halb acht, als wir endlich beim Camping ankommen. Aber immerhin können wir trotzdem noch ein Abendessen bestellen. Also ab unter die wohlverdiente Dusche und dann lecker Fleischspiesse mit Pommes essen. Danke Caro nochmals für die Einladung!