Uns bleibt noch etwa eine Woche, bis wir in Tanger die Fähre Richtung Europa nehmen müssen. Genug Zeit, um das Gebiet um den Atlas noch etwas zu erkundigen. Von Icht fahren wir zuerst über eine Teerstrasse durch die sehenswerte Igmir Schlucht, bis zur riesigen Goldmine Akka.
Von da an haben wir wieder einfache Piste bis nach Tata. Geplant war, dass wir in Tata tanken und Geld abheben. Aaaaaber es ist Freitag und das ist wohl ein schlechter Zeitpunkt, um Geld abzuheben. Alle Bankomaten sind leer. Öhm okay. Unser Bargeld reicht zum Glück noch, um die Tanks einmal zu füllen. Da uns beim letzten Besuch der Campingplatz in Tata jetzt nicht so vom Hocker gerissen hatte und es noch früh am Nachmittag ist, entschliessend wir uns, den nächsten Track anzufangen. Gemäss Beschreibung führt dieser durch ein einsames Hochtal. Da wird sich sicher was zum Übernachten finden. Irgendwie ist das Hochtal aber gar nicht ganz so einsam und der Track verwandelt sich etwa nach der Hälfte in eine neue Teerstrasse. Auch in Marokko zieht der Fortschritt überall ein.
Kurze Zeit später finden wir zum Glück nur wenige Meter neben der (kaum befahrenen) Hauptstrasse einen super schönen Platz in einem Flussbett, zwischen ein paar Palmen. Hier bleiben wir.
Am nächsten Tag geht es zuerst auf dieser Hauptstrasse weiter. Diese kurvt durch kleine und sau enge Dörfchen und wenn man nicht die Umfahrung nimmt, landet man mitten in einem Palmenhain. Wir kommen grad so überall durch und geniessen eine wunderbare Aussicht zurück in das enge Tal.
Dann verlassen wir die Teerstrasse und kurven wieder über tolle Bergsträsschen durch gar nicht mal so kleine Ortschaften. Mich nimmt ja schon wunder, wovon die Leute hier oben leben können.
Die nächste grössere Ortschaft ist Taliouine. Hier herrscht schon mehr Leben und auch der Tourismus spielt eine grössere Rolle. Ach ja und Bankomaten mit Geld drin gibt es auch. Die nächste Tankfüllung ist gerettet 😉. Wir fahren noch ein bisschen weiter und wollen den nächsten Pass, den Tizi-n-Melloul in Angriff nehmen. Kaum aus der Stadt raus, zischt es plötzlich und Marcel reisst einen Stopp. Shit, der Reifen mit dem Schlauch drin ist platt. Gut haben wir bald mehr Übung im Reifenwechseln, wie die F1-Crew von Ferrari und sind schon bald wieder fahrbereit.
Zum Glück. Denn wir sind uns nicht ganz sicher, ob der angepeilte Pass überhaupt fahrbar ist. Der Reiseführer empfiehlt nämlich eine andere Route, da die Strasse damals verfallen war. Die Passstrecke ist aber wie’s aussieht frisch gemacht und für uns absolut problemlos zu befahren.
Unterwegs biegen wir dann auf eine etwas kniffligere Umfahrung ab und suchen uns da einen Übernachtungsplätzchen auf einer schönen Wiese. Obwohl wir nicht ganz so versteckt stehen, wie wir das eigentlich gerne hätten, kommt die ganze Nacht niemand vorbei und wir geniessen die Aussicht bis in die Schneegipfel des hohen Atlas.
Weiter geht es Richtung Ouarazate. Zuerst absolvieren wir ein bisschen Touristenprogramm und machen einen kleinen Abstecher nach Ait Bennhadou. Und ja, es ist weniger schlimm, wie erwartet, aber doch ein kleiner Kulturschock.
Den Weg auf den Hügel über der alten Stadt muss man sich durch ein Labyrinth an Souvenirshops bahnen. Aber wir sind ja schliesslich auch waschechte Touristen und das eine oder andere Souvenir ist doch auch in unsere Tasche gewandert 😉. Geht da fast nicht anders, obwohl die Verkäufer wirklich nicht aufdringlich sind. Das hatte ich irgendwie anders abgespeichert von meinem letzten Marokkobesuch. Zur Belohnung gibt es ein gar nicht mal so schlechtes Mittagessen auf einer schattigen Gartenterrasse.
