Nach den ereignisreichen Tagen in Bosnien ist uns nach einem Tag Pause auf einem hübschen Camping am Meer. Das stellt sich aber zuerst als gar nicht so einfach heraus. Aus den vielen Küstenorten picken wir uns Biograd na Moru heraus, da es dort mehrere Campings gibt. Wir sind recht erstaunt, wie viel hier im September noch los ist. Erst auf dem dritten Camping haben wir Erfolg und bekommen die letzten zwei Plätze. Und das wohl nur, weil zumindest einer der Platz sehr klein ist. Nur mit viel Zirkeln bringen wir unsere Autos unter. Obwohl der Platz auf den ersten Blick jetzt nicht grad Begeisterungsstürme auslöst, stellt er sich dann doch als Glücksfall heraus. Es ist sehr ruhig, da nur etwa 20 Stellplätze. An uns grenzt ein Olivenhain und durch die Bäume haben wir sogar ein bisschen Meerblick. Der Strandabschnitt ist zwar klein, aber es gibt einen Steg, damit man nicht über die Steine laufen muss, und sogar Liegestühle. Ausserdem führt direkt vom Camping ein Fussweg der Küste entlang. Etwas, das man sonst in Kroatien nicht sehr oft hat. Wir pflänzen den ganzen Tag vor uns hin, geniessen das Baden im Meer und gönnen und ein leckeres Mittagsessen im fussläufig erreichbaren Städtchen. Auch das Wetter spielt mit, tagsüber ist es an die 30 Grad und das Meer noch angenehm warm.


Ich könnte es so zwar noch länger aushalten, aber wir wollen ja noch was vom Land sehen. Also fahren wir weiter Richtung Norden. In der Nähe von Zadar biegen wir auf unseren ersten Track in Kroatien ab. Dieser führt durch eine spektakuläre Landschaft, in der die Winnetou Filme gedreht worden sind. Es gibt sogar eine Gedenktafel an Pierre Briece und der Slovakische Fanclub hat eine Fotowand aufgestellt. Muss glaub die Filme mal wieder schauen, ob ich die Landschaft wiedererkenne.



Wenn wir schon grad da in der Gegend sind, suchen wir auch noch die Stelle im südlichen Velebit Nationalpark auf, an der Jannik und ich vor drei Jahren den Toyota um ein Haar versenkt haben. Wir haben Hilfe gebraucht von ein paar kroatischen Offroadern, um da wieder rauszukommen. So ohne Wasser sieht die Wiese allerdings ziemlich harmlos auf. Aber unsere Bergehölzer liegen also noch da…

Weiter geht es auf einem offenbar wenig befahren und ziemlich rauhen Track wieder vom Berg runter. Marcel glaub mir erst nicht so recht, dass ich das schon mal alleine gefahren bin. Zum Glück gibt es Aufzeichnungen…

Nachdem wir alle ziemlich durchgeschüttelt worden sind, suchen wir das nächste Camp auf bei den Zrmanja Kaskaden. Auch hier sind wir ziemlich erstaunt, wie viel Betrieb herrscht. Der Teil mit Stromanschluss ist gut voll. Wir ergattern uns ein schönes Plätzchen auf der grossen Wiese direkt am Fluss. Jetzt im Sommer sind es nur drei kleine Fälle. Im Frühling stürzt das Wasser auf der ganzen Breite über die Kaskaden. Das Camp vermietet Kanus, damit man den Flusslauf erkunden kann. Auch Touren kann man buchen. Hier könnte man es bestimmt länger aushalten.
Die anderen kneifen, obwohl das Wasser gar nicht mal sooo kalt ist. Also wage ich mich alleine in den super klaren Fluss und schwimme zu den Wasserfällen. Der Weg zurück zum Camp wird dann zwar etwas unentspannter, nachdem beim Wasserfall eine kleine Wasserschlange vor meinen Füssen davongeschwommen ist. Brrrrrrrrrrrr. Bin ja nicht soooo Fan von Gekreucht mit acht oder mit gar keinen Beinen…


Die Autos laufen beide einwandfrei, auch unserer hat sein kurzes Zwischentief offenbar überwunden. Aber unsere Ausrüstung braucht kleine Anpassungen. Deshalb holt Martin seinen heiligen Werkzeugkoffer hervor. Und klein Eva macht sich umgehend daran, die Werkzeuge auf Ihre Funktionalität zu überprüfen.

Nun stehen zwei Tracks auf dem Programm, die ich ebenfalls vor drei Jahren bereits gefahren bin. Der erste führt etwas weiter südlich wieder über den Bergkamm auf die andere Seite. Der Track ist schön, aber nicht mehr so spektakulär wie im Winnetouland. Gegen Ende wird der Weg wieder ziemlich ruppig und ähnelt eher einem Bachbeet. Lustig ist, dass quasi mitten im Bachbeet plötzlich fast zugewachsene Schilder einen Bahnübergang ankündigen. Und prompt steht man im Nirgendwo auf den Bahnschienen.


