Entlang der Erzeisenbahn zurück nach Marokko

Vollgetankt und mit aufgefüllten Wasservorräten machen wir uns auf den Weg Richtung Erzeisenbahn. Wir sind alle sehr gespannt darauf, was uns hier erwartet. Denn im Vorfeld haben wir gelesen, dass die Strecke in diesem Jahr in ausgesprochen schlechtem Zustand sein soll und dementsprechend ausgesprochen schwierig zu fahren. Hm…

Die ersten 100 Kilometer führen uns auf einer guten Teerstrasse nach Norden. Kurz vor den Gleisen geht es dann links weg. Für die nächsten 400 Kilometer werden wir, mit einer Ausnahme, immer südlich von den Gleisen bleiben. Denn die Bahnstrecke führt relativ nahe entlang der Grenze von Mauretanien und Marokko. Und dort wurde in Trump Manier ein kilometerlanger Sandwall errichtet, der mit Landminen versehen ist. Und nein, da will man nicht in die Nähe kommen.

Nach den ersten paar Kilometern machen wir ganz in der Nähe der Gleise Mittagspause. Und wir haben Glück, soeben kommt der Zug.

Die Erzeisenbahn ist mit einer Länge von 2.5 Kilometern der längste planmässig verkehrende Zug der Welt. Wir haben einmal mitgezählt, vier Loks und an die 180 Wagen hingen da dran. Der Zug bringt Eisenerz von den Abbaugebieten in der Wüste über 600 Kilometer bis zum Verladehafen am Meer. Drei Mal in der Woche wird auch ein Passagierwagen angehängt und sogar Autos werden darauf transportiert. Wir haben uns aber für das selber fahren entschieden.

Nach dem Mittagessen wartet das erste grosse Tiefsandfeld auf uns. Und ja, der Sand ist tief und die Autos müssen ziemlich arbeiten. Wir fahren uns aber nie fest. Nur die Autos kriegen ein bisschen gar fest heiss. Wir haben uns immer gewundert, ob die Temperaturanzeige bei uns überhaupt funktioniert, da die Nadel noch nie über die Hälfte geklettert ist. Aber ja, sie funktioniert und kann sogar bis kurz vor rot gehen. Oups. Motorhaube auf und abkühlen lassen. Weiter geht es dann ein bisschen gemächlicher und bald ist das Tiefsandfeld überstanden.

Kurze Zeit später überqueren wir doch für einmal die Gleise (keine Angst, da ist die Grenze noch weiter weg 😉) um zum drittgrössten Monolithen der Welt, dem Ben Amira, und seiner kleinen Schwester Ben Aisha zu kommen. Bei Ben Aisha sind seit einem Festival vor ein paar Jahren Kunstwerke aus Stein zu bewundern.

Der grosse Bruder Ben Amira könnte offenbar auf mehreren Kletterrouten bestiegen werden. Wir suchen uns in seinem Schatten ein gemütliches Plätzchen und versuchen, uns nicht allzu sehr von den ganzen Fliegen verrückt machen zu lassen. Und jesses ist das mal wieder heiss. Selbst nachts kühlt es kaum ab und wir schwitzen in den Dachzelten vor uns hin. So langsam aber sicher fange ich an, von Schnee zu träumen.

Am nächsten Tag wollen wir so weit wie möglich kommen und wir stellen uns deshalb auf einen laaaangen Tag ein. Schlussendlich wird es dann aber gar nicht so schlimm, denn wir kommen erstaunlich gut voran. Nur ein grösseres Sandfeld mit Tiefsand ist zu bewältigen. Durch unsere Tiefsanderfahrung der letzten Tage aber ein Klacks für uns. Der Rest der Strecke ist gut zu fahrende Piste. Wir können also das Theater um den Zustand der Strecke so überhaupt nicht nachvollziehen. Aber da sieht man es mal wieder, jeder hat ein anderes Empfinden was Strecken und deren Schwierigkeiten anbelangt.

Ziemlich viel Eisen liegt überall rum

Die letzten angepeilten Dünenfelder erreichen wir am späteren Nachmittag und da findet sich nochmals einen superschönen Campspot. Mauretanien lässt uns also auch am letzten Abend nicht im Stich. Der einzige Wehrmutstropfen? Es windet wie Sau und bläst uns den Sand um die Ohren und auch sonst überall hin. Tja, man kann nicht alles haben.