Unser nächstes Ziel Ouarazate ist nur noch ein paar Kilometer entfernt. Eigentlich ist der Plan, einen neuen Schlauch für den Reifen zu kaufen, damit wir wieder ein Ersatzrad haben. Blöderweise ist Sontag und Ouarazat eine moderne Stadt mit westlichen Zügen. Was bedeutet, dass am Sonntag natürlich alles geschlossen ist. Mist. Dafür finden wir einen Carrfour Supermarkt. So einen richtigen. Sogar mit grosser Wein-, Bier und sogar Spirituosenabteilung. Wow, ein bisschen wie Weinachten. Kann wohl bei uns kaum einer verstehen, dass man sich so über einen gut sortieren Supermarkt freuen kann… Unsere Vorräte werden grosszügig aufgefüllt und dann geht es zum Camping «A lot of stars». Lustiger Name und sehr nette Betreiber. Sogar ein Begrüssungstee wird uns angeboten. Das wahre Highlight sind die vielen Pfaue. Oder Pfauen? Hmmm…. Leider wird uns erst nachts bewusst, dass die nicht nur hübsch sind, sondern einen sau Lärm machen. Da können die streunenden Hunde also glatt einpacken.
Weiter geht es durch die bekannte Dades Schlucht. Die eigentliche Schlucht ist zwar recht kurz und für mich bei weitem nicht so beeindruckend, wie die benachbarte Thodra Schlucht. Aber die ganze Strecke ist wunderschön, auch wenn der grösste Teil mittlerweile geteert ist.
Nur noch über den Tizi-n-Ouano ist ein etwa 10 Kilometer langes Stück nicht geetert. Mit unseren Autos aber kein Problem zu fahren, auch wenn es teilweise etwas rauh und eng ist. Etwas anders hat das wohl ein deutsches Pärchen empfunden, die da mit dem Wohnmobil der Tochter unterwegs waren. Sie ist ein bisschen blass um die Nase und hat unsere angebotenen Schokokekse als Nervennahrung gerne angenommen. Wir hoffen, der Camper hat es schadlos überstanden und die Tochter muss es nie erfahren 😉.
Auf der Passhöhe bei 2’914 M.ü.M muss dann natürlich noch ein Foto gemacht werden, denn dies ist der wohl höchste Punkt, den wir auf dieser Reise anfahren werden.
Unterwegs machen wir einen Abstecher zu einer Grotte und einer Naturbrücke. Leider sind wir ein bisschen zu doof, die genau Location zu finden. Reiseführer genau lesen oder Track zum Wandern mitnehmen, würde beides helfen. Aaaaaaber nicht so schlimm, wir kommen sicher mal wieder hier hin und dann finden wir es ganz bestimmt. Wir überlegen noch kurz, ob wir grad hier am Fuss des Canyons unser Nachtlager aufschlagen sollen. Wäre nämlich ein schöner und sicherlich ruhiger Platz. Wir sind uns aber nicht ganz sicher, ob es am nächsten Tag zu viel Strecke wäre. Immer etwas schwierig abzuschätzen, in welchem Zustand die Strassen sein werden.
Wir entscheiden uns deshalb, noch bis nach Ilmichil weiterzufahren. Und das ist ein guter Entscheid, denn die Location direkt am See ist toll und die Campbetreiberin ist eine bezaubernde alte Dame. Wir kriegen Tee und Kekse und sie fragt die ganze Zeit, ob wir noch was brauchen und auch ja nicht zu kalt haben und was weiss ich nicht alles. Nach dem vielen Schwitzen geniessen wir die kühleren Temperaturen hier in den Bergen aber so richtig. Ich muss sogar den Schlafsack ganz zumachen zum Schlafen. Boah…
Nach einem Hundespaziergang beim Sonnenaufgang geniessen wir unser Frühstück mit frischem Brot in der Sonne. Hach ein tolles Plätzchen hier. Hier liesse es sich aushalten. Leider denkt sich das wohl auch Martins Toyota. Denn als wir uns endlich losreissen wollen, geht bei dem gar nix mehr. Streik. Frechheit. Zum Glück kennt Martin seinen Toyo in und auswendig und so ist der Fehler schon nach kurzer Zeit gefunden. Stecker wieder zusammenstecken und es geht los. Uff. Wäre ja noch schöner, wenn wir ausgerechnet heute stehengeblieben wären. Wir haben am Abend nämlich ein Date mit Mark. Wir wollen uns nochmals treffen und ein bisschen über Mauretanien und was sonst so gelaufen ist plaudern. Zuerst steht aber noch ein Highlight der ganzen Tour auf dem Programm. Die Fahrt durch eine wirklich wunderschöne Schlucht entlang des Flusses Assif Melloul.