Da wir zeitlich gut dran sind, machen wir noch einen Abstecher zu einem verfallenen Militärirgendwas. Nicht mal Chat GPT kann uns beantworten, was das einmal war. Kurz vor der «Festung» kommt uns ein Motorradfahrer entgegen. Kaum oben angekommen, hält der gleiche Motorradfahrer neben uns. Was er wohl will, dass er extra umgedreht hat. Er versucht was zu erklären, wir verstehen uns aber nicht. Kurzerhand zückt er sein Handy, spricht mit jemandem und reicht Marcel das Handy weiter. Am anderen Ende ist sein Cousin, der uns auf Deutsch erklärt, dass wir vorsichtig sein sollen und uns keinesfalls ausserhalb des Zaunes und neben der Strasse bewegen sollen. Hier sei noch alles vermint. Das stimmt zwar wohl nicht mehr, denn also ich vor drei Jahren da war, hingen überall noch Warnschilder im Wald. Diese sind nun nicht mehr da und auch auf unserer Karte ist das Gebiet nicht mehr als Minengebiet markiert. Aber egal, mega lieb, dass er sich Sorgen gemacht und uns extra nachgefahren ist! Bei der Gelegenheit mache ich mich noch bitseli schlau und lese, dass Corona offenbar die «Entminung» des Balkans verzögert hat. Bis 2026 sollten aber endlich alle Gebiete in Kroatien minenfrei sein. In Bosnien sieht das leider noch ganz anders aus, da liest man als Ziel 2060. Krass!

Übernachten tun wir auf einem meiner Lieblingscamps, dem Kamp Velebit oder von uns auch «Hobbit-Camp» genannt. Das Camp ist total liebevoll gemacht und bietet in einfacher Ausführung alles, was das Camperherz begehrt. Ausreichend Sanitäranlagen, eine Küche, Sitzplätze, Feuerstelle etc. Zu seinem Spitznamen kommt es, da man auch in «Erdhöhlen» schlafen könnte, die einen an das Hobbit-Land erinnern. Nach einem leckeren Abendessen mit Grilladen, Tomatensalat und Rösti werden wir mit einem wunderschönen Abendhimmel überrascht.

Weiter geht es durch den Velebit Nationalpark. Dieser hat hier einen ganz anderen Charakter, wie noch im «Winnetouland». Die Strecke führt hauptsächlich durch Wald aber gerade am Anfang hat man immer wieder tolle Ausblicke in die felsige Landschaft.


Ein kleiner Abstecher entfernt liegt das Bärenrefugium Kuterevo. Hier kümmern sich Voluntaris um gerettete Bären. In drei Gehegen sind aktuell acht Bären unterschliedlichen Alters untergebracht. Also theoretisch. Denn bei unserem Besuch zeigt sich kein einziger. Vermutlich machen alle grad Mittagsschlaf. Uns wird angeboten, auf dem Parkplatz zu übernachten. Vielleicht bietet sich gegen Abend die Chance, die Bären zu sehen. Und so ist es dann auch. Als wir uns nochmals auf machen, um die Bären zu suchen sind alle aktiv. Zwei jüngere Bären spielen miteinander und flitzen durch das Gehege. Bei den älteren geht es eher gemächlich zu. Die einen fressen Gras, die anderen suchen Früchte in Asthaufen. Bestes Timing und ein eindrückliches Erlebnis, diesen Tieren so nahe zu kommen.



Nach den vielen Eindrücken der letzten Tagen haben wir nochmals das Bedürfnis nach ein bisschen Pause. Wir entscheiden uns, nochmals einen halben Tag am Meer einzulegen. In Kroatien bietet sich dies an, da die Wege von den Offroadstrecken in den Bergen zu den Strängen vergleichsweise kurz sind. Deshalb fahren wir heute nur eine kurze, aber Landschaftlich sehr schöne und «typisch kroatische» Etappe mit fast konstantem Meerblick.


Am Meer angekommen, steuern wir das Camp Punta Povile an. Wieder haben wir ein gutes Händchen bei der Auswahl. Das Camp bietet verschiedene Stellplätze, teilweise im Wald, teilweise exponiert mit direktem Meersicht. Da wir früh da sind, finden wir zwei schöne Plätze nebeneinander mit Meersicht in alle Richtungen. Eva geniesst das Planschen und «Sändelen» oder eher «Kieselen» und ich das Schwimmen. Obwohl das Meer da also sehr speziell ist. Irgendwie herrschen verschiedene Strömungen und das kristallklare kalte und warme Wasser vermischt sich fast nicht. Das führt dazu, dass die Füsse kalt, der Bauch warm und die Schultern arschkalt haben. Sehr schräg. Wir finden dann noch eine kleine Bucht auf der anderen Seite des Campings, wo das Phänomen etwas weniger ausgeprägt ist. Dort ist das Wasser in Ufernähe aber ebenfalls deutlich kälter, wie etwas weiter draussen. Sehr speziell!