Das schöne am Sandsturm sind die Sonnenuntergänge

Nun ist er da, unser letzter Tag in Mauretanien. Fühle mich ja schon ein bisschen wehmütig, auch wenn noch fast drei Wochen Marokko vor uns liegen. Es fühlt sich ab sofort aber definitiv als Heimweg an. Aber zuerst muss mal wieder die Grenze bewältigt werden. Das dauert zwar auch fast zwei Stunden, ist aber eigentlich soweit unkompliziert. Ausser dass mein Länderaufkleber SEHR genau inspiziert wird. Denn für Marokko gibt es die Westsahara ja gar nicht. Deshalb sind streng genommen Karten und Aufkleber verboten, in denen die Grenze eingezeichnet ist. Mein Aufkleber hat zum Glück keine Grenze. Aber es waren zwei autonome Grenzgebiete eingezeichnet. In weiser Voraussicht habe ich die schon vor ein paar Tagen weggegrübbelt. Ein guter Entscheid, denn obwohl die zwei Beamten lange diskutieren, können sie mir offenbar nix und der Kleber darf bleiben.

Im Niemandsland

Da Marokko nach dem Ramadan die Zeit eine Stunde vorgestellt hat, erreichen wir das Hotel in Daklah dann aber doch erst spät. Es reicht gerade noch für eine Dusche. Dafür gibt es ein wirklich mega leckeres Abendessen in der Villa Daklah, auf der Terrasse direkt am Meer. Haben wir uns verdient!

Das Moto der nächsten Tage: Kilometerfressen. Denn wir müssen wieder durch die Westsahara durch, um in den Süden von Marokko zu kommen. Aber die Strasse ist gut zu fahren, teilweise sogar sowas ähnliches wie eine zweispurige Autobahn und wir kommen soweit gut voran.

Die einzige Abwechslung sind die diversen Schiffswracks, die vor der Küste auf Grund gelaufen sind.

Auf dieser Fähre sollen sogar die Autos noch drauf sein

Die erste Nacht können wir in Llayoune auf einem Parkplatz direkt am Meer mit Zugang zu Toilette und Dusche übernachten. Nix luxuriöses aber ausreichend. Und ein wunderschöner Sonnenuntergang gibt es noch gratis dazu. Aber jesses war das ein Trubel am Strand. Keine Ahnung, ob aktuell grad Frühlingsferien sind im Marokko aber auf jeden Fall hat es gewimmelt von Familien mit Kindern. Da werden kann dutzende Zelt direkt am Strand aufgebaut und es wird darin gekocht und im Meer gebadet.

Weiter geht es zur letzten Mammutetappe. Da wir Mittag endlich mal wieder durch einen Ort fahren, gibt es sogar ein sehr leckeres Mittagessen. Zur Auswahl steht Tajine mit Poulet oder gegrillter Fisch. Braucht man wenigstens nicht ewigs für die Entscheidung. Etwas ähm ja speziell ist vielleicht, dass nebendran grad der Metzger ist und die ganzen toten Viecher von der Decke hängen. Da könnte man sich Fleischspiesse bestellen, die dann grad auf dem bereitstehenden Grill gebraten werden. Frischer geht wohl kaum aber ich bleibe bei der Tajine. Während des Essens kommt grad noch eine Ladung mit Schafnachschub an. Gewöhnungsbedürftig für uns aber so isses halt.

Da wir gut vorwärtskommen und schon nachmittags in Tan-Tan sind, entscheiden wir uns noch in den nächsten Track einzusteigen. Ein guter Entscheid, denn wir finden einen wunderschönen Übernachtungsplatz in den Bergen. Caro und Marcel machen noch einen Spaziergang auf den nächsten Hügel und ich backe einen Kuchen. Denn Caro hat morgen Geburtstag und das muss natürlich gebührlich gefeiert werden. Gut, der Kuchen ist jetzt nicht soooo hübsch geworden, aber schliesslich zählt ja die Geste 😉.

Zur Geburtstagsfeier am nächsten Morgen kommen dann noch ein paar Dromedare vorbei. Normalerweise sind die recht scheu und kommen einem nicht zu nahe. Aber diese Gruppe ist recht neugierig und einen kann ich sogar an der Nase streicheln. Nach dem gemütlichen Frühstück mit Geburtstagskuchen geht es weiter auf der Piste Richtung Assa. Unser Ziel ist der Campingplatz in Icht, auf dem wir mit Mark schon einmal waren. Denn wir wissen, da gibt es leckeres Essen. Irgendwie haben wir aber die Piste etwas unterschätzt. Die Fahrt ist zwar schön, die Kilometer wollen nicht weniger werden.

Deshalb ist es fast schon halb acht, als wir endlich beim Camping ankommen. Aber immerhin können wir trotzdem noch ein Abendessen bestellen. Also ab unter die wohlverdiente Dusche und dann lecker Fleischspiesse mit Pommes essen. Danke Caro nochmals für die Einladung!

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