«Leider» wurde die Strasse vor ein paar Jahren frisch gemacht und ist deshalb nicht so abenteuerlich wie früher. Aber die Landschaft hat sich natürlich nicht geändert und ist atemberaubend schön. Vor allem auch, da es überall blüht. Keine Ahnung was das ist. Oleander? Sieht auf jeden Fall super aus.
Nach der Schlucht kommen wir bei der Cathedrale des Roches vorbei. Leider ist die Sonne fototechnisch grad etwas ungünstig. Dennoch wirkt die Felswand imposant. Offenbar diente die Wand schon berühmten Kletterern zur Vorbereitung für den El Capitan.
Nun sind es nur noch 40 Kilometer bis zum Camping. Aaaaaber die haben es in sich. Ich glaube, ich bin noch nie mehr Kurven gefahren auf 40 Kilometern, wie hier. Die Strasse windet sich hoch, bis wir gefühlt fast auf Höhe der Cathedrale sind. Eindrücklich. Was hoch geht, muss natürlich auch wieder runter. Und plötzlich, als wir schon kaum mehr daran glauben, sehen wir wie aus dem Nichts ein wunderschönes Hotel auftauchen. Unser Campingplatz gehört zu diesem Hotel. Gut der Platz war jetzt nix besonderes. Aaaaaber die Sanitäranlagen waren der Hammer. Sowas erwartet man eigentlich eher in einem Wellnesshotel. Ich nehme mir das Recht heraus und küre diese als die schönsten Sanitäranlagen Marokkos!
Mark ist schon da und wir tauschen uns über unsere Reise durch Mauretanien aus. Abendessen gibt es im Hotelrestaurant. Ist zwar hier immer bitseli kompliziert. Bei Ankunft fragt man, ob man hier essen kann. Hm ich weiss es nicht, ich muss den Koch fragen. Der Schläft aber. Ein paar Stunden später kommt der Koch, ja ihr könnt hier essen. Was möchtet ihr? Ja ähm was hast du denn? Etwas wird angeboten (keine Auswahl). Ja gut das nehmen wir. War ein guter Entscheid denn es war also supermegafein. Würde sogar sagen, mein Favoritenessen von der ganzen Reise.
Tja und irgendwie war uns das gestern gar nicht so bewusst, aber ab heute geht es nur noch auf Teer weiter. Fertig Offroad. Die Strasse ist aber wenigstens immer noch mega schön und führt uns entlang des hohen Atlas nach Marrakesch. Dort steuern wir das Camp Le Relais du Marrakesch an. Der Camping liegt ruhig etwas ausserhalb von Marrakesch und hat einen schönen Pool mit vielen gemütlichen Chillecken. Wir haben sogar einen Olivenbaum am Platz und können die Hängematte aufspannen. Juhu, wieder etwas, das nicht für nichts mitgekommen ist. Check! Am späteren Nachmittag nehmen Marcel, Caro und Martin ein Taxi in die Stadt. Da es weit über 30 Grad ist, möchten wir Panja nicht so lange alleine im Auto lassen. Auch wenn die Sonne weg ist. Deshalb bleibe ich auf dem Camping mit ihr. Und ja, ich geniesse den Abend mit einem Buch in der Hängematte doch auch sehr!
Am nächsten Tag hängen wir in erster Linie mal faul rum. Jemand spricht aus, was wir wohl alle denken. Irgendwie fühlt sich das endlich an wie Ferien… 😊
Am Nachmittag nehmen Caro und ich dann ein Taxi in die Stadt. Also gut, zuerst müssen wir eine Stunde auf das Taxi warten. Normalerweise stehen da immer mehrere Taxis vor dem Eingang, sogar morgens um sieben. Aber nun? Nö. Und das obwohl andere Gäste sogar eines bestellt haben um vier. Um viertel vor fünf kommt dann eeeeendlich eines an. Pfffffffffffffffft.