Nachts hat es etwas geregnet und am Morgen türmen sich ringsum dunkle Wolken auf. Google und unsere Wetterapps warnen schon seit gestern vor schweren Unwettern in der Gegend. Zuerst hält sich das Wetter noch und wir fahren einen schönen Track mit toller Aussicht.

Dann fängt es aber doch an zu schütten und will nicht mehr aufhören. Bei einem kurzen Stopp am Winnetou Filmset sind wir innerhalb kurzer Zeit pitschnass.


Anstatt besser wird es immer schlimmer, es schüttet wie aus Kübeln. Kriegsrat. Der nächste Track durch die Berge macht so keinen Sinn, da wir eh nichts sehen. Ausserdem macht Camping bei dem Wetter auch nur mässig Spass. Also entscheiden wir uns kurzfristig, in Rijeka eine Wohnung zu mieten. Der Vermieter reagiert schnell und schon eine Stunde später stehen wir in der trockenen Wohnung. Schütten tut es immer noch so stark, dass sich das Trottoir in einen Bach verwandelt und bei den Häusern die Keller volllaufen. Das war ein guter Entscheid mit der Wohnung. Selbst auf dem Weg zum Restaurant werden wir nochmals kräftig geduscht. Nach dem sehr leckeren Essen, haben sich unter unseren tropfnassen Jacken kleine Pfützen gebildet. Zum Glück hat der Regen endlich aufgehört und Marcel und ich machen noch einen Spaziergang durch die hübsche Altstadt und durch den Hafen und bewundern die Bonzenyachten, die da auf Ihre Besitzer waren.

Am nächsten Morgen guckt zum Glück bereits wieder die Sonne hervor. Deshalb entscheiden wir uns, wieder zurück in den Berge und den ursprünglich geplanten Track doch noch zu fahren. Der Weg führt durch Wald, Wald und nochmals Wald entlang der slowenischen Grenze. Aber sehr schönen Wald!

Nur an einer Stelle gibt es die Möglichkeit, zu einer Radarstation hochzufahren. Die Möglichkeit nutzen wir natürlich, auch wenn es dort oben saumässig windig und kalt ist. Tapfer machen wir Mittagspause im Windschutz der Hütte.


Nach 3 Wochen ist er nun gekommen, der letzte gemeinsame Abend. Caro, Marin und Eva machen sich Morgen auf den Weg in Richtung Norden, Marcel, Panja und ich fahren Richtung Westen. Wir finden einen schönen Camping in Slowenien und gönnen uns im Restaurant ein leckeres Abschiedsessen. Lasagne und Istrischen Eintopf. Nachts werden wir durch röhrende Hirsch in den umliegenden Wäldern lange wachgehalten. So laut und so intensiv habe ich das noch nie gehört! Ein spezielles Erlebnis und ein würdiger Abschied für unsere gemeinsame Reise!

Auf dem Heimweg durch Slowenien besuchen wir die Höhlenburg Predjama. Wie auch immer man auf die Idee kommt, eine Burg in einen Fels zu bauen. Ich glaube kaum dass man damals schon an die Einnahmen durch Touristen gedacht hat. Ein eindrücklicher Bau ist es allemal und lohnt den Besuch!

Weiter geht es durch eine unerwartet kurvige und schöne Strecke in Richtung Socia Tal. Denn unser Ziel ist es, über den Stol Pass zu fahren. Offenbar war die Strecke diesen Sommer gesperrt, da ein Teil betoniert wird. Google meint aber, dass die Strasse nun wieder offen ist. Hoffen wir mal das Beste. Mittags ziehen dunkle Wolken auf. Natürlich genau in der Richtung, in der der Pass liegt. Dann gehen die Schleusen auf und das Gewitter hat uns erreicht. Was tun? Einen Bergpass zu fahren bei dem Wetter ist vielleicht nicht die allerbeste Idee. Der Wetterradar meint aber, dass nun das Gröbste durch ist. Hoffen wir das App hat recht. In der Tat hört der Regen langsam auf. Allerdings kommt nun Nebel auf. Ürks. Einmal mehr haben wir auf dieser Reise Wetterglück, bei den letzten Kehren löst sich der Nebel auf und wir sehen das ganze Panorama. Wow!


Was für ein Abschluss dieser wirklich grandiosen Reise!



