Die Männer haben genug Stadt gehabt und gönnen sich einen klassischen Männerabend mit Pizza und Bier auf dem Camping. Zuerst möchten wir den Garten von Yves Saint Lauren besuchen. Und was soll ich sagen? Wir sind erst etwas fassungslos, dass man hierfür Onlinetickets für eine bestimmte Zeit lösen muss. Hoppala. Willkommen im anderen Marokko. Immerhin können wir das noch rasch im Taxi erledigen. Leider sind wir etwas früh da und müssen und eine halbe Stunde die Füsse in den Bauch stehen. Die nehmen es also SEHR genau. Endlich drinnen, war es dann also na jaaaaaaaaaaaaa. Schon schön, aber irgendwie sind wir grad etwas überfordert mit so vielen Touristen. Und überall werden diese typischen Instagrammfotos gemacht. Schauder. Schnell durchlaufen und weg hier.
Wir gönnen uns ein Tuktuk für den Weg zum grossen Platz. Ist uns doch etwas zu weit zum Laufen. Wir werden allerdings leicht unruhig, als wir sehen, dass unser Fahrer ein paar Krücken griffbereit hat. Na hoffentlich kann er besser fahren wie laufen.
Beim grossen Platz angekommen, stürzen wir uns ins Gewühl der Medina. Hier gibt es ALLES. Man muss es «nur» finden *haha*. Ein paar Stunden und viele gelaufene Kilometer später, haben wir alles zusammen, was wir gesucht haben. Oder auch nicht gesucht, aber was uns gefunden wurde. Oder so. Jeden Tag müsste ich mir das also nicht antun, aber so für einen Abend war es ja mal ganz witzig in diesem Trubel.
Von Marrakesch geht es dann auf der Autobahn Richtung Tanger. Die Strasse ist sehr gut ausgebaut und wir kommen gut voran. Gut okay, man muss auch hier jederzeit damit rechnen, dass jemand über die Autobahn rennt und eigentümlich geladenen Lastwagen verkehren natürlich auch hier. Einzig mit Einkaufen tuen wir uns etwas schwer. Anstatt in einem normalen Supermarkt landen wir irgendwie in einem Laden für Grosshändler. Und der hatte natürlich nicht das, was wir gesucht haben. Aber nun gut, machen wir nochmals einen Versuch, bevor wir auf die Fähre gehen. Der Campingplatz wird zwar grad umgebaut (offenbar seit ein paar Jahren…) aber wir können uns auf den Hotelparkplatz stellen. Toiletten und Duschen können benutzt werden und es gibt auch ein Restaurant mit wirklich toller Aussicht aufs Meer. Das Essen ist zwar na ja sagen wir mal Durchschnittlich. Aber mittlerweilen sind wir also recht unanspruchsvoll, solange wir nicht selber kochen müssen.
Am letzten Morgen in Marokko wollen wir eigentlich um halb neun los Richtung Hafen. Unser Ziel wäre die Fähre um 12 Uhr. Leider macht der Carrefour erst um neun Uhr auf. Also trödeln wir noch bissel rum. Dann kurz in den Laden rein und die Mitbringsel die noch fehlen holen. Dann noch das restliche Bargeld vertanken. Leider nehmen die keine Karte. Müssen wir also nochmals anhalten. Am Hafen merken wir dann, dass die Fähre doch schon um 11 geht. So von wegen Zeitverschiebung und so. Oups das könnte knapp werden. Na vielleicht hat sie Verspätung. Hier anstehen, da anstehen und dann eeeeewigs auf das gescannt werden warten. An der Grenze zu Mauretanien wurden nur die grösseren Autos gescannt. Hier wird aber alles gescannt. Sogar Motorräder… Dementsprechend daaaaauert es natürlich. Und grad als unser Auto fertig ist mit scannen sehen wir die Fähre aus dem Hafen fahren. Mit einer knappen halben Stunde Verspätung. Pffffffffffffffffffffffffffffft.
Die nächste Fähre sollte um zwei gehen. Inshallah… Wie könnte es auch anders sein, DIE Fähre hat dann natürlich gut 1.5 Stunden Verspätung. Nagnag. Ist doch immer so *seufzg*. Schlussendlich ist es also nach 18 Uhr, bis wir vom Schiff fahren. Und anstatt noch ein Stück zu fahren, peilen wir nur grad noch den nächsten Camping an. Das war anders geplant. Aber na ja, das letzte Mal Afrika für diese Reise. Dafür gibt es im Campingrestaurante ein supermegaleckers Thailändisches Abendessen. Irgendwas Gutes kommt ja immer dabei rum…
Und nun geht es noch die letzten 2000 Kilometer nach hause